Rückblick auf 2022:Der Moment, der in Erinnerung bleibt

Rückblick auf 2022: Der Lieblingsmoment mit vielen Freunden: Bei der Hochzeit von Pauline und Daniel Weindorf fliegen Ballons in den blauen Himmel.

Der Lieblingsmoment mit vielen Freunden: Bei der Hochzeit von Pauline und Daniel Weindorf fliegen Ballons in den blauen Himmel.

(Foto: privat)

Es war ein herausforderndes Jahr - aber auch eins, das viel Schönes gebracht hat. Die SZ Ebersberg hat Menschen aus dem Landkreis nach wichtigen Erlebnissen gefragt.

Von Anja Blum, Johanna Feckl, Louisa Lettow, Barbara Mooser, Michaela Pelz und Merlin Wassermann, Ebersberg

Ein Pokal für den besten Busfahrer

2017 und 2020 war Hans Kanter schon "Busfahrer des Jahres". Doch weder die MVV-Uhr noch der Präsentkorb des Landrats haben dem 41-Jährigen so viel Freude gemacht wie der Pokal, mit dem er diesen Herbst überrascht wurde.

Rückblick auf 2022: Einen Tag lang durfte der Pokal, befestigt mit Doppelklebeband, nach der Verleihung mitfahren.

Einen Tag lang durfte der Pokal, befestigt mit Doppelklebeband, nach der Verleihung mitfahren.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Es war direkt bei der allerersten Tour am Morgen, mitten auf der Strecke zwischen Grafing und Wiesham, nicht mal an der Endhaltestelle." Sechs Stammfahrgäste der Linie 442 überreichten ihm das gute Stück: "Für den besten Busfahrer". Immer habe er für jeden ein gutes Wort und ein Lächeln, so die Begründung. Und das, obwohl die Nacht für den Ebersberger um 4.40 Uhr zu Ende ist. Er sei halt von Natur aus gut gelaunt, meint Kanter. "Und wenn die Leute freundlich sind, bin ich es auch." Einen Tag hatte er den Pokal im Bus dabei - befestigt mit doppelseitigem Klebeband. Vor allem die Schulkinder waren schwer beeindruckt. Normalerweise aber steht die Trophäe auf dem Schrank im heimischen Wohnzimmer - die MVV-Urkunden hingegen sind schnöde in einem Ordner abgelegt.

Vertrag für ein Herzensprojekt

Für Bernhard Winter war 2022 ein gutes Jahr. Seinen schönsten Moment des Jahres kann der Psychotherapeut und Initiator der Markt Schwabener Sonntagsbegegnungen fast auf die Minute genau bestimmen: "Am Mittwoch, 2. März, gegen 11.15 Uhr habe ich in einem Gespräch in den Münchner Räumen des Verlags Herder das Ja für ein besonderes Buch erhalten", erinnert sich Winter.

Rückblick auf 2022: Dieses Jahr feierte Bernhard Winter 30 Jahre Markt Schwabener Sonntagsbegegnungen. Sein Highlight des Jahres war jedoch etwas anderes.

Dieses Jahr feierte Bernhard Winter 30 Jahre Markt Schwabener Sonntagsbegegnungen. Sein Highlight des Jahres war jedoch etwas anderes.

(Foto: Christian Endt)

Der Titel seines neuen Werkes: Wie weit ist ein wir? Spuren in die Liebe. Was für ihn zuvor wie ein unerfüllbarer Wunsch schien, wurde in diesem Augenblick Wirklichkeit. "Ich kann in 48 klingenden Texten davon schreiben und bei Lesungen erzählen, wie Liebe vielleicht gelingt: Liebe zu mir selbst, Liebe zwischen Mann und Frau, Liebe zu Gott und der Welt." Inzwischen wird das Buch gedruckt, Erscheinungsdatum ist der 30. Januar 2023.

