Energieversorgung im Landkreis Ebersberg:Lange Leitung

Energieversorgung im Landkreis Ebersberg: Solche Rohre für Warmwasser, hier eine Baustelle in München, werden in den kommenden Jahren auch in Markt Schwaben verlegt um die beiden Nahwärmenetze effektiver zu machen.

Solche Rohre für Warmwasser, hier eine Baustelle in München, werden in den kommenden Jahren auch in Markt Schwaben verlegt um die beiden Nahwärmenetze effektiver zu machen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Die beiden Markt Schwabener Nahwärmenetze sollen gemeinsam Energie sparen. Von 2025 an will man zumindest im Sommer ohne fossile Energieträger auskommen.

Von Wieland Bögel, Markt Schwaben

Die beste Energie, ist diejenige, die man nicht verbraucht - diese bekannte Weisheit will man künftig auch in Markt Schwaben stärker berücksichtigen. In den kommenden drei Jahren sollen die beiden Nahwärmenetze - jenes des Kommunalunternehmens (Kums) und jenes von Bayernwerk Natur - so umgerüstet werden, dass man zumindest im Sommer auf den Einsatz fossiler Energieträger verzichten kann.

Durch zwei Maßnahmen soll das möglich werden: Den Ausbau der Heizzentrale des Kommunalunternehmens und durch eine neue Verbindungsleitung zwischen den beiden Netzen. Wie Bernhard Wagner, Vorstand des Kommunalunternehmens, erklärt, diene die neue Leitung dazu, beide Netze zu beheizen. Anders als etwa in Vaterstetten, wo man seit einigen Jahren die vorhandenen kleinen Nahwärmenetze zu einem großen zusammenlegt, bleiben jene in Markt Schwaben aber physisch getrennt.

Energieversorgung im Landkreis Ebersberg: Im Frühjahr 2017 war Baubeginn für die neue Heizzentrale des Kommunalunternehmens Markt Schwaben am Erlberg. Hier versenken Martha Biberger und Bernhard Wagner (beide KUMS) den Grundstein.

Im Frühjahr 2017 war Baubeginn für die neue Heizzentrale des Kommunalunternehmens Markt Schwaben am Erlberg. Hier versenken Martha Biberger und Bernhard Wagner (beide KUMS) den Grundstein.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bayernwerk Natur betreibt das Netz nördlich der Bahnlinie durch die Marktgemeinde, dieses wird von einer Hackschnitzelanlage beheizt. Die Leitungen des Kommunalunternehmens sind an ein Blockheizkraftwerk angeschlossen, das 2017 auf dem Bauhofgelände südlich der Bahnstrecke errichtet wurde. Die mit Erdgas betriebene Anlage hat eine Leistung von rund 350 Kilowatt, sagt Wagner, rund 380 Wohneinheiten und etwa 20 Gewerbebetriebe werden derzeit davon versorgt. Und es werden immer mehr: Aktuell reicht das Netz Richtung Osten bis knapp über den Marktplatz etwa bis zur Kirche. Im Süden ist derzeit auf einer Linie Kolping- bis Brünsteinweg Schluss und im Norden endet das Netz in der Trappentreustraße. In den kommenden Jahren will das Kums weitere Leitungen verlegen, etwa entlang der Erdinger Straße nach Osten, nach Süden durch die Wohngebiete parallel zur Ebersberger Straße und nach Norden im Gebiet zwischen Bahnhofstraße und Dr.-Hartlaub-Ring.

Ein Wärmetauscher soll beide Netze versorgen

Parallel zum Leitungsnetz soll auch die Heizzentrale erweitert werden. Zum einen durch ein neues Blockheizkraftwerk. Diese habe laut Wagner mit rund 3,2 Megawatt etwa das Zehnfache der Leistung des vorhandenen - und soll idealerweise nur etwa die Hälfte des Jahres in Betrieb sein. Denn zwischen Frühjahr und Herbst will das Kommunalunternehmen den Großteil der benötigten Wärme aus einer großen Luft-Wärmepumpe gewinnen, der Strom dafür soll aus einer Freiflächen-Photovoltaikanlage kommen. Deren Standort stehe zwar noch nicht genau fest, man sei aber bereits "in sehr konkreten Verhandlungen" mit Grundstückseigentümern, so Wagner.

Die Wärmepumpe soll aber auch das Netz nördlich der Bahn mitversorgen, so dass die dortige Hackschnitzelanlage nur im Winter laufen müsste. Umgekehrt könnte diese in der kalten Jahreszeit dank der geplanten Verbindungsleitung die Beheizung des Netzes des Kommunalunternehmens unterstützen, wodurch dort weniger Erdgas verbraucht werden müsste. Zudem sollen neue Wärmespeicher den Betrieb des Blockheizkraftwerkes effizienter machen: Dieses würde vor allem dann laufen, wenn der Strombedarf hoch ist, etwa in der Früh und abends. Die Abwärme soll dann in Form von Warmwasser gespeichert werden. Aktuell gibt es einen Speicher mit 100 Kubikmetern Wasser, laut Wagner sollen drei weitere in ähnlicher Größe hinzukommen.

Energieversorgung im Landkreis Ebersberg: Freuen sich über die Förderzusage: René Benedix, Bernhard Wagner (Vorstand Kums), Michael Penzkofer, Oliver Berghamer (Ingenieur), Martin Sixt.

Freuen sich über die Förderzusage: René Benedix, Bernhard Wagner (Vorstand Kums), Michael Penzkofer, Oliver Berghamer (Ingenieur), Martin Sixt.

(Foto: privat/oh)

Baubeginn für die Verbindungsleitung zwischen Kommunalunternehmen und Bayernwerk soll im kommenden Jahr sein, im Herbst 2025 soll dann die gesamte Anlage mit Wärmetauscher, Photovoltaik und neuem Blockheizkraftwerk in Betrieb gehen. Das ganze Vorhaben wird von der Bundesnetzagentur im Rahmen eines Programms zum Ausbau der kommunalen Wärmeversorgung gefördert. Kürzlich erging der Zuschlag für die Fördermittel, daraufhin hat der Verwaltungsrat des Kums die Erweiterung beschlossen. Laut dessen Vorsitzendem, Bürgermeister Michael Stolze, werden die dafür nötigen Gewerke und Beschaffungen nun über die kommenden Jahre ausgeschrieben und beauftragt.

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