Süddeutsche Zeitung

Innenstadtentwicklung in Ebersberg:Stillstand mit Ansage

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Das Hölzerbräu-Areal in der Kreisstadt könnte noch auf Jahre hinaus eine Brache bleiben. Die Verhandlungen zwischen Politik und Investor scheinen noch lange zu dauern - und das ist nicht das einzige Problem.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Frage, wann ein rundes Jubiläum vorliegt, ist nie abschließend beantwortet worden - fünf Jahre sind aber oftmals Anlass genug, zumindest ein bisschen zu feiern. Dass man indes heuer zum fünften Jahrestag der Übernahme eines der wertvollsten Flächen der Kreisstadt die Korken knallen lässt, steht nicht zu erwarten. Denn die Entwicklung des 2018 verkauften Hölzerbräugrundstücks kommt nicht voran - wann auf dem Areal etwas passieren wird, ist komplett unklar.

Eine gut eingewachsene Brachfläche unweit vom Marienplatz, entstanden wegen Unstimmigkeiten bei der Frage der Nutzung - das gab es schon einmal in Ebersberg. Die Fläche zwischen Bahnhof und Marienplatz lag, bis dort von 2011 an das Einkaufszentrum gebaut wurde, jahrzehntelang ungenutzt da. Mehrmals waren Pläne für eine Bebauung daran gescheitert waren, dass die Vorstellungen potenzieller Bauherrn und der Stadt zu weit auseinander lagen. Gut möglich, dass sich diese Geschichte nun am anderen Ende der Innenstadt wiederholt.

Außer dem geschützten Altbau darf alles andere auf dem Grundstück abgerissen werden

Dort befindet sich das Hölzerbräugelände, das nach den Wünschen des neuen Eigentümers, der Firma Euroboden, eine ziemlich radikale Umgestaltung erfahren soll. Stehen bleiben soll nur das alte Hotel direkt an der Sieghartstraße, das Teil des geschützten Ensembles Marienplatz ist. Bereits abgerissen ist die ehemalige Bäckereifiliale direkt an der Eberhardstraße, die so entstandene Brache ist seit gut eineinhalb Jahren von einer Holzwand umgeben.

Und das könnte laut Investor auch noch einige Zeit so bleiben. "Wir hatten gehofft, schneller eine Lösung zu finden", lässt sich Stefan Höglmaier, Chef des Grünwalder Immobilienunternehmens, nun in einer Pressemitteilung zitieren. "Gerade diskutieren wir mit der Stadt verschiedene Planungsvarianten und versuchen in der Abschichtung der einzelnen Themen hier bald zu einer Einigung zu kommen." Bis es aber so weit sei, "muss das Grundstück - aus versicherungsrechtlichen Gründen - bis auf weiteres umzäunt und für die Öffentlichkeit gesperrt werden".

Und dieses umzäunte Grundstück könnte in absehbarer Zeit ein ganzes Stück größer werden. Denn, wie die Firma auf Nachfrage erklärt, will man zeitnah "bauvorbereitende Maßnahmen wie Untersuchungen und Gutachten, Abbruch und Entsorgung" auf der Fläche vornehmen. Tatsächlich dürften laut Baurecht mit Ausnahme des alten Hotels sämtliche Gebäude auf dem Gelände abgerissen werden, eine Genehmigung ist nicht erforderlich. Was im ungünstigsten Fall - also wenn Stadt und Investor zu keiner Einigung kommen - bedeutet, dass sich im Nordwesten des Marienplatzes auf längere Zeit eine Brachfläche befindet.

Stadt und Investor verhandeln seit Jahren, viel näher ist man sich offenbar nicht gekommen

Ganz unwahrscheinlich ist das nicht, die Verhandlungen zwischen Stadt und Investor scheinen seit Jahren auf der Stelle zu treten. Im vergangenen Spätsommer schien Bewegung in dies Sache zu kommen, der zuständige die Stadtratsausschuss sollte eigentlich über die Investorenpläne beraten - der Tagesordnungspunkt wurde dann aber kurzfristig abgesetzt und auf unbestimmte Zeit vertagt.

Die Konfliktlinien benennen Stadt wie Investor ähnlich: "Zentrale Themen sind vor allem die zukünftige Hotel- und Restaurantnutzung sowie die damit verbundenen Stellplätze", schreibt Euroboden auf Anfrage. Dies war bereits im Zuge der dann abgesetzten Beratungen Mitte September Thema: So plant der Investor in dem zu erhaltenden Haus an der Sieghartstraße einen sehr eingeschränkten Hotelbetrieb, für die Gastronomie ist ein Neubau an Stelle der abgerissenen Bäckerei vorgesehen. Der Rest des Areals soll komplett mit Wohnhäusern bebaut werden.

Bereits im September war davon die Rede, im Bebauungsplan Vorsorge zu treffen, dass das Rest-Hotel nicht in Wohnungen umgenutzt wird. Dies hat mit der zweiten Streitfrage zu tun: Der Zahl der Parkplätze. Würde sich etwa durch eine spätere Umnutzung ein größerer Parkplatzbedarf ergeben, könnte die Stadt zwar vom Investor Ablöse kassieren - mehr Stellplätze ließen sich in der ohnehin meist gut zugeparkten Gegend indes nicht herstellen.

Nicht nur mit der Stadt gibt es noch Abstimmungsbedarf

Wie lange die Abstimmung zwischen Stadt und Investor noch dauert, dazu wagt Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) keine Prognose: "Es gibt keinen neuen Stand, die Verhandlungen sind sehr umfangreich". Etwas optimistischer scheint man bei Euroboden zu sein: Zwar wolle man sich nicht festlegen, "allerdings hoffen wir, dass wir im ersten Halbjahr 2023 die oben angesprochene Einigung mit der Stadt erreichen und dann die nächsten Verfahrensschritte gegangen werden können". Also die Aufstellung eines Bebauungsplans, was bei einem Projekt dieses Umfangs wohl um die zwei Jahren dauern könne, heißt es sowohl von der Stadt wie vom Investor.

Doch nicht nur mit der Stadt, auch mit dem Hotelbetreiber steht eine Übereinkunft noch aus. So teilt Euroboden in einer Ende Dezember verschickten Pressemeldung zwar mit, man habe "den Mietvertrag mit dem Betreiber des Hotels Hölzer Bräu bereits vor einem Jahr gekündigt. Der Vertrag läuft nun am 31. Dezember 2022 aus". Wer nun allerdings am Hotel vorbeigeht, kann unschwer erkennen, dass dieses auch einen guten Monat später noch in Betrieb ist und auf der Website lassen sich bis auf weiteres Zimmer im Hölzerbräu buchen.

Wie lange noch, dazu wollen weder Hotelbetreiber noch Investor Konkretes mitteilen. Euroboden schreibt auf Nachfrage: "Mit dem Hotel befinden wir uns noch in Verhandlungen über die Auszugskonditionen." Noch knapper klingt das bei Christian Lehmann, dessen Lehmann Hotel und Gaststätten Holding GmbH unter anderem das Hölzerbräu betreibt: "Wir sind noch da."

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