Gipfelglück nach großen Mühen

Es war im September, als Stefan Huber seinen schönsten Augenblick des Jahres erlebte. Damals war der Chef der Ebersberger Kreisklinik mit seiner Familie im Salzburger Land in den Ferien. Im Hotel gab es eine Kinderbetreuung - und damit Zeit für das Ehepaar, einem ihrer Lieblingshobbys nachzugehen: dem Mountainbiken.

Rückblick auf 2022: Stefan Huber ist seit zwölf Jahren Geschäftsführer der Ebersberger Kreisklinik.

Stefan Huber ist seit zwölf Jahren Geschäftsführer der Ebersberger Kreisklinik.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

An diesem einen Tag sollte es eine Tour am Hornspitz sein, 1450 Meter misst der Berg. In der Routenbeschreibung habe es geheißen, dass gut 300 Meter des Wegs extrem steil sind, erzählt der 48-Jährige. Die Hubers wollten es dennoch wagen. Aber als sie dann direkt unterhalb des Abschnitts standen, kamen Zweifel. "Wir dachten uns: Ne, das schaffen wir nicht", sagt Huber. Der Weg sei so eng und steil gewesen, einmal absteigen hätte da bedeutet, man komme nicht mehr weiter. "Wir sind ja nur Hobby-Mountainbiker und keine Profis!" Doch die beiden schafften es - und wurden mit einer sagenhaften Aussicht belohnt: saftig-grüne Wiesen umringt von Bäumen und Bergen, mittendrin eine Pferdeherde.

Rückblick auf 2022: Mit dieser tollen Aussicht wurden Stefan Huber und seine Frau nach den Strapazen eines steilen Anstiegs belohnt.

Mit dieser tollen Aussicht wurden Stefan Huber und seine Frau nach den Strapazen eines steilen Anstiegs belohnt.

(Foto: Stefan Huber/oh)

"Es war fantastisch zu sehen, wie wohl sich die Pferde dort fühlten und sich in Freiheit bewegen und grasen konnten." Einen kleinen Helfer hatten die Hubers am steilen Hang aber schon, wie er verrät: Sie fahren E-Mountainbikes. "Sonst hätten wir wirklich überhaupt keine Chance gehabt!"

Die Idee, aus der ein großes Fest wurde

Anfang Juli war für den Kreisheimatpfleger Thomas Warg eine besondere Zeit. Der Grund: das Klosterseebadfest. Die Idee: "Ein kleiner Verein - die Freunde des Klostersees - feiern ein großes Jubiläum. 100 Jahre Klosterseebad!" Nach zwei Jahren Pandemie und weitestgehendem Ausfall öffentlicher Veranstaltungen, sollte es ein großes Fest werden, führt Warg aus.

Rückblick auf 2022: Für den Kreisheimatpfleger Thomas Warg steht fest: das Klosterseebadfest war die schönste Serie an Momenten im Jahr 2022.

Für den Kreisheimatpfleger Thomas Warg steht fest: das Klosterseebadfest war die schönste Serie an Momenten im Jahr 2022.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)
Rückblick auf 2022: Ein Höhepunkt des Klosterseebadfests: das Fischerstechen zwischen den Städten Ebersberg und Grafing.

Ein Höhepunkt des Klosterseebadfests: das Fischerstechen zwischen den Städten Ebersberg und Grafing.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Da der Verein der Freunde des Klostersees zu klein für diese Aufgabe war, wurden andere Vereine angefragt. 30 Stück waren schließlich vor Ort und auch andere Institutionen und selbst die Stadt nahmen teil. Groß bedeutet aber auch kompliziert: "Die Planungen begannen Monate vorher und die Vorarbeiten auch", so Warg. Viele Arbeitsgruppen verbrachten ihre Abende öfter beim Wirt, als zu Hause am Esstisch. "Und wir wussten: wenn es richtig regnet, dann war alles umsonst!" Am Ende jedoch war das Wetter perfekt, etwa 7000 Menschen besuchten das Fest in zwei Tagen, das Fischerstechen konnte wie geplant stattfinden.

