Landkreis Ebersberg:Gemeinsam gegen den Kollaps

Landkreis Ebersberg: Der Norden des Landkreises verbündet sich gegen das Verkehrs-Chaos, die Herzog-Ludwig-Straße in Markt Schwaben könnte Entlastung gut vertragen.

Der Norden des Landkreises verbündet sich gegen das Verkehrs-Chaos, die Herzog-Ludwig-Straße in Markt Schwaben könnte Entlastung gut vertragen.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Gemeinden im Norden wollen an einer sinnvollen Steuerung der Verkehrsströme arbeiten. Unterstützung soll das Straßenbauamt in Rosenheim leisten

Von Barbara Mooser

Nebeneinander zu wohnen hat nicht zwangsläufig zur Folge, dass man die selben Interessen verfolgt - davon können Richter ein Lied singen, die sich tagein, tagaus mit Nachbarschaftsstreitigkeiten beschäftigen. Ähnlich ist es mit Gemeinden: Was die eigenen Planungen für die Nachbarn bedeuten, darauf werden häufig nur wenige Gedanken verschwendet.

Das soll sich im Norden des Landkreises nun ändern: Pliening, Poing, Markt Schwaben, Vaterstetten und Anzing wollen gemeinsam an Ideen arbeiten, wie alle die Folgen des Wachstums gut verkraften können. Vor allem die Entwicklung des Verkehrs steht dabei im Fokus. "Wir wollen weg von der Kirchturmpolitik", fasst es Poings Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) zusammen. Genauso sieht es sein Plieninger Kollege Roland Frick (CSU): "Wir müssen etwas tun, sonst gibt es irgendwann einen Kollaps."

Auch die Bürgermeister aus Markt Schwaben, Vaterstetten und Anzing sehen die Initiative sehr positiv. Denn alle haben die selbe Sorge: dass sie in einem Landkreis, der in den kommenden Jahren bundesweit das stärkste Wachstum verzeichnen wird, irgendwann komplett überrannt werden vom Verkehr und allein handlungsunfähig werden.

Ein Kreisverkehr hier, eine kleine Umgehung da löse die Probleme einfach nicht, sagt Markt Schwabens Bürgermeister Georg Hohmann (SPD): "Wir bewegen uns mit unseren Planungen so stark im Mikrobereich, dabei können Lösungen eigentlich nur im Makrobereich erreicht werden." "Wenn wir uns zusammentun, ist das auf jeden Fall sinnvoller, als wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht", unterstreicht auch Franz Finauer (FW), Bürgermeister von Anzing.

Im Münchner Osten nimmt die Entwicklung extreme Ausmaße an

"Dass jeder für sich allein weiterplant - das ist nicht angebracht", stimmt Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) zu. Gerade im Münchner Osten finde eine "außerordentlich massive Entwicklung" statt; außer über die verkehrliche Entwicklung könnte man beispielsweise auch über die Ansiedlungspolitik sprechen, sagt Reitsberger.

Könnten sich die Gemeinden auf ein gemeinsames Vorgehen einigen, davon ist Plienings Bürgermeister überzeugt, würden sie mit ihren Ideen bei der Regierung von Oberbayern auch leichter Gehör finden. Ins Boot holen wollen Frick und seine Kollegen auch noch die Bürgermeister aus Kirchheim und Finsing, weil die Verkehrsprobleme schließlich nicht an der Landkreisgrenze enden.

Pliening selbst ist in der Vergangenheit bei den Nachbarn rundum mit seinen Planungen zur Ortsumfahrung angeeckt, die für den Geschmack der Poinger eine problematische Anbindung an den Westring erhalten und auch zu nah an die geplante Wohnbebauung heranrücken sollte. Kirchheim möchte dort, wo Pliening eigentlich seine Umgehung bauen wollte, lieber ein Gewerbegebiet ausweisen. Es folgten konsternierte Stellungnahmen der Gemeinderäte und ebenso konsternierte Antworten aus Pliening.

Für Frick war das freilich letztlich ein Anlass, auf seine Bürgermeisterkollegen zuzugehen und für eine gemeinsame Planung zu werben. Er sehe das sehr positiv, sagt Poings Bürgermeister, denn schließlich werde sich im Münchner Osten noch sehr viel tun: Poing beispielsweise plane ein weiteres Wohngebiet, in Vaterstetten entsteht gerade eines; in Markt Schwaben würden die Weichen für ein neues Gewerbegebiet gestellt. Alle diese Planungen hätten Einfluss auch auf die Nachbargemeinden, weshalb ein koordiniertes Vorgehen immer wichtiger werde.

In der vergangenen Woche haben sich die Bürgermeister bereits zu einer ersten Vorbesprechung getroffen, noch im Dezember ist ein Termin mit Vertretern des Straßenbauamts Rosenheim geplant. Denkbar wäre laut Hingerl beispielsweise, dass die Gemeinden in einem nächsten Schritt zusammen ein Verkehrskonzept erstellen lassen. Allerdings seien hier noch keinerlei Entscheidungen gefallen, unterstreicht Hingerl. Diese würden schließlich nicht auf Bürgermeisterebene getroffen, hierfür seien die Gemeinderäte zuständig.

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