Inklusion im Landkreis Ebersberg:Alles ganz normal

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Freuen sich auf die Gäste aus Frankreich: VdK-Kreisvorsitzende Doris Rauscher, Ebersbergs Bürgermeister Ulrich Proske und Peter Hölzer vom städtischen Amt für Familie und Kultur. (Foto: Christian Endt)

Die französische Delegation der Special Olympics ist kommende Woche zu Gast in der Kreisstadt. Dort erwartet sie ein umfangreiches Programm. Das Besondere dabei: Mitmachen ist ausdrücklich erwünscht.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Wenn irgendwo eine Delegation Spitzensportler zu Besuch kommt, ist der gemeine Fan meist außen vor, mehr als den einen oder anderen kurzen Blick auf die Athleten gibt es oft nicht. Anders in der kommenden Woche in Ebersberg, die Kreisstadt empfängt als Host Town der Special Olympics - die am 17. Juni in Berlin beginnen - für zwei Tage die Delegation aus Frankreich. Insgesamt 96 Gäste werden erwartet und das Programm ist vor allem eines: zum Mitmachen.

Das hat natürlich mit dem Gedanken hinter den Special Olympics zu tun, der Inklusion. An der Veranstaltung in Berlin werden rund 7000 Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung teilnehmen. Bevor die Spiele beginnen, besuchen die aus mehr als 190 Nationen anreisenden Gäste die bundesweit 219 Host Towns, 38 davon liegen in Bayern.

Dass Ebersberg darunter ist, liegt unter anderem am hiesigen Kreisverband des VdK, wie dessen Vorsitzende Doris Rauscher erklärt. Vor etwa einem Jahr war der Sozialverband auf die Stadt zugekommen, mit der Idee, sich als Gastgeber zu bewerben. Dort sei man auch gleich überzeugt gewesen von der "Mission Host Town", wie Bürgermeister Ulrich Proske sagt - die konkrete Planung derselben gestaltete sich dann aber durchaus anspruchsvoll.

Erst vor knapp drei Monaten stand fest, wer die Gäste sind - und wie viele

Denn erst im Februar hatte festgestanden, wie viele Gäste kommen werden und welche speziellen Bedürfnisse sie haben. Damit verbunden war auch die Frage der Unterkunft: ein barrierefreies Hotel mit Platz für 96 Personen und dann auch noch in der Nähe der Stadt Ebersberg? Fündig wurden die Organisatoren in Kirchseeon, das Hotel Bildungsblick des Berufsförderungswerk wird nun für drei Nächte zum Olympia-Quartier. Wichtig bei der Auswahl waren auch Details, etwa, dass es genügend Kühlschränke in den Zimmern gibt, so Rauscher, da einige der Gäste auf Medikamente angewiesen seien, die kalt gelagert werden müssen.

Auch nicht ohne Herausforderung war es, die Anfahrt zu organisieren, sagt Proske - der TGV aus Frankreich endet schon in Stuttgart und das Umsteigen erst in einen Zug nach München und von da in die S-Bahn oder einen Bus nach Ebersberg wäre aufgrund der Einschränkungen der Gäste nur sehr schwer möglich gewesen. Zum Glück konnte Peter Hölzer vom Amt für Familie und Kultur kurzfristig ein Busunternehmen finden, das die Delegation von Stuttgart bis nach Kirchseeon fahren wird.

Der TSV hat eine Gaudi-Olympiade am neuen Waldsportpark organisiert

Großes Lob haben Rauscher und Proske auch für den TSV Ebersberg, der viele der Veranstaltungen im Besuchsprogramm organisiert hat. So gibt es etwa am Dienstagnachmittag eine Gaudi-Olympiade am frisch fertiggestellten Waldsportpark. Der TSV hat neben der eigentlichen Veranstaltung auch den Bus-Shuttle organisiert und kümmert sich um die Verpflegung. "Und wer mag, kann dazukommen", sagt Hölzer, das gelte für fast alle Aktionen im Host-Town-Programm.

Ganz besonders über Zulauf freuen würden sich die Organisatoren beim inklusiven Tanzabend, der - natürlich unter dem Motto: "alors on danse" - am Mittwochabend im Alten Speicher stattfindet. Bei freiem Eintritt geht es ab 19 Uhr los, nach einem Auftritt des Trachtenvereins gibt es unter anderem die Band Rotes Motorrad des Steinhöringer Einrichtungsverbundes zu hören, außerdem legen zwei DJs auf. Zu spät sollte man aber nicht kommen, sagt Hölzer, denn gegen 23 Uhr ist wohl Schluss, weil die Gäste früh am nächsten Morgen nach Berlin weiterreisen.

Wichtig ist den Gastgebern, ihrem Besuch einen entspannten Aufenthalt zu bieten

Überhaupt war es ein wichtiges Anliegen der Ebersberger, ihre Gäste nicht zu überfordern. Deswegen hat das etwa 30-köpfige Team aus Freiwilligen, das die Delegation in der Kreisstadt betreuen wird, eine Schulung beim Einrichtungsverbund absolviert. Man wolle dem Besuch aus Frankreich "ein ansprechendes Programm, aber keinen Stress" bieten, sagt Rauscher. Darum gibt es eben kein eng getaktetes Touristenprogramm mit dem üblichen Abklappern regionaler Sehenswürdigkeiten, sondern Veranstaltungen in überschaubarem Rahmen und nur rund um Ebersberg. "Wir wollen nicht drei Tage Spektakel", sagt Rauscher, stattdessen gehe es darum, zu zeigen, wo und wie Inklusion auch, aber nicht nur im Sport möglich ist - und, wo sie noch nötig ist. Denn das sei ein weiteres Anliegen, das man mit der Bewerbung zur Host Town verbunden habe, sagt die VdK-Kreisvorsitzende.

Nicht ganz einfach sei auch die Verständigung - nicht nur wegen der Einschränkungen der Gäste, sondern auch wegen der Sprachbarriere. Die es teilweise sogar doppelt gibt, weil die offizielle Sprache der Spiele Englisch ist - es muss bei manchen Gelegenheiten also doppelt übersetzt werden, und zwar in die jeweiligen Versionen der Einfachen Sprache. "Wir arbeiten viel mit Piktogrammen", erklärt Hölzer, ansonsten gelte es, "sehr langsam, sehr deutlich und sehr einfach zu sprechen".

Nun aber wartet man gespannt auf die Ankunft der Delegation: "Ich glaube es ja erst Dienstagfrüh, dass alles geklappt hat", sagt Proske. Immerhin hätten die Gäste schon mitgeteilt, dass sich unter ihrer mitgeführten Sportausrüstung weder Boote noch Pferde befänden, sagt Hölzer. "Da waren wir schon sehr erleichtert."

Die offizielle Begrüßung der Delegation findet am Dienstag, 13. Juni, um 10.30 Uhr am Waldmuseum auf der Ludwigshöhe statt. Um 13.45 Uhr gibt es am Waldsportpark zunächst einen Spatenstich für einen inklusiven Spielplatz, bevor dort gegen 14 Uhr die Gaudi-Olympiade beginnt. Am Mittwoch, 14. Juni, kann man bereits um 10.30 Uhr beim Lederhosentraining am Klostersee mitmachen, ab etwa 15.30 Uhr die Teilnehmer beim Fackellauf zwischen Steinhöring und Ebersberg anfeuern und um 17 Uhr beim inklusiven Sportangebot im Klosterbauhof dabei sein. Der große Tanzabend beginnt schließlich um 19 Uhr im Alten Speicher. Unter www.hosttown-ebersberg.de gibt es weitere Informationen.

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