"Es war genial. Ein Höhepunkt folgte dem nächsten und ein Fest folgte dem nächsten - im ganzen Landkreis!" Am meisten freut sich Warg über die gelungene Zusammenarbeit: "Es ist unglaublich, was geht, wenn alle zusammenarbeiten und das alles ehrenamtlich!"

Abitur - und Feiern ohne Einschränkungen

Gefragt nach ihrem Jahreshighlight 2022, kann sich Lena Eberherr kaum entscheiden. Im Sommer hat die 18-Jährige ihr Abitur am Max-Mannheimer-Gymnasium abgelegt, was die Steinhöringerin definitiv als wichtigen Meilenstein betrachtet.

Rückblick auf 2022: Abiturientin Lena Eberherr macht ihr FSJ bei Movimento.

Abiturientin Lena Eberherr macht ihr FSJ bei Movimento.

(Foto: Movimento/privat)

Noch viel schöner sei allerdings die Tatsache gewesen, dass sie eine "echte Zeugnisverleihung sowie, als erster Jahrgang nach Corona, einen Abiball" hatte. Alle anderen denkwürdigen Erinnerungen sind mit der Artistikgruppe Movimento verbunden, bei der die auf Partnerakrobatik spezialisierte Tochter des Leiters Stefan Eberherr aktuell ihr FSJ ableistet. "Weil wir auf die große Show ,Masquerade' so lange und intensiv hingearbeitet haben, war es ein Fest, die Begeisterung der Zuschauer bei den Aufführungen zu erleben."

Rückblick auf 2022: Ein alles andere als alltäglicher Anblick in einem Hafen im Ijsselmeer.

Ein alles andere als alltäglicher Anblick in einem Hafen im Ijsselmeer.

(Foto: Movimento/oh)

Und dann natürlich das Segeln im Ijsselmeer. Zehn Tage Spaß und Action auf einem Viermaster mit 40 anderen "Movimentos". Was es gab? Luftartistik an den Masten, Bungee über dem Wasser und Akrobatik auf den an den Stegen ausgelegten Matten. Dieser Anblick wird manchem Hafenbesucher ebenfalls einen "Lieblingsmoment" beschert haben.

Innige Momente mit dem kleinen Enkel

Landtagsabgeordnete Doris Rauscher (SPD) muss nicht lange überlegen: "Der beste Moment des Jahres war definitiv die Geburt meines Enkelsohns! Gar nicht so sehr, weil ich jetzt Oma bin, sondern weil es mich so bewegt hat, dass mein Kind jetzt selbst Mutter ist."

Rückblick auf 2022: Vier Tage nach der Geburt durfte Landtagsabgeordnete Doris Rauscher ihren kleinen Enkel in die Arme schließen.

Vier Tage nach der Geburt durfte Landtagsabgeordnete Doris Rauscher ihren kleinen Enkel in die Arme schließen.

(Foto: privat)

Vier Tage nach der Entbindung, "parlamentsfreundlich zum Glück in den Pfingstferien", flog die Ebersbergerin nach Schweden, wo ihre Tochter lebt. Zwei Wochen lang sorgte sie "quasi als Wochenbettbetreuerin" durch Einkaufen, Kochen, Waschen dafür, dass die junge Familie Zeit für sich hatte. Ungemein innig sei das Ganze gewesen mit ganz vielen gemeinsamen Glücksmomenten. "Es ist so wunderbar, dass es weitergeht; so viel Positives, Zukunft und Zuversicht ist mit der Ankunft eines neuen Menschleins verbunden." An dieses Highlight reichte daher nicht einmal die Verleihung des Bayerischen Verdienstordens heran, den die 55-Jährige für ihr "großes soziales Engagement mit Herz" bekam.

