Maul- und Klauenseuche:Der lange Schatten der Seuche

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Betroffen von der Maul- und Klauenseuche sind vor allem Paarhufer wie etwa Schweine, aber auch Rinder, Schafe, Ziegen oder Wildtiere, etwa Rehe zählen dazu. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nach dem Virusnachweis in Brandenburg mahnen hiesige zuständige Stellen zu Besonnenheit, Auswirkungen des Ausbruchs sind dennoch bereits zu spüren. Was es jetzt zu beachten gilt – und was Urlauber aus bestimmten Regionen keinesfalls tun sollten.

Von Johanna Feckl, Ebersberg

Als Matthias Vodermeier am Mittwochvormittag an sein Telefon geht, klingt er recht gelassen. „Es gibt keinen Grund, in Hysterie und Panik zu verfallen“, sagt der Ebersberger Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands. Nachdem am vergangenen Freitag, erstmals seit 36 Jahren, die Maul- und Klauenseuche (MKS) bei einer Büffelherde in Brandenburg nachgewiesen wurde, ist das nicht selbstverständlich: Wenn das Virus auch nur bei einem Tier in einem Betrieb nachgewiesen wird, müssen dort alle Klauentiere getötet und unschädlich beseitigt werden, wie das Bundesinstitut für Tiergesundheit, das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), schreibt. Denn die Krankheit ist hochansteckend, selbst genesene Tiere können laut Bundeslandwirtschaftsministerium über einen längeren Zeitraum hinweg Träger des infektiösen MKS-Virus bleiben.

Doch dass Vodermeier, der selbst eine Mast mit aktuell 270 Kälbern in Neufarn betreibt, sich so ruhig zeigt, ist freilich kein Zeichen von Unvorsichtigkeit oder gar Naivität. Vielmehr will er realistisch und handlungsfähig bleiben. „Und Panik ist immer der schlechteste Ratgeber in Krisensituationen“, sagt er.

Seit 2022 ist Matthias Vodermeier der Ebersberger Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes. In Neufarn betreibt er eine Kälbermast. (Foto: Christian Endt)

MKS tritt bei sogenannten Paarhufern auf, vor allem bei Schweinen, Rindern, Schafen, Ziegen, Büffeln, Wildwiederkäuern, Giraffen, Kamelen und Flusspferden sowie bei Elefanten, obwohl diese nicht zu Paarhufern zählen. So ist es vom Landwirtschaftsministerium zu erfahren. Symptome bei erkrankten Tieren äußern sich in Bläschen unter anderem an der Innenfläche der Lippen, am Zahnfleischrand sowie an Klauen und Zitzen. Darüber hinaus treten hohes Fieber, starke Schmerzen und Lahmen auf, milchgebende Tiere produzieren weitaus weniger Milch. In den meisten Fällen endet MKS für erkrankte Tiere nicht tödlich, eine Behandlungsmöglichkeit gibt es jedoch nicht.

Das Veterinäramt hat Notfallpläne im Falle eines Ausbruchs von MKS

Andere Tiere sowie Menschen können sich zwar infizieren und das Virus weitertragen, erkranken jedoch nicht oder nur mild, etwa indem sich Bläschen an den Schleimhäuten bilden – gefährlich ist die Seuche in diesen Fällen aber nicht. Auch von Lebensmitteln, die von betroffenen Tieren stammen, also Fleisch, pasteurisierte Milch oder Milchprodukte, geht keine Gefahr aus – sie können dem Landwirtschaftsministerium zufolge bedenkenlos verzehrt werden.

Auf SZ-Nachfrage ist vom Ebersberger Veterinäramt zu erfahren, dass zwar Notfallpläne für gewisse Tierseuchen existieren, so auch für MKS. Allerdings „ist momentan abzuwarten, welche weiteren Schritte auf Bund-Länderebene sowie EU-Ebene beschlossen werden“. Wichtig sei dennoch, dass gerade bei MKS schnell gehandelt werde, da sich die Seuche extrem schnell verbreiten kann. Weitere nennenswerte Unterschiede bei vorbereitenden Maßnahmen gegen MKS im Vergleich zu anderen Seuchen gebe es „nicht gravierend“. Darüber hinaus wird darauf hingewiesen, dass allgemeine Seuchenvorbereitungsmaßnahmen ständig stattfänden.

Im Landkreis Ebersberg leben laut Veterinäramt etwa 35 000 Rinder, 4000 Schweine, weitere 4000 Schafe und Ziegen, 800 Exemplare Rot- und Damwild sowie 100 Kameliden – dazu zählen beispielsweise Lamas und Alpakas. Betriebe, die von den Folgen des Ausbruchs in Brandenburg hinsichtlich Handelsbeschränkungen betroffen sind, seien über geltende Einschränkungen bereits informiert worden, zum Beispiel beim Export von Sperma oder Tiermaterial. So haben etwa die Niederlande bereits ein Importverbot für Mastkälber aus ganz Deutschland erlassen, Südkorea hat sämtliche Schweinefleischimporte aus Deutschland verboten sowie MKS-Virustests für alle Schweinefleischprodukte, die seit dem 27. Dezember importiert wurden, angeordnet.

Aber selbst auf dem Markt, der nach wie vor läuft, gibt es bereits Einschränkungen – die auch schon bei den Landwirten im Landkreis angekommen sind. So erzählt Matthias Vodermeier, dass er zuletzt am vergangenen Montag Kälber verkauft habe – da seien die Preise schlechter gewesen als es für gewöhnlich der Fall ist.

Mitgebrachte Speisen aus dem Urlaub dürfen nicht in der Natur entsorgt oder an Tiefe verfüttert werden

Der Kreisobmann sieht es als gutes Zeichen, dass das FLI die Virusvariante bereits feststellen konnte, es handelt sich um den Serotyp O. „Für diese Viren geeignete Impfstoffe sind in der MKS-Antigenbank Deutschland vorhanden“, heißt es beim FLI. Dem Institut zufolge ist die Typbestimmung deshalb so wichtig, weil bei MKS nur ein genau abgestimmter Impfstoff schützt. Als weitere präventive Maßnahme sagt Vodermeier, dass aktuell keine fremden Personen mehr in die Ställe gelassen werden, um das Übertragungsrisiko zu minimieren. Darauf weist auch das Veterinäramt hin. Außerdem dürfen insbesondere Urlauber, die aus Regionen zurückkehren, in denen MKS endemisch auftritt, wie Türkei, Asien und Afrika, keine mitgebrachten Speisereste in der freien Natur entsorgen oder an Tiere verfüttern.

Wie die aktuelle Gefahrenlage für den Landkreis Ebersberg aussieht, kann das Veterinäramt derzeit nicht abschätzen. „Das ist abhängig vom Tier-/Personenverkehr des betroffenen Betriebes“, heißt es dazu. „Das gilt es nun von den örtlich betroffenen Behörden zu ermitteln.“ Dass MKS in der hiesigen Region aufgetreten ist, liegt vermutlich schon ziemlich lange zurück – zumindest entzieht sich dieser Zeitpunkt der Kenntnis des Ebersberger Veterinäramts.

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