Verkehr in Ebersberg:Wo sind denn alle hin?

Verkehr in Ebersberg: Besonders rund um die Bushaltestelle an der Grundschule in der Floßmannstraße soll es gelegentlich chaotisch zugehen. Eine Verkehrsuntersuchung kommt nun aber zu einem anderen Ergebnis.

Besonders rund um die Bushaltestelle an der Grundschule in der Floßmannstraße soll es gelegentlich chaotisch zugehen. Eine Verkehrsuntersuchung kommt nun aber zu einem anderen Ergebnis.

(Foto: Christian Endt)

Eine Untersuchung zu den angeblich chaotischen Verkehrsverhältnissen vor der Ebersberger Grundschule bringt ein unerwartetes Ergebnis. Umgebaut werden soll dort trotzdem.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Szene sieht harmlos aus: Eine nahezu leere Straße, ab und zu schlendern ein paar Schulkinder vorbei, gelegentlich fährt ein Auto durch und einmal sieht man sogar einen Bus. Doch das Video, das sich die Mitglieder des Technischen Ausschusses des Ebersberger Stadtrates nun angesehen haben, hätte eigentlich etwas anderes zeigen sollen: Verkehrschaos vor der Schule Floßmannstraße. Zu klären, wie man diesem beikommt, war der bereits 2017 vom Gremium erteilte Auftrag an ein Ingenieurbüro. Dessen Bericht fiel nun überraschend aus.

Beschwerden über zu viel Verkehr und gefährliche Situationen gerade vor Grundschulen sind keine Seltenheit, auch in Ebersberg gibt es solche seit geraumer Zeit. Im Oktober wurde darum dann auf Antrag der SPD-Fraktion beschlossen, ein Verkehrskonzept für die Floßmannstraße, Schlesische Straße und Bürgermeister-Müller-Straße erstellen zu lassen. Da dort kurz nach dem Beschluss die Arbeiten an der neuen Turnhalle begannen, verschob sich die Verkehrsuntersuchung auf den Herbst 2020.

Die Gutachter stellen nur wenig Verkehr fest

Untersucht wurde, wie Ingenieur Horst Schweikert vom Büro Ressel aus München erklärte, der Verkehr rund um die Schule am 1. Oktober 2020. Besonderes Augenmerk habe man auf den Hol-und-Bring-Verkehr in der halben Stunde vor Schulbeginn gelegt, in der Zeit ist auch das Video entstanden. Auch wenn die Qualität - unter anderem aus Datenschutzgründen - nicht die allerbeste ist, zeigt der kurze Film doch eine eher entspannte Verkehrssituation. Dies legen auch die Zählungen nahe, welche die Experten vorgenommen haben: So gab es am betreffenden Tag 26 Elterntaxis in der Baldestraße und 27 in der Floßmannstraße. Die Zählung über acht Stunden kommt auf etwa 550 Fahrzeuge in der Balde- und sogar nur 84 in der Floßmannstraße.

Im Gremium gab es allerdings Zweifel, ob die an lediglich einem Tag vorgenommene Zählung überhaupt repräsentativ sei. Elisabeth Platzer (SPD) sagte, für sie als Anwohnerin "stellt sich die Situation ganz anders dar". So werde regelmäßig der Schulbus durch parkende Eltern blockiert und besonders in der Schlesischen Straße, in der eigentlich nur Anwohner fahren dürfen, "herrschen teilweise chaotische Zustände". Nicht selten greife sogar der Schulleiter zu Warnweste und Kelle, um den Verkehr zu regeln.

Zuspruch bekam Platzer von Martin Schedo, CSU-Stadtrat und Polizist: "Es mag an dem Tag relativ wenig los gewesen sein - aber repräsentativ übers Jahr ist das nicht." Vielleicht habe das daran gelegen, dass das Wetter zu sonnig war, bei Regen wären sicher mehr Kinder mit dem Auto gebracht worden, so Schedo. Auch Petra Behounek (Grüne) berichtete aus eigener Anschauung, dass es vor der Schule und in den angrenzenden Straßen nicht immer verkehrsregelkonform zugehe. Etwa, wenn durch die Anliegerstraße gefahren oder auf den Gehsteigen geparkt würde, um die Kinder möglichst nah an der Schultür abzusetzen.

Sogar die Busfahrer beschweren sich

Auch bei der Stadtverwaltung seien Beschwerden über die Verkehrssituation eingegangen, sagte Sabine Anwander vom Bauamt. Unter anderem hätten sich die Busfahrer beklagt, dass sie nicht nur von parkenden oder überholenden Autos behindert, sondern aus diesen heraus oftmals auch noch beschimpft würden. Die Busunternehmer hätten hier auch einen Vorschlag zur Entschärfung der Situation gemacht: Bislang gibt es für die Schulbuslinie nach Oberndorf und die innerhalb Ebersbergs je eine Haltestelle. Diese solle man zu einer zusammenlegen und gleichzeitig die Schlesische Straße für den Autoverkehr sperren.

Diese Option fand viel Zuspruch im Gremium. "Wir wissen jetzt, was wir tun müssen", sagte Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) und kündigte für die nächsten Sitzung einen entsprechenden Beschlussvorschlag für die Verlegung der Bushaltestelle und die Sperrung der Schlesischen Straße an. Und noch etwas könnte man tun, meinte Jürgen Friedrichs (Grüne): "Die Kinder ermutigen, zu Fuß oder mit dem Fahrrad in die Schule zu kommen."

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