Ein Besuch von lieben Verwandten, der lange warten musste

Für die Intensivpflegerin und SZ-Pflegekolumnistin Pola Gülberg ist es gar nicht so leicht, sich auf einen herausragenden Moment festzulegen - danach gefragt, fallen ihr gleich mehrere ein. Zum Beispiel, als heuer zum ersten Mal seit der Pandemie ein Teil ihrer Verwandtschaft aus Chile wieder zu Besuch kommen konnte, unter anderem ein Onkel und eine Tante, die noch nie zuvor in Europa waren.

Rückblick auf 2022: Gemeinsam mit ihrer Schwester, ihren Eltern, ihrer Nichte und ihrem Sohn hat Pflegekolumnistin Pola Gülberg (rechts) einen ihrer schönsten Momente in diesem Jahr erlebt: auf dem Christkindlmarkt.

Gemeinsam mit ihrer Schwester, ihren Eltern, ihrer Nichte und ihrem Sohn hat Pflegekolumnistin Pola Gülberg (rechts) einen ihrer schönsten Momente in diesem Jahr erlebt: auf dem Christkindlmarkt.

(Foto: privat)

Ein weiteres Highlight der 38-Jährigen liegt noch nicht lange zurück: Gemeinsam mit ihrer Familie besuchte sie einen Christkindlmarkt, als sie eine Frau bemerkten, die als Weihnachtsbaum verkleidet war - von Kopf bis Fuß habe sie in einem grün-gehäkelten Kostüm gesteckt. An ihr klebten Notizzettel mit Wünschen - ein wandelnder Wünschebaum. "Kuschelzeit", "Gesundheit", "Frieden im Herzen" oder "Die Familie glücklich sehen" seien da unter anderem zu lesen gewesen. "Es war ein ganz einfacher Moment, aber genau diese Einfachheit hat mich unglaublich gerührt", erzählt Gülberg. Und: An diesem Tag auf dem Christkindlmarkt schneite es sogar - eine tollere Stimmung ist da kaum vorstellbar.

Kreativer Erfolg - und ein wunderbarer Sohn

Band - Bund - Bande: Wahrlich bunt war das Jahr 2022 für die beiden Musiker von Feinrot aus Grafing. Nach viel Arbeit im klingenden Kämmerlein ernten Pauline und Daniel Weindorf zunächst reichlich Lob und Anerkennung für ihr Album "Home Office" - nach langem Musiker-Lockdown "eine echte Wohltat". Auch im Privaten führt die beiden eine lange, aber auch "arbeitsvolle Beziehung mit diversen Irrwegen und Stolpersteinen" 2022 zu einer wunderschönen kleinen Hochzeit in ihrem Grafinger Garten.

Rückblick auf 2022: Gibt es etwas Schöneres? Pauline und Daniel Weindorf aus Grafing sind glücklich über die Geburt ihres ersten Kindes.

Gibt es etwas Schöneres? Pauline und Daniel Weindorf aus Grafing sind glücklich über die Geburt ihres ersten Kindes.

(Foto: privat)

Umgekehrt endet eine unkomplizierte Schwangerschaft in einer schwierigen Geburt, die dem Paar - zum großen Glück - dann doch einen wundervollen, gesunden ersten Sohn schenkt. Viele Lieblingsmomente also - die Daniel Weindorf folgendermaßen zusammenfasst: "Erkenntnis des Jahres: Der Weg ist der Weg und das Ziel ist das Ziel."

Endlich Urlaub mit der Familie

Die Getreideernte war super - die Maisernte katastrophal. Das ist das Erste, was Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands (BBV) Matthias Vodermeier sagt, wenn man ihn nach dem Jahr 2022 fragt. Auf dem Lieblhof in Neufarn betreiben Vodermeier und seine Frau Katharina eine Kälbermast.

Rückblick auf 2022: Seit 2016 betreiben Katharina und Matthias Vodermeier die Kälbermast auf dem Lieblhof.

