Fernweh in Ebersberg:Reif für die Insel?

Die Sommerferien rücken näher, Zeit für Urlaub. Eigentlich. Wie halten es bekannte Ebersberger dieses Jahr mit dem Reisen?

Von Selina Schaefer

Ferienzeit ist bekanntlich Reisezeit. Der Normalbürger überlegt bereits, wohin es ihn dieses Jahr möglichst ungefährlich, unaufgeregt und unkompliziert hin verschlagen könnte, um nach eineinhalb Jahren Pandemie doch mal die eigenen vier Wände verlassen zu können. Auch die Ebersberger mit Rang und Namen sehnen sich nach Urlaub, bleiben aber auch dieses Jahr überwiegend innerhalb der Landesgrenzen oder ganz Zuhause - nicht nur wegen Corona.

"Im Wahljahr ist immer nicht so viel Urlaub angesagt", sagt etwa CSU-Bundestagsabgeordneter Andreas Lenz. Vielleicht, überlegt er, fahre er ein paar Tage in die Berge oder unternehme kleine Ausflüge. Wenn, dann aber eher in Bayern oder Österreich. Wegen der anstehenden Bundestagswahl bestünden seine Sommerferien eher aus Terminen im Wahlkreis oder höchstens noch Berlin, das habe aber mit Corona nichts zu tun. "Es gibt schon zu bedenken, aber die Leute wollen in den Urlaub", das merke er selbst momentan. Vielleicht wäre ein kleiner Urlaub zwischendrin also doch nicht schlecht, "um vom Wahlkampf abzuschalten".

Auch für Liam Klages, Leiter des Ebersberger Impfzentrums, sieht es derzeit - ganz "unspektakulär" - nicht danach aus, dass er diesen Sommer Urlaub machen werde. "Ich find's auch nicht angebracht", meint er angesichts der Corona-Situation. Von Fernreisen hält der 21-Jährige derzeit wenig. "Der Schein trügt", sagt Klages zur aktuellen Entwicklung, schließlich sei im Landkreis erst ungefähr die Hälfte der Bewohner geimpft. Er vermutet, dass, wenn die Fallzahlen wieder hoch gehen, auch die Zahl der Impfungen wieder zunehmen werde - und er dann gebraucht wird. "Unsere Leute machen auch keinen Urlaub, deswegen wäre es - denke ich - auch ein komisches Zeichen, wenn ich jetzt Urlaub mache", merkt er an. Wenn überhaupt hofft Klages, dass er am Ende des Jahres Zeit für Urlaub hat, eventuell zu Weihnachten. Wo er dann hin wolle? "Wenn, dann auf eine abgelegene Insel zum Entspannen und dann irgendeine Städtereise. Irgendwohin, wo's warm ist."

Auf eine warme, wenn auch nicht abgelegene Insel zieht es auch Landrat Robert Niedergesäß (CSU) und seine Familie dieses Jahr wieder. "So wie letztes Jahr fahren wir zu einer Finca auf Mallorca", erzählt er. Zu der Finca seien sie im vergangenen Jahr über Bekannte gekommen und es habe ihnen gut gefallen. Zwei Wochen werden sie in Spanien verbringen. Seinen älteren Kindern wäre zwar Camping lieber, aber weil eben auf einem Campingplatz viel mehr los sei, fiele das aus. Da die Finca im Landesinneren liege, befänden sie sich auch weg von der Partyszene. "Mallorca wird oft kritisiert, aber wir haben es als 'adäquat' empfunden", meint er. "Es kommt darauf an, wie man Urlaub macht." Aber auch er müsse schauen, wie sich die Situation in Spanien entwickelt: "Momentan bin ich noch entspannt, aber man muss flexibel sein." Was unbedingt in den Koffer muss? "Sonne, aber die ist da genügend." Und ein Buch, aber mit der Familie habe er natürlich eher wenig Zeit zum Lesen.

Nicht in den Süden, dafür in den hohen Norden zieht es die stellvertretende Landrätin Angelika Obermayr (Grüne). Zusammen mit ihrem Ehemann werde sie ungefähr 15 Tage nach Mecklenburg-Vorpommern radeln, wo sie mit Freunden in einem alten Gutshaus eine Woche verbringen, wie sie es schon öfter gemacht hätten, erzählt sie. Und dann wolle sie den Urlaub entspannt mit Wandern, Radeln, Kochen oder einfach Lesen verbringen. Ungefähr 80 Kilometer am Tag in je 12 Etappen wollten sie zurücklegen, natürlich mit Zwischenübernachtungen auf der Strecke. Ein wenig Unterstützung für diese sportliche Strecke habe sie schon: "Ich fahr' elektrisch, mein Mann mit Muskelkraft." Ein positiver Nebeneffekt: "Eine Radeltour hätte man jederzeit absagen können", aber da Mecklenburg-Vorpommern Corona bisher streng gehandhabt habe, sehe es derzeit nicht danach aus, dass das notwendig werden würde. "Ich kann nicht viel einpacken", meint sie im Hinblick auf den begrenzten Stauraum auf dem Fahrrad. Mitnehmen werde sie etwas zum Lesen und ihr Handy, fügt dem aber noch hinzu: "Und Regenzeug."

Und was macht der Ebersberger Stadtpfarrer Josef Riedl dieses Jahr? "Kurz und schmerzlos: Bergwandern", sagt er am Telefon und lacht. Er fahre drei Wochen in die Allgäuer Alpen zum Bergwandern. "Dann bin i wieder da." Wandern tue er von Haus aus gerne und er habe sowieso nirgendwo hinfliegen wollen: "Große Reisen hätt' ich sowieso nicht vorgehabt." Auch wenn er bereits vollständig geimpft sei und er deswegen weniger Bedenken wegen Corona habe, müsse man natürlich weiterhin vorsichtig sein, meint er. Da sei das Allgäu auch praktisch, weil es so nah ist. Mitnehmen werde er "natürlich Bergklamotten und a bisserl was zum Lesen". Wahrscheinlich Heimatkrimis, "sicher kein theologisches Werk". Ganz besonders hofft er momentan aber auf gutes Wetter.

Bürgermeister Uli Proske (SPD) bleibt wohl auch dieses Jahr in Ebersberg: "Meine Frau und ich haben irgendwie keine Zeit." Seine Frau sei selbständig und wegen des Bürgermeisteramtes habe er selbst eigentlich seit 2018 keinen Urlaub mehr gemacht. Für diesen Sommer hätten sie auch noch gar nichts geplant. "Schön wäre Italien", wenn man die Möglichkeit hätte, aber das fiele Corona-bedingt wohl aus. Außerdem habe er letztes Jahr ohnehin sein "Herz für den Bayerischen Wald entdeckt", also vielleicht doch eher dorthin. Er nehme immer "wahnsinnig viel zu lesen mit", wenn er verreist. Das allermeiste nehme er jedoch ungelesen wieder mit zurück, gibt er lachend zu. Man nehme sich immer vor im Urlaub viel zu lesen, verbringe jedoch im Endeffekt die Tage dann doch anders. Mit den Kindern seien sie immer an die Adriaküste Italiens gefahren, jetzt ohne Kinder zöge es ihn gerne mal wieder auf die andere Seite des Stiefels. Aber "eine Woche zuhause wäre schon auch schön und einfach nichts tun". Nicht aufstehen müssen, abends essen gehen und am nächsten Tag ausschlafen können: "In Zeiten wie diesen langt des a scho." Man müsse ja schließlich nicht mit aller Gewalt weg, in seinem eigenen Garten sei es schließlich auch schön. "Auch nach dem Hagel."

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