Süddeutsche Zeitung

Unterkünfte für Kriegsflüchtlinge:Gut aufgestellt

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Kommende Woche sollen wieder mehr Ukrainer im Landkreis Ebersberg ankommen. Die Turnhalle in Kirchseeon soll bis auf weiteres zentrale Erstaufnahme bleiben.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

"Wir wissen erst wer kommt, wenn die Bustür aufgeht", sagt Marion Wolinski, Leiterin des Fachbereichs Asyl im Landratsamt Ebersberg. In der Behörde geht man davon aus, dass kommende Woche weitere Flüchtlinge aus der Ukraine über Zuteilungen der Regierung von Oberbayern in Ebersberg ankommen. Voraussichtlich am nächsten Dienstag könnten die ersten Busse ankommen, sagt Landrat Robert Niedergesäß, wie oft in den folgenden Tagen dann weitere Menschen aus der Ukraine in den Landkreis kommen, sei aber noch offen.

Auf jeden Fall sei man hier gut aufgestellt, was Unterkünfte betrifft, sagt Brigitte Keller, Leiterin des Ukraine-Krisenstabs im Landratsamt. Von den derzeit 1706 im Landkreis lebenden Ukrainern sind etwa 90 Prozent privat untergekommen. Viele sind auch privat angereist und nicht über den Verteilmechanismus des Königsteiner Schlüssel in den Landkreis gekommen. Insgesamt, so der Landrat, haben in Ebersberg im Vergleich zu anderen Landkreisen verhältnismäßig viele Kriegsflüchtlinge eine Bleibe gefunden.

Bei einer zentralen Unterkunft soll es bleiben

Ursprünglich sollten jeden vierten Tag Busse Flüchtlinge in den Landkreis bringen, das sogenannte Kleeblattsystem wurde aber nicht immer angewandt. Deshalb und wegen der bereits hohen Zahl an Kriegsflüchtlingen geht man im Landratsamt nicht davon aus, dass man bald in großem Stil weitere Unterkünfte requirieren muss. Anders als 2015, wo zahlreiche Turnhallen teilweise auf Monate als Flüchtlingsunterkünfte herhalten mussten, sei derzeit die einzige für diesen Zweck hergerichtete Halle, jene im Gymnasium Kirchseeon, komplett leer. Weitere Hallen sollen darum erst einmal nicht umgerüstet werden. Die eine Großunterkunft will der Landkreis indes weiter vorhalten, sie soll ein Ankunftszentrum für jene Menschen werden, die per Bus aus München in den Landkreis Ebersberg gefahren werden.

Lange bleiben sollen die Kriegsflüchtlinge dort indes nicht. Wolinski spricht von einer "Drehscheibe", aus der Halle soll es möglichst schnell in normale Wohnverhältnisse gehen. Welche das im Einzelfall sind, hänge auch immer davon ab, wie groß die Familien sind, die eine Bleibe suchen. Je größer, desto schwieriger sei die private Unterbringung, darum sei der Landkreis auch weiterhin auf der Suche nach Wohnraum. Angemietet würden Objekte verschiedener Größen, von der Wohnung zum Einfamilienhaus, wenn sie gewisse Standards erfüllen, was den Zustand angeht. Etwa 160 Plätze in staatlichen Unterkünften gebe es im Landkreis derzeit aktuell.

Viele Ehrenamtliche helfen den Flüchtlingen

Gut aufgestellt sieht man sich im Landratsamt auch bei administrativen Aspekten der Flüchtlingsversorgung. So funktioniere die Registrierung der Geflohenen auch dank der Hilfe der Gemeinden und der Polizeiinspektionen sehr gut, sagt Keller. Etwa ein Drittel der Ukrainer im Landkreis seien bereits offiziell registriert und erkennungsdienstlich erfasst, laut der Krisenstableiterin ein im Vergleich zu anderen Landkreisen überdurchschnittlicher Wert.

Ebenfalls gut funktioniere der Kontakt der vielen privat angekommenen Ukrainer mit den staatlichen Stellen. Zu danken sei dies auch und vor allem dem "dichten Netz an Helferkreisen", so Keller. Durch die Ehrenamtlichen und auch durch die Landkreiskommunen könnten die Neuankömmlinge schnell den Kontakt zu den Behörden herstellen. Daneben verweist Keller auch auf die Homepage des Landratsamtes, wo es auf Deutsch und Ukrainisch die wichtigsten Informationen zu Themen von Meldeformalitäten über Jobsuche bis hin zum Suchdienst des Roten Kreuzes und eine Liste der am häufigsten gestellten Fragen gibt.

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