Seit 2016 betreiben Katharina und Matthias Vodermeier die Kälbermast auf dem Lieblhof.

(Foto: Christian Endt)

Aber das, was ihm in diesem Jahr am allerbesten gefallen hat, hat dann doch gar nichts mit Landwirtschaft zu tun: Es war der Familienurlaub in Kalabrien. "Das war unser erster Urlaub seit 2018", sagt er. Gemeinsam mit seiner Frau und den drei Kindern, zwei Mädchen und einem Buben, ging es in den Pfingstferien für eine Woche in den Süden von Italien - um den Hof kümmerte sich derzeit Vodermaiers Vater. "Länger Fortfahren ist als Landwirt immer schwierig, meistens läuft es auf Tagesausflüge hinaus." Umso wertvoller sind ihm die Erinnerungen an die sieben Tage, die sie in diesem Jahr in Italien verbringen konnten.

Mit neuer Energie zurück aufs Podium

Für Maximilian Leinekugel aus Vaterstetten hielt das vergangene Jahr tatsächlich viele Lieblingsmomente bereit. Und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Leinekugel ist Dirigent - und überglücklich, "dass Corona nun endlich vom Tisch ist". Klar, Krieg und Energiekrise seien zwar auch alles andere als erfreulich, sagt er, "aber für die Kunst- und Kulturszene war die Pandemie wirklich besch...".

Rückblick auf 2022: Glücksmoment Livemusik: Maximilian Leinekugel bei einem spontanen Orchesterflashmob am Tag der offenen Tür der deutschen Botschaft in Prag.

Glücksmoment Livemusik: Maximilian Leinekugel bei einem spontanen Orchesterflashmob am Tag der offenen Tür der deutschen Botschaft in Prag.

(Foto: Vaclav Bacovsky/oh)

In 2022 jedoch habe er endlich wieder viele schöne, auch große Projekte umsetzen können. "Und da hat man gemerkt: Gemeinsam zu musizieren, ohne dabei ständig an die Einhaltung der Auflagen denken zu müssen, das erzeugt eine ganz andere Stimmung, eine andere Energie." Schon allein, dass sich die Streicher nun wieder Notenständer teilen dürfen, sei eine große Erleichterung. "Endlich stehen die Musik und die Kommunikation wieder im Vordergrund!", freut sich der junge Dirigent. Insofern blicke er nun voller Optimismus in die Zukunft, auch wenn der Weg zum professionellen Dirigententum durchaus ein mühsamer sei.

Auf die Karwendelspitze mit Ilse Aigner

Gesundheit. Fitness. Sport. Alle denkwürdigen Momente aus dem Jahr 2022 bringt Thomas Huber (CSU) damit in Verbindung. Selbst die Feier seines runden Geburtstags im Kreis von Freunden und Familie, bei der der Landtagsabgeordnete statt Geschenken Spenden für den Christophorus Hospizverein Ebersberg sammelte, wird da fast nachrangig. "Das liegt am Schicksalsjahr 2019 mit Rückenverletzung und schwerer OP, wo man nicht wusste, ob ich jemals wieder gehen und Sport treiben kann."

Rückblick auf 2022: Die zwei vom Landtag stehen sich in puncto Fitness in nichts nach: Abgeordneter Thomas Huber beim Klettern mit Präsidentin Ilse Aigner.

Die zwei vom Landtag stehen sich in puncto Fitness in nichts nach: Abgeordneter Thomas Huber beim Klettern mit Präsidentin Ilse Aigner.

