In der Vorweihnachtszeit werden traditionell Wunschzettel geschrieben, das ist am Ebersberger Landratsamt nicht anders. Doch auf den Anträgen der Verwaltung an die Behördenleitung stehen nicht etwa neue Spielekonsolen, sondern zusätzliche Kolleginnen und Kollegen, um die immer umfassender werdende Arbeit bewältigen zu können. Eine frohe Bescherung wird heuer aber nur recht wenigen Abteilungen vorbehalten sein, denn von den 34 beantragten Stellen wurden lediglich 16 genehmigt.
Das hat natürlich finanzielle Gründe, wie Landrat Robert Niedergesäß (CSU) in der jüngsten Sitzung des Kreis- und Strategieausschusses erklärte. Vergangenes Jahr habe man ob der Corona-bedingten Unsicherheit einen kompletten Einstellungsstopp verhängt - wohlwissend, dass neues Personal eigentlich zwingend notwendig sei. "Es ist bayernweit festzustellen, dass die Aufgaben wachsen und irgendwie bewältigt werden müssen", sagte Niedergesäß. Deshalb sollen am Landratsamt in 2023 auch wieder neue Stellen geschaffen werden, allerdings deutlich weniger, als sich die Verwaltung gewünscht hätte. Der Stellenplan sei sicher nicht zur Zufriedenheit aller Abteilungen und Sachgebiete, räumte auch der Landrat ein. Weil zusätzliches Personal viel Geld kostet und der Landkreis knapp bei Kasse ist, hat man sich auf das absolut notwendigste beschränkt.
Wegen der Wohngeldreform ist ein zusätzlicher Mitarbeiter in der Behörde notwendig
Dazu zählt etwa neues Personal zur Unterstützung des Klimaschutzmanagements im Landkreis. Um das selbst gesteckte Ziel zu erreichen, bis 2030 frei von fossilen Energieträgern zu sein, sollen nächstes Jahr ein weiterer Klimaschutzmanager in Vollzeit und ein sogenannter Klimafolgenanpassungsmanager eingestellt werden. Um die digitale Ausrüstung in Landratsamt und Schulen soll sich derweil ein weiterer Systemadministrator kümmern, für den reibungslosen Schulbetrieb am Vaterstettener Gymnasium soll ein dritter Hausmeister sorgen. Ebenfalls neu geschaffen wird die Stelle eines Sachbearbeiters oder einer Sachbearbeiterin, die die rasant steigende Anzahl von Wohngeldanträgen abarbeiten soll.
Deutlich mehr Bürokratie fällt auch im Bereich Schwertransporte an, nicht zuletzt durch den Umzug des Maschinenbauers Krauss-Maffei nach Parsdorf. Ein spezieller Sachbearbeiter soll sich künftig um die rund 1000 zusätzlichen Anträge im Jahr kümmern. Neben einem Digitalisierungs- und Prozessberater, einem Sachbearbeiter im Bereich Ausländer und Asyl sowie ein Mitarbeiter für die Betreuungsstelle sollen insgesamt acht Reservestellen geschaffen werden, die im Notfall je nach Bedarf besetzt werden können.
Trotz neu geschaffener Stellen ist es schwierig, geeignete Bewerber zu finden
Leer ausgegangen ist hingegen das Kreisjugendamt, das sich unter anderem einen zusätzlichen Sozialpädagogen, einen Sachbearbeiter in der Kindertagesstättenaufsicht oder einen Mitarbeiter für das "Spielkistl" gewünscht hätte. Keine der Stellen wurde von den Kreisräten genehmigt. Gleiches gilt für die Jobs eines Sachbearbeiters in den Bereichen Fundraising, Einbürgerung, Straßenverkehr, ÖPNV oder für den Vollzug der Datenschutzgrundversorgung. All diese Stellen wurden vorerst in der Priorisierung zurückgestellt.
Auf das Jugendamt bezogen fragte sich Ulrich Proske (SPD) deshalb, ob man mit dem derzeitigen Personalstand überhaupt alle Pflichtaufgaben bewältigen könne. Finanzmanagerin Brigitte Keller verwies daraufhin auf die freien Reservestellen, auf die notfalls auch das Jugendamt zurückgreifen könne. Dass eine geschaffene Stelle nicht automatisch auch neue Mitarbeiter bedeutet, gab derweil Landrat Niedergesäß zu bedenken. "Es ist jetzt schon Realität am Landratsamt, dass Stellen über einen längeren Zeitraum nicht besetzt sind", sagte er mit Blick auf den leer gefegten Bewerbermarkt. Wie und ob der nun beschlossene Stellenplan tatsächlich mit Leben gefüllt werden kann, wird sich also erst im nächsten Jahr zeigen.

