Nächster Halt: Ebersberg Süd. Das könnte man in einigen Jahren aus dem Lautsprecher der S-Bahn hören, zumindest wenn es nach einem nun vorgestellten Gutachten zum Bahnausbau in der Region München geht. Empfohlen wird darin, zwischen Grafing und Ebersberg nicht nur das seit Jahrzehnten geforderte Ausweichgleis zu bauen, sondern auch gleich einen weiteren Bahnhof für die Kreisstadt. Für Pendler auf dem äußersten Außenast der S-Bahn ist beides durchaus eine gute Nachricht, bedeutet es doch mehr Zuverlässigkeit und für manche auch noch kürzere Wege zum Bahnhof. Wie kurz oder wie lang indes der Weg zu diesem Ausbauprojekt sein wird, muss sich noch zeigen.
Denn so gut die aktuelle Mitteilung aus dem bayerischen Verkehrsministerium auch klingt: Beschlossen ist noch gar nichts. Das Gutachten empfiehlt zwar eine Weiterverfolgung des Vorhabens, dieses befindet sich allerdings derzeit in einem äußerst frühen Planungsstadium, vieles ist unklar. Das beginnt schon bei den Kosten: Rund 16 Millionen Euro sollen diese betragen - allerdings berechnet aus dem Preisniveau von 2016 und ohne Planungskosten. Ebenfalls noch nicht eingepreist ist eine mögliche Erweiterung um ein zweites Ausweichgleis zwischen Grafing-Stadt und Grafing-Bahnhof. All das entscheidet letztlich darüber, wie am Ende das Kosten-Nutzen-Verhältnis ausfällt und dieses wiederum darüber, ob die neue Strecke wirklich gebaut wird - oder zumindest wann.
Seit 50 Jahren steht der Bahnhof in den Plänen
Denn dass auf dem Abschnitt längst zu viel Verkehr für ein einziges Gleis unterwegs ist, hat einen eher geringen Neuigkeitswert, genau wie die Tatsache, dass man in Ebersberg ruhig mehr als einen Bahnhof brauchen könnte. Davon sind sogar die Planer der S-Bahn in den 1960er und 70er Jahren ausgegangen, die damals schon eine Station Ebersberg Süd auf ihre Landkarten eingezeichnet haben. Dass trotzdem nicht schon vor Jahren in den S-Bahn-Ausbau eingestiegen wurde, liegt unter anderem an der enormen Belastung durch Planung und Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke: Es gibt schlicht und einfach weder genug Leute noch genug Geld, nebenher noch andere Projekte umzusetzen. Die Strecke nach Ebersberg steht da ja nicht alleine auf der Liste, zehn weitere Vorhaben im Regionalverkehr wurden nun ebenfalls für die Weiterverfolgung empfohlen. Dass es die Ressourcen dafür nicht schon früher gab, ist auch eine politische Entscheidung, schließlich muss der Ausbau ja bezahlt werden.
Dass man diesen jetzt nicht nur in Ebersberg offenbar ernsthaft angehen möchte, hat vermutlich genau einen Grund: Der drohende Verkehrskollaps der Metropolregion München. Geht das Bevölkerungswachstum dort so weiter wie bisher - wogegen absolut nichts spricht, selbst Corona hat hier nur zu marginalen Verzögerungseffekten geführt - muss der öffentliche Nahverkehr leistungsfähiger werden. Ebersberg Süd ist nur der Anfang.