Auf der Strecke zwischen Zorneding und Oberpframmern lohnt es an diesem Tag besonders, auf die Bremse zu steigen. Wer auf der Landstraße schneller als die vorgeschriebenen 70 Kilometer pro Stunde fährt, muss mit einer unerfreulichen Überraschung rechnen und einiges für die Eile zahlen.
Es ist der zwölfte bayerische Blitzmarathon und die Polizisten Stefan Kreimoser und Bernd Nier stehen bereits seit viertel nach sieben vor ihrem Lasermessgerät. Als sie ihren Posten gut vier Stunden später verlassen, zählen sie acht Verkehrssünder, die zwischen 40 und 100 Euro zahlen mussten. „Die meisten Leute bremsen aber spätestens an der Kuppe, wenn sie uns sehen“, sagt Nier und zeigt auf die Staatsstraße.
Bayernweit kontrollieren an diesem Tag seit 6 Uhr morgens rund 2000 Polizistinnen und Polizisten sowie Mitarbeiter der kommunalen Verkehrsüberwachung die Geschwindigkeit an etwa 1470 Messstellen. Der Aktionstag gehört zum „Speedmarathon“, den das europäische Verkehrspolizei-Netzwerk „Roadpol“ koordiniert. Bis Donnerstag, 10. April, um 6 Uhr dauerte die Aktion, es wurden 9832 Geschwindigkeitssünder erwischt, deutlich mehr als die 8627 Verstöße im vergangenen Jahr.
Vergangenes Jahr wurde kein einziger Raser erwischt, wohl weil das Wetter damals zu schlecht war
Im Landkreis Ebersberg werden zum Aktionstag vier Messstellen betrieben, zwei davon tagsüber und zwei in der Nacht. Ein Glück, dass die Polizei es mit freundlichen Autofahrern zu tun hat. „Wir machen hier auch nur unseren Job“, betont Nier und beurteilt den Umgang als sehr angenehm. Sein Kollege Kreimoser nickt. „Wir versuchen, jedes Gespräch mit einem Lächeln zu beginnen und zu beenden.“
Die Polizeiinspektion Ebersberg habe 2024 keinen einzigen Raser erfasst, berichten die beiden Kollegen. Das liege jedoch sicherlich an den Witterungsbedingungen. „Schneegestöber und Graupel“, fassen Kreimoser und Nier zusammen. Klar, dass das sonnige Frühlingswetter in diesem Jahr eher zum Schnellfahren einlädt. Die 1500 Fahrzeuge, die in den 24 Stunden gemessen wurden, ergaben sieben Anzeigen und sieben Verwarnungen.

Statistik für den Landkreis Ebersberg:Weniger Unfälle, mehr Verletzte
Die Bilanz der Verkehrsunfallstatistik für den Landkreis Ebersberg fällt gemischt aus. Dass der Verkehr nach dem Ende der Corona-Pandemie wieder deutlich zugenommen hat, hat Konsequenzen.
Das Lasermessgerät, durch das Nier die Fahrzeuge visiert, hat eine recht simple Funktionsweise. „So kann es von einem breiten Personal und an möglichst vielen Standorten eingesetzt werden“, erklärt Kreimoser. Im Gegensatz zu Radarblitzern nutzt das Gerät Infrarot-Laserlicht, um die Geschwindigkeit des heranfahrenden Fahrzeugs zu bestimmen. Dabei sendet es mehrere Laserimpulse in schneller Folge aus, die vom Fahrzeug reflektiert werden.
Für verlässliche Ergebnisse zielt Nier stets auf das Kfz-Kennzeichen der Fahrzeuge, welches in einer Entfernung von 30 Metern bis einem Kilometer liegen sollte. Durch die Messung der Laufzeit dieser Impulse kann die Entfernung zum Fahrzeug sehr genau berechnet werden. Aus mehreren Entfernungswerten innerhalb kurzer Zeit ergibt sich dann die Geschwindigkeit.
Wer nur ein bisschen zu schnell ist, wird am Aktionstag lediglich ermahnt und muss keine Strafe zahlen
„Jede Angabe, die das Gerät zeigt, ist korrekt“, erklärt Kreimoser, „denn nur, wenn alle reflektierten Laserimpulse eine ähnliche Geschwindigkeit angeben, wird uns ein Ergebnis angezeigt.“ Für die Polizisten ist diese Verlässlichkeit besonders wichtig. Schließlich müssen sie mit ihrer Unterschrift für die gemessene Geschwindigkeit bürgen. „Wenn es dazu kommt, auch vor Gericht“, fügt Nier hinzu.
Um den Fahrer anhalten zu dürfen, muss außerdem eine aktuelle Messung vorweisbar sein. „Wenn ein Fahrzeug zu schnell fährt und ich es jedoch ein zweites Mal messe, nachdem es gebremst hat“, sagt Nier, „ist die vorherige Anzeige ungültig.“

Bilanz:Eine Million Euro Einnahmen durch Kirchseeoner Blitzer
Im ersten Jahr nach der Inbetriebnahme wurden 34 500 Verstöße registriert. Ein Teil des Geldes könnte auch in die Hallenbad-Sanierung investiert werden.
Der bayernweite Aktionstag diene allem voran als Erinnerung, sich an die Geschwindigkeitsvorgaben im Verkehr zu halten. Jede der Messstellen war bereits im Vorhinein online einzusehen. „Uns geht es in keinster Weise um Abzocke“, betont Kreimoser, „sonst würden wir auch ganz anders vorgehen“. Stattdessen suche er vielmehr das Gespräch zu den Autofahrern. Bei einem Verstoß von unter 14 Kilometern pro Stunde über der Vorgabe verzichten die Polizisten an diesem Tag auf eine Strafe und halten die Fahrer nur für eine kurze Mahnung an.
„Knapp ein Viertel der tödlichen Verkehrsunfälle in Bayern“, berichtet Kreimoser, „waren letztes Jahr auf eine zu hohe oder nicht angepasste Geschwindigkeit zurückzuführen.“ 137 Menschen hätten dabei ihr Leben verloren. Kontrollen finden deshalb besonders dort statt, wo die Unfallgefahr durch zu schnelles Fahren hoch ist, wie etwa vor Schulen und Kindergärten innerorts sowie auf Landstraßen außerorts.
In der Nachtschicht würden die Kollegen anschließend eine Messstelle in Glonn sowie eine in Hohenlinden betreiben, berichten die Polizisten. Auch dort gehe es keineswegs darum, möglichst hohe Trefferzahlen zu erreichen. „Wir spielen hier mit offenen Karten“, sagen sie. „Jeder soll sicher und gesund an seinem Ziel ankommen.“