(Foto: privat)

Fast zwei Jahre kämpfte sich der Grafinger beharrlich zurück ins aktive Leben, in das er seitdem täglich Bewegung einbaut. Zur Belohnung gab es 2022 viele Bergtouren mit Freunden. "Ein Höhepunkt war sicher die Bergwanderung mit meiner lieben Kollegin und guten Freundin Ilse Aigner". Mitsamt Bergführer erklommen die beiden bei einer Klettertour die Karwendelspitze. Zuweilen treffen sich die beiden auch zum Schwimmen im Landkreis: "Es ist kein Problem, mit ihr den Steinsee zu durchkraulen." Auch künftig will Huber auf seinen Körper hören. Sein Training trägt er sich ein wie einen politischen Termin. An die frische Luft geht er täglich, nutzt in Grafing, wenn er kann, das Rad und im Landtag stets die Treppe. "Es ist nie zu spät, mit dem gesunden Leben anzufangen."

Mit dem Radl in die tolle neue Schule

Ella ist gerade mal zehn Jahre alt, doch ihren Lieblingsmoment 2022 kann sie ziemlich genau benennen: Es war der Beginn des neuen Schuljahrs. In der Grundschule nämlich hatte Ella nicht sonderlich viel Glück gehabt - doch nun ist plötzlich alles anders. An der Realschule kommt sie in eine durchweg nette Klasse, "das sind lauter coole Kinder", sagt sie, und auch die Lehrer erweisen sich schnell als wunderbare Pädagogen. Da wird sogar Mathe plötzlich zum Herzensfach.

Rückblick auf 2022: Ella mit frisch gefärbten roten Haaren, auch so ein Lieblingsmoment.

Ella mit frisch gefärbten roten Haaren, auch so ein Lieblingsmoment.

(Foto: privat)

Das Beste aber ist: Ella darf nun endlich mit dem Radl in die Schule fahren, von Grafing nach Ebersberg, und genießt diese Ausflüge durch den Herbstwald, vorbei an Wiesen und Äckern, jeden Tag sehr. Vor allem nach Hause, wenn es bergab geht, haben die Mädels jede Menge Spaß. Ja, so eine neue Schule ist manchmal wie ein neues Leben, oder nicht?

Der Engel, der ein Chefarzt war

"2022 war für mich das annus horribilis", sagt Hans Klaffl, Kabarettist und ehemaliger Musiklehrer aus Ebersberg, und schiebt sogleich die Erklärung hinterher, wie immer meisterhaft ironisch: "Mein Lieblingsmoment war, als ich aus der Narkose aufgewacht bin, und eine weiße Gestalt neben meinem Bett mir erklärt hat, dass sie kein Engel sei, sondern der Chefarzt, und dass ich deshalb auch davon ausgehen könne, dass ich noch lebe und die Operation gut verlaufen sei."

Rückblick auf 2022: Früher unterrichtete Hans Klaffl Gymnasiasten, heute unterhält er sein Publikum vornehmlich mit herrlichen Anekdoten aus dem Schulalltag.

Früher unterrichtete Hans Klaffl Gymnasiasten, heute unterhält er sein Publikum vornehmlich mit herrlichen Anekdoten aus dem Schulalltag.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Trotz dieser einschneidenden Grenzerfahrung kann Klaffl dem Jahr auch Gutes abgewinnen: Sehr schön sei zum Beispiel der Besuch einer größeren Gruppe von ehemaligen Schülerinnen und Schülern - "heute alle so um die 40 bis 50 Jahre" - in einer Vorstellung gewesen, vor allem, weil diese ihn nach dem Auftritt "engagiert" hätten, im Frühjahr 2023 ein Jubiläumskonzert mit ehemaligen Mitgliedern des Schulchores zu leiten. "Sie sind nämlich enttäuscht über die sehr bescheidene Veranstaltung der Schule zum 50-Jährigen und wollen deshalb nun richtig mit unserem Chor feiern. Ich gebe zu: Dass sie dabei an mich gedacht haben, hat mich riesig gefreut."

