Mitten in Grafing:Gestatten, Storch

Mitten in Grafing: Einer der beiden Grafinger Störche, die seit März auf dem Dach vom Wildbräu wohnen.

Einer der beiden Grafinger Störche, die seit März auf dem Dach vom Wildbräu wohnen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Seit diesem Frühjahr wohnen zwei der großen Vögel auf dem Wildbräu in Grafing - nun haben sie passende Namen bekommen.

Glosse von Wieland Bögel, Grafing

Das mit den Tiernamen ist ja eine nicht ganz unheikle Sache - und nein: Es soll in der Folge nicht um spezielle Vorlieben hinter verschlossenen Schlafzimmertüren gehen. Stattdessen um die Frage, unter welchen Umständen real existierende Tiere Namen bekommen und welche.

Tatsächlich gibt es in der Biologie schon länger die Theorie, dass zumindest einige nichtmenschliche Spezies ebenfalls so etwas wie feste Bezeichnungen für Artgenossen haben - nur wer halt nicht zufällig ebenfalls Ara oder Orca ist, wird das A und O tierischer Selbstbezeichnungen wohl nie vollständig entschlüsseln können. Weshalb sich Menschen zu allen Zeiten zumindest für ihnen nahestehende Mitgeschöpfe um ansprechende Benennungen bemüht haben. So hat Alexander der Große sein Lieblingspferd Bucephalos genannt und diesem sogar Denkmäler errichten lassen, Kaiser Caligula verlieh seinem besten Pferd im Stall nicht nur den Namen Incitatus sondern sogar einen Sitz im Senat.

Mitten in Grafing: Die Gewinnerinnen des Namenswettbewerbs für die Grafinger Störche: Regina, Viktoria, Marina, Karin, Kristina mit Preis.

Die Gewinnerinnen des Namenswettbewerbs für die Grafinger Störche: Regina, Viktoria, Marina, Karin, Kristina mit Preis.

(Foto: Wildbräu/oh)

In modernen Zeiten hat sich unter anderem Kurt Tucholsky mit der Frage beschäftigt, wie etwa Tiger, Löwe und Panter mit Vornamen heißen. Dass dabei Theobald, Leo und Peter herauskam, ist sicher dem Streben nach Alliteration geschuldet - das in einem anderen Zusammenhang dafür sorgt, dass in einer fiktiven, vor allem von Wasservögeln bevölkerten, Stadt, sehr viele Vornamen mit dem Buchstaben "D" beginnen. Wogegen der offenbar dem Stabreim völlig abgeneigte Dieter Krebs die Frage nach dem Vornamen des Rehs einmal mit "Kartoffelpü" beantwortet hat.

Auch die Welt der Fabeln ist voller tierischer Namen, allerdings gibt es jeweils nur einen pro Tierart. So heißen die derzeit vielbeachteten Vertreter der Gattung Bär und Wolf allesamt Petz und Isegrim, alle Hasen Lampe und die Störche immer Adebar. Was direkt nach Grafing führt, genauer zur Wildbräu-Brauerei, und noch genauer auf das dortige Sudhaus. Dieses wurde zur aktuellen Brutsaison mit einer Nisthilfe für Störche versehen und auch prompt angenommen: Seit März wohnen dort zwei der schwarz-weißen Vögel.

Weil man es bei Wildbräu offenbar langweilig fand, dass da auf dem Dach Adebar und Adebar nisten, hat man die Kundschaft zu einem Wettbewerb aufgerufen: Wer findet bessere Namen für die gefiederten Brauereibewohner? Gewonnen haben nun fünf Arbeitskolleginnen namens Regina, Viktoria, Marina, Karin und Kristina, diese haben den Störchen die Namen Bräuliesl und Urtelschorsch ausgesucht und dafür 30 Liter Bier gewonnen.

Dafür herzlichen Glückwunsch - auch den Störchen übrigens. Denn derart kreativ und ortsbezogen geht es bei Vogelbenennungen nicht immer zu. So bekamen etwa die kürzlich bei Berchtesgaden ausgewilderten Bartgeier die Namen Sisi und Nepomuk verpasst - bei Berchtesgadener Bartgeiern hätte es schon mindestens für Bernhard und Bianca reichen können.

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