Immer haarscharf an der Grenze entlang: So geht es in diesen Tagen im Landkreis Ebersberg, betrachtet man die Sieben-Tage-Inzidenz. Diese ist seit diesem Montag noch stärker im Fokus als bisher, denn in Städten und Landkreisen, die die Marke von 200 überschreiten, wird nun die Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Bürgerinnen und Bürger dürfen sich in der Regel nur noch 15 Kilometer von ihrem Wohnort wegbewegen, insbesondere touristische Tagesausflüge sind verboten. Fahrten zur Arbeit, zum Einkaufen oder zum Arzt sind ausgenommen. Bereits am Sonntag lag der Landkreis zwar über der Grenze von 200, am Montag aber wieder darunter - und weil die neuen Regeln erst seit diesem Tag gelten, ist auch der Inzidenzwert von diesem Tag ausschlaggebend. Allerdings ist die Tendenz schon wieder steigend, und sobald die Grenze überschritten ist, tritt die neue Regelung auch schon in Kraft. Die SZ Ebersberg hat sich einmal angesehen, was der 15-Kilometer-Radius für einige Gemeinden aus dem Landkreis bedeuten könnte.
Baiern
Nicht überall, wo man in diesen Tagen noch hinfahren darf, will man auch hin - das dürfte sich auch so mancher Bewohner der Gemeinde Baiern beim Blick auf den 15-Kilometer-Bewegungsradius denken. Dieser nämlich durchschneidet im Südosten gerade noch so die Stadtgrenze von Rosenheim, das seit Pandemiebeginn stets als einer der bayerischen Krisenherde gilt. Zumindest was Besorgungen angeht, sind die Bürger aus Baiern aber ohnehin nicht auf die Stadt aus dem Nachbarlandkreis angewiesen. In ihrem Radius liegen schließlich auch Grafing und Ebersberg - die Grundversorgung ist also sichergestellt und ein großer Shoppingausflug ist im Moment eh nicht drin.
Was hingegen Freizeitmöglichkeiten angeht, hat Baiern einen der besten Standorte im Landkreis Ebersberg. Wenn genug Schnee liegt, laden etwa die Loipen bei Glonn und rund um Ebersberg zum Langlaufen ein. Wer sich lieber keine Bretter unter die Füße schnallt, sondern eine herkömmliche Wanderung bevorzugt, kann das in heimischen Gefilden entlang der wunderschön gelegenen Attel tun, oder aber weiter südlich die Mangfall entlang schlendern und sogar eine Runde um den Seehamer See zwischen Weyarn und Irschenberg drehen.
Ebersberg
Sollte in der Region der Bewegungsradius beschränkt werden, käme den Bewohnern der Kreisstadt deren Flächenform zugute. Durch die recht weit südöstlich verlaufende Stadtgrenze wären Ausflüge ins schöne Wasserburg weiterhin möglich. Das nämlich liegt gerade so noch in jenem Radius, in dem die Ebersberger sich bewegen dürften. Ein Abstecher nach München hingegen wäre für die Bewohner der Kreisstadt vorerst tabu, weiter als nach Haar kommen sie unter den verschärften Corona-Regeln nicht. Immerhin im Landkreis selbst könnten sich die Ebersberger weiterhin frei bewegen, durch die zentrale Lage der Stadt wäre nach wie vor jeder Winkel erreichbar. Und das reicht zumindest für die unter Pandemie-Bedingungen noch erlaubten Freizeitvergnügen auch vollkommen aus: ein winterlicher Spaziergang durch den Ebersberger Forst oder rund um den Egglburger See ist auch in Corona-Zeiten bedenkenlos möglich. Wer dennoch über die Landkreisgrenzen hinausblicken möchte, der kann einige Kilometer den Inn entlang wandern. Dieser nämlich durchschneidet den Ebersberger Radius im Südosten.
Hohenlinden
Ein Besuch in der Kreisstadt wäre erlaubt, ansonsten haben Hohenlindener, die es in die Stadt ziehen würde, innerhalb des 15-Kilometer-Radius nur wenig Möglichkeiten: In die Landeshauptstadt ist es für sie zu weit, ebenso liegen die Innenstädte von Erding, Dorfen und Wasserburg ganz knapp außerhalb der erlaubten Grenze. Aber mal ehrlich: Außer Spazierengehen ist ohnehin kaum etwas möglich, und da wiederum haben die Hohenlindener Glück, der Ebersberger Forst liegt schließlich vor der Haustür. Und sogar ein Museumsbesuch ist gewissermaßen möglich: Das digitale Außenmuseum, das zu markanten historischen Punkten der Schlacht von Hohenlinden führt, kann per Wanderung oder Radtour erkundet werden und bringt zusätzlich zur Bewegung in frischer Luft noch einen Erkenntnisgewinn (Infos: www.schlachtvonhohenlinden.de).
Markt Schwaben
Knapp 15 Kilometer nördlich von Markt Schwaben steht ein prominentes Hallenbad. Der Regel nach dürften die Markt Schwabener also bei Inzidenz über 200 noch zur Therme Erding fahren. Nur ist diese Anlage wie fast alles geschlossen. Immerhin befindet sich Markt Schwaben auch bei Radius 15 in einem Drei-Landkreise-Eck: Im Kreis München geht es bis nach Kirchheim, Aschheim, Feldkirchen oder das Ortszentrum von Haar. Wen es in den Süden zieht, der kommt bis Vaterstetten, Baldham, Zorneding, Kirchseeon und Ebersberg. Erst in den Zentren von Grafing und Moosach wird es problematisch. Dann doch lieber Richtung Nordosten in den Kreis Erding, wo man nach knapp elf Kilometern Autofahrt Buch am Buchrain erreicht. Nichts spricht also gegen eine Sightseeingtour in die Wahlheimat von Markt Schwabens Bürgermeister Michael Stolze.
Vaterstetten
Ein Bummel durch die Münchner Innenstadt mit ihren geschlossenen Läden, ein Spaziergang im Englischen Garten, aber auch eine ausgedehnte Wanderung im schönen Süden des Ebersberger Landkreises - beispielsweise bei Glonn und Moosach - oder am Egglburger See wäre erlaubt: Die Optionen der Vaterstettener, sollte es zur 15-Kilometer-Beschränkung kommen, sind vielfältig. Auch ausgedehnte Spaziergänge an der Isar oder eine Umrundung des Ismaninger Speichersees wären für sie kein Tabu. Allerdings dann doch das Voralpenland - hier würde für die Vaterstettener kein Weg hinführen, sollte auch im Landkreis Ebersberg die strenge Regel gelten. Freilich wollen ohnehin manche Landkreise in Südbayern, die selbst hohe Infektionszahlen haben, künftig Tagestouristen nicht mehr zulassen - der Landkreis Miesbach hat das nun schon angekündigt. Ein Ausflug zum Spitzing- oder Schliersee wäre dann also für alle Nicht-Miesbacher ohnehin verboten.