Viele fröhliche, zufriedene Biergartengäste

Für Wirtin Anita Stocker, die auch Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands im Landkreis ist, war das absolute Jahreshighlight die Wiedereröffnung des Biergartens am Gasthof Stocker in Landsham. Überschwänglich erzählt sie: "Es war perfektes Wetter und jeder gut gelaunt!" Gerade nach der harten Corona-Zeit habe sie es sehr gefreut, dass die Menschen so zahlreich gekommen sind. Endlich konnten sich alle wieder sehen, das habe allen in den vergangenen Jahren gefehlt.

Rückblick auf 2022: Dehoga-Kreisvorsitzende Anita Stocker freut sich über den gelungenen Neustart im Biergarten.

Dehoga-Kreisvorsitzende Anita Stocker freut sich über den gelungenen Neustart im Biergarten.

(Foto: Christian Endt)

Die Eröffnung war Anfang Mai, bei dem schönen Biergartenwetter war plötzlich jeder Tisch besetzt. Für Stocker war dieser Tag ein toller Start in eine sensationelle Saison. "So gut wie heuer war es noch nie! Man hätte es sich nicht schöner wünschen können." Die 46-jährige kann durchaus zufrieden ins nächste Jahr starten, das hoffentlich genauso gut wird.

Mit der Kutsche zum Ehe-Glück

Selbstständige haben es zur Zeit nicht leicht. Viele müssen die Soforthilfen, die sie während Corona erhalten haben, wieder zurück zahlen. Darunter hat auch Ludwig Bitto, 35, der Vorsitzende des Werberings Grafing zu leiden. Umso mehr freut er sich über die schönen Momente, die er daheim verbringt. "Alles Schlechte vergesse ich schnell, wenn mein Sohn Phillipp mich anlächelt, wenn ich nach Hause komme."

Rückblick auf 2022: Traumhochzeit in Maria Altenburg: Ludwig und Regina Bitto vor dem Altar.

Traumhochzeit in Maria Altenburg: Ludwig und Regina Bitto vor dem Altar.

(Foto: privat)

Doch die Geburt seines Sohnes am 8. Januar war nicht sein einziger Lieblingsmoment in diesem Jahr. Denn im Mai feierte der glückliche Vater auch seine Hochzeit. Diese sei ein absoluter Traum gewesen mit grandiosem Essen und bester Stimmung. "Es war wirklich wunderschön. Wir sind mit einer Pferdekutsche zur Kirche Maria Altenburg gefahren. Das Wetter war fantastisch!" Dieses Jahr wird er definitiv nicht vergessen.

Wiedersehen nach 28 Jahren

Die Urlaubstreffen an der Ostsee waren immer sehr schön gewesen - Oberbayern und Ostfriesen voll auf einer Wellenlänge. Dennoch hatten sich die Emdenerin Elsbeth und die Egmatingerin Brigitte irgendwann aus den Augen verloren. Oft hatte Brigitte Keller, Leiterin der Abteilung Zentrales im Ebersberger Landratsamt, seither an Elsbeth gedacht, doch in diesem Jahr beschloss sie bei ihrem Jahresurlaub an der Ostsee, einen Abstecher nach Emden zu machen und die inzwischen 28 Jahre währende Funkstille zu beenden.

Rückblick auf 2022: Große Freude bei allen Beteiligten: Brigitte Keller (rechts) und ihr Mann Max haben ihre Freundin Elsbeth nach langer Funkstille wieder getroffen.

Große Freude bei allen Beteiligten: Brigitte Keller (rechts) und ihr Mann Max haben ihre Freundin Elsbeth nach langer Funkstille wieder getroffen.

(Foto: privat)

Das Telefon klingelte freilich endlos ins Leere, an der früheren Wohnadresse stand nun ein Pflegeheim, "keiner kannte Elsbeth", erinnert sich Keller. Sogar auf Friedhöfen hielt sie Ausschau nach dem Namen ihrer Freundin, vergeblich. Dann griff Keller doch noch einmal zum Telefon - und diesmal ging Elsbeth ran! "Wir waren so glücklich!", erzählt Brigitte Keller. Die Freude über das Wieder-Zueinanderfinden sei bei beiden Seiten riesengroß gewesen. Heute stehen beide Familien wieder in regelmäßigem Kontakt, man telefoniert miteinander - und beim nächsten Urlaub im Norden plant die Familie Keller einen Besuch bei Elsbeth in Emden fest ein.

