Mitten in Vaterstetten:Ein Promi macht Schule

Im Landkreis wohnen einige Berühmtheiten, einer davon hat es jetzt in den bayerischen Lehrplan geschafft.

Glosse von Wieland Bögel, Vaterstetten

Mit der Prominenz ist das ja so eine Sache, eine mindestens zweischneidige nämlich. So wünschen sich viele, die es nicht sind, sie währen berühmt. Umgekehrt geht so manchen Promis ihre Prominenz gelegentlich auf die Nerven, so dass sie sich von der Öffentlichkeit möglichst zurückziehen oder sie nur in Verkleidung aufsuchen. Weshalb strenggenommen niemand so genau die aktuelle Promi-Populationsdichte einer gewissen Region benennen kann: War der Typ mit der Sonnenbrille beim Bäcker nicht der Dings? Oder die mit der großen Mütze nicht die, die in dem bekannten Film mitspielt? Und wohnen die vielleicht hier in der Nähe? Auch im Landkreis Ebersberg soll dergleichen gelegentlich vorkommen, einen besonderen Prominenten, von dem man nicht wusste, ob er wirklich hier wohnt, vermutete man bis vor einiger Zeit in der Vaterstettener Gegend.

Wer nun an Schauspielerei, an Volks- oder auch an Filmmusik vielleicht noch an Politik und Wissenschaft denkt - hat sich geirrt. Zwar waren und sind Promis dieser Professionen in der Großgemeinde durchaus heimisch, allerdings ist das hinlänglich bekannt. Zudem zeichnen sich jene Prominente durch eine gewisse Gefälligkeit aus, sprich: Man mag oder zumindest schätzt sie. Das gilt für den anderen Promi nur sehr bedingt, eigentlich sogar überhaupt nicht. Dieser wurde bis vor gut einem Jahr eines Wohnsitzes im äußersten Westen sowohl des Landkreises als auch der Großgemeinde verdächtigt. Denn im benachbarten Landkreis München war eine solche Bleibe nachgewiesen. Seine Prominenz hatte er dort und sonst auch überall, wo er sich sicher blicken ließ, der Tatsache zu verdanken, dass er die Art von Promi ist, der gerne etwas kaputtmacht. Doch während sich die klassische Hardrockband traditionellerweise mit dem Demolieren von Hotelzimmern begnügt, fängt dieser Promi mit so Kleinkram gar nicht erst an. Er zerlegt ganze Wälder. Spätestens hier ist klar, um wen es geht, genau: Den Asiatischen Laubholzbockkäfer.

Der hatte ab 2012 im Nachbarlandkreis einigen Schaden an- weswegen eine Quarantänezone eingerichtet wurde, die auch die Gemeinde Weißenfeld umfasste. Seit Anfang vergangenen Jahres indes ist diese aufgehoben, weil sich der Käfer fünf Jahre lang nicht blicken ließ. Doch nun hat er sein Comeback und zwar, wie es sich für Promis gehört, auf dem Bildschirm. Gut, ein Blockbuster mit Explosionen, Autoverfolgungsjagden und exotischer Kulisse ist es jetzt nicht geworden, eher Bildungsfernsehen: Seit vergangener Woche ist Anoplophora Glabripennis, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, auf der Schul-Plattform "Mebis" zu sehen. Ob er darüber hinaus gelegentlich mit Mütze und Sonnenbrille bei einem Bäcker in der Region einkauft, kann man natürlich trotzdem nie ganz ausschließen.

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