Süddeutsche Zeitung

Energiewende im Landkreis Ebersberg:Hohenlinden könnte Windradbetreiber werden

Gemeinderat beauftragt Machbarkeitsstudie, einen potenziellen Standort gibt es bereits.

Von Philipp Schmitt, Hohenlinden

Welche Rolle soll Windenergie künftig spielen? Dieses heikle Thema stand auf der Tagesordnung der jüngsten Gemeinderatssitzung in Hohenlinden: Es gab eine kontroverse Debatte zur Vorgehensweise, die noch offen blieb. Im Raum stand auch die Frage, ob die Gemeinde selbst ein Windrad auf eigenem Grund errichten lassen soll.

Die Meinungen gehen weit auseinander: "Es gibt keine Patentlösung und geht hier um enorme Summen - wir sollten nichts überstürzen", sagte Bürgermeister Ludwig Maurer (ÜWH). Er kündigte an, dass er zur Abstimmung - weil ein möglicher Windrad-Standort am Forst an die Nachbargemeinde Steinhöring und die Stadt Ebersberg heran rücken würde - vorab Gespräche mit deren Bürgermeistern führen wolle. Theo Falterer (CSU) äußerte sich zum Thema Windkraftanlagen ebenfalls vorsichtig: "Wir müssen zunächst mehr über Kosten erfahren. Erst dann sollten wir mit einer Bauleitplanung weitermachen", sagte der Zweite Bürgermeister. Offensiver angehen wollen das Thema Bürgerliche, SPD und die Grünen. Bürgerliche und SPD haben den Bau eines Windrads auf dem "Lippn-Feld", einer Lichtung am Forst, beantragt. Dritter Bürgermeister Johannes Rumpfinger (Grüne) fand, dass "wir in die Gänge kommen müssen".

Weist die Gemeinde nicht selbst Flächen aus, wird das die Regierung von Oberbayern tun

Zur weiteren Vorgehensweise gibt es offene Fragen: Soll die Gemeinde aktiv werden und in Eigenregie im Flächennutzungsplan Sondergebiete für Windräder einplanen? Soll sie Bebauungspläne für Potenzialflächen aufstellen? Oder doch eher passiv bis 2027 warten, dann sollen Ergebnisse einer Untersuchung des Regionalen Planungsverbands zu möglichen Windrad-Standorten in Oberbayern vorliegen, wie Beatrice Huber sagte. Die Bauamtsleiterin informierte über die Rahmenbedingungen und Neuerungen im Baugesetzbuch und Windflächenbedarfsgesetz. Sie teilte mit, dass es auf Grundlage der Windpotenzial-Flächenkarte bereits für den Bau von Windrädern geeignete Flächen in der Gemeinde gibt. Demnach könnten bis zu acht Windräder im Gemeindegebiet gebaut werden. Huber teilte mit, dass in Oberbayern ein Konzept auf der Ebene des Planungsverbandes bis 2027 erstellt werden soll. Es seien viele Faktoren, wie etwa Wirtschaftlichkeit, Natur-, Arten-, und Lärmschutz zu beachten.

Ein deutlich schnelleres Vorgehen wünschen sich dagegen Bürgerliche und SPD mit ihrem konkreten Antrag für den Bau einer Windkraftanlage auf dem gemeindeeigenen "Lippn-Feld". Judith Ortenburger (SPD), Martin Huber (Bürgerliche, SPD), Josef Neumeier (Bürgerliche) hatten das Thema ins Spiel gebracht. Ortenburger teilte mit, dass für den Bau einer etwa sechs Millionen Euro teuren Windkraftanlage Fördergelder beantragt werden könnten. Ein Windrad könnte etwa 2000 Einwohner mit Strom versorgen. Martin Huber wies auf Erfahrungen mit Windkraftanlagen in Norddeutschland hin. Es könne acht Jahre von Planung bis zum Betriebsbeginn dauern. Es könnte eine Bürgerbeteiligung angeboten werden. Josef Neumeier fügte an, dass das Projekt schnell voran gebracht werden sollte. Die Gemeinde dürfe nicht Investoren das Feld überlassen.

Seitens der CSU und der ÜWH möchte man zuerst eine konkrete Kostenplanung

Unterstützung gab es von den Grünen: Die Gemeinde sollte "einen Beitrag zur Energiewende leisten und zeitnah handeln", sagte Winfried Rohrbach. Vertreter der CSU und ÜWH waren skeptisch: "Ich mache diesen Hype bei Windrädern nicht mit. Wir müssen neben den Baukosten wissen, was die Wartung, Reinigung und spätere Entsorgung kosten würde. Der Landkreis sollte ein Konzept erstellen, wir sollten nicht vorpreschen", sagte Alois Grabl. Viktoria Reiser und Hildegard Fröhlich (beide ÜWH) wollten zum "heiklen Thema" mehr Informationen sammeln und sich nicht stressen lassen. Die Vorschläge des Planungsverbands 2027 sollten abgewartet werden, fand Fröhlich.

Ob die Gemeinde Windradbetreiber wird, wurde am Ende nicht entschieden. Zunächst, so der Beschluss, soll ein Ingenieurbüro eine Machbarkeitsstudie samt Wirtschaftlichkeitsanalyse erstellen. Mit den Vertretern der Nachbarkommunen nimmt Bürgermeister Maurer Kontakt wegen der möglichen Standorte auf.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5764356
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/wkb
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.