Die Frage, die viel verändert hat

Es war eine Frage, die das Leben von Laura von Winterfeld ganz schön durcheinander gewirbelt hat, aber auf positive Weise. Die Frage kam im Januar von ihrem Chef, Liam Klages, seine Firma betreibt das Impfzentrum in Ebersberg. Ob sie sich denn vorstellen könne, das Impfzentrum zu leiten, wollte er wissen - nur für einen Monat? Tatsächlich hatte sich die heute 24-Jährige bis zu dem Zeitpunkt so etwas überhaupt nicht vorgestellt, "ich musste erst einmal eine Nacht drüber schlafen", sagt von Winterfeld und lacht. Eigentlich befand sie sich noch mitten im Lehramtsstudium - andererseits kannte sie das Impfzentrum und seine Abläufe bereits bestens, schließlich arbeitete sie schon seit Beginn an mit.

Rückblick auf 2022: Laura von Winterfeld ist Verwaltungsleiterin im Impfzentrum geworden. Dass sie das wunderbar machen würde, daran hatte ihr Chef Liam Klages keine Zweifel.

Laura von Winterfeld ist Verwaltungsleiterin im Impfzentrum geworden. Dass sie das wunderbar machen würde, daran hatte ihr Chef Liam Klages keine Zweifel.

(Foto: Christian Endt)

Am nächsten Tag sagte Laura von Winterfeld Ja zu Klages' Angebot. Personalverantwortung, Mitarbeitergespräche, viel Stress - es folgte ein Jahr "mit vielen schlaflosen Nächten und vielen tollen Momenten", wie sie sagt, denn bei einem Monat blieb es natürlich nicht. Als Verwaltungsleiterin wird sie das Impfzentrum an diesem Samstag endgültig zusperren. "Ich bin daran gewachsen", sagt sie - und sobald sie ihr Studium abgeschlossen hat, will sie weiter für das Unternehmen arbeiten.

Ein fröhlicher Tag - und ein sehr nachdenklicher

Endlich wieder Feiern: Nach der langen Corona-Pause war das erste größere Fest, auf dem Bundestagsabgeordneter Andreas Lenz mit dabei war, das Jubiläum der Schützen in Netterndorf - ihr 111-jährigen Bestehen feierten sie damals. "Das blieb mir in Erinnerung nach einer doch langen Zeit ohne größere öffentliche Feste. Es folgten zahlreiche Jubiläen und Feiern im Landkreis. Schließlich gab es einiges nachzuholen", erzählt der CSU-Politiker.

Rückblick auf 2022: Andreas Lenz wird sich an einen bestimmten Tag noch sehr lang erinnern.

Andreas Lenz wird sich an einen bestimmten Tag noch sehr lang erinnern.

(Foto: Christian Endt)

Als Moment des Jahres würde er aber einen anderen sehen - einen, der zwar nicht glücklich war, aber ihm wohl ein Leben lang in Erinnerung bleiben wird. Es war die Sondersitzung des Deutschen Bundestagestages am 27. Februar, kurz nach dem Angriff Putins auf die Ukraine. "Das war eine seltsame Stimmung im Parlament, aber doch auch eine gewisse, weitgehende Einheit in der Verurteilung des Angriffes", erinnert sich Lenz. Wie sich der Angriffskrieg auf die Flüchtlingssituation, die Sicherheitspolitik, aber auch die Energie- und Wirtschaftspolitik auswirken würde, konnte damals nur erahnt oder abgeschätzt werden.

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