An diesem Dienstag erinnern die Vereinten Nationen, wie jedes Jahr am 20. Juni, an das Schicksal von Menschen auf der Flucht, 2001 wurde der Weltflüchtlingstag das erste Mal begangen. Auch im Landkreis Ebersberg gibt es Menschen, die sich für die Rechte von Geflüchteten einsetzen, etwa die hiesige Lokalgruppe des bundesweiten Aktionsbündnisses Seebrücke. Vor fast genau zwei Jahren haben Judith Seibt, Leonard Martz und Lena Huppertz die Seebrücke Ebersberg gegründet. Seibt und Martz waren bereits zuvor in der Flüchtlingshilfe tätig, Huppertz selbst ist als Stadträtin für die Linke in Grafing über die Politik dazugestoßen.
"Mich hat dieses Thema schon immer berührt, weil es absolut nicht in mein Weltbild reingeht, dass manche Länder alles haben und andere nichts", sagt Huppertz. Dass die Menschen, die aus diesen Ländern kommen, auch noch für die Flucht verurteilt werden, zeige für sie ein absolutes Ungleichgewicht in der Welt, das müsse man bekämpfen. Dies ist auch eines der Hauptanliegen der Seebrücke. Neben Seenotrettung setzt sich das Aktionsbündnis auch für die Entkriminalisierung von Geflüchteten ein.
Im Landkreis Ebersberg tut dies die Regionalgruppe - eine von etwa 150 bundesweit - seit Mai 2021, und das durchaus auch mit einigem Erfolg, findet Huppertz. Bereits 2019 ist Grafing per Stadtratsbeschluss dem Bündnis "Seebrücke - Sichererer Hafen" beigetragen, dies sei ein erster Schritt in die richtige Richtung gewesen. Seit Gründung der Lokalgruppe versucht das Team, dieses Ziel auch im restlichen Landkreis voranzutreiben, bisher sei man aber auf keine große Begeisterung gestoßen. In Zukunft soll es wieder mehr Aktionen in diese Richtung geben.
Jedoch gäbe es nur wenige aktive Mitglieder, was die Planung von Aktionen erschwere. Mit sogenannten On-Boardings versucht die Gruppe regelmäßig hilfsbereite Menschen anzuwerben. Intern aktiv seien aktuell fünf Personen, zu der offenen Gruppe, wie Newsletterempfängern, kann die Seebrücke im Landkreis 25 Mitglieder zählen. Die Treffen wären meist online, um den Landkreis besser abdecken zu können. Doch selbst als kleine Gruppe konnten bereits zwei Spendenaktionen organisiert werden. Eine materielle Spendenaktion, zusammen mit der Flüchtlingshilfe Erding und eine finanzielle Aktion mit Sea Eye Regensburg für die Seenotrettung. Die Hilfsbereitschaft sei groß, selbst während des Ukraine-Krieges. "Vielen ist es bewusst, dass wir praktisch auf Kosten Anderer leben, und wollen das wieder gutmachen", vermutet Huppertz. Durch die wieder zunehmende Präsenz der Flüchtlingsthematik in den Medien, hoffe man, dass wieder mehr Menschen der Flüchtlingshilfe ihre Aufmerksamkeit schenken.
Besonderes Augenmerk legt man bei der Lokalgruppe auf die Öffentlichkeitsarbeit
Doch warum ist ein Bündnis im Landkreis so relevant? Lena Huppertz erklärt, über den sogenannten Königsteiner Schlüssel werden Geflüchtete auf die einzelnen Bundesländer verteilt, wodurch sie nicht nur in den Großstädten, sondern oftmals in Landkreisen landen, eben auch etwa in Ebersberg. "Auch auf dem Land in Bayern sind Geflüchtete nicht mehr wegzudenken, Vorurteile müssen abgebaut werden."
Bei der Seebrücke gäbe es viel Informations- und Aufklärungsarbeit, um Verständnis zu schaffen. Deshalb sei es wichtig sich weiter auszubreiten, um selbst im kleinsten Dorf zu sensibilisieren und den Geflüchteten eine Stimme zu geben. Bisher gab es auf den zwei Spendenaktionen ein durchaus positives Stimmungsbild.
Durch die Arbeit im Kreisjugendring gibt es hauptsächlich Kontakt mit den jüngeren Geflüchteten, vor allem jungen unbegleiteten Männern. Der Kontakt sei eng, aber natürlich erreiche man nicht alle. Daran versuche man weiter zu arbeiten. Hauptpunkt ist dabei die Öffentlichkeitsarbeit, besonders in Sozialen Medien. Der Instagram-Account der Seebrücke Ebersberg hat inzwischen mehr als 300 Follower, dort findet man Informationen über neue Spendenkampagnen und die nächsten offenen Treffen. Wichtig in der Arbeit sei aber auch die Vernetzung zur restlichen Seebrücke, um beispielsweise Materialien auszutauschen.
Auch in Schulen und Kitas will das Bündnis Seebrücke künftig präsenter sein
Doch neben dem Bündnis selbst sei auch enger Kontakt zu "Bunt statt Braun", dem Verein "Seite an Seite", den Jugendzentren aus dem Landkreis, der Flüchtlingshilfe Erding, Sea Eye Regensburg, den Charitas, Foodsharing und der Buchhandlung Kuckuck aus München gegeben. Dabei gehe es um Vorfinanzierung, Spendensortieren, Räumlichkeiten und mehr. Projekte seien beispielsweise Flyer-verteilen und Filmvorstellungen. So wurde vergangenes Jahr der Film "A dreadfull journey" unter dem Motto "Kino für alle" zusammen mit der Sea Eye Gruppe aus Regensburg gezeigt. Als Abschluss vom Spendenmonat gab es dann noch eine Soli-Party mit anderen Vereinen und einen Rap-Contest. In Zukunft hofft das Ebersberger Bündnis auf mehr aktive Unterstützende um mehr Ideen umsetzen zu können. Nächstes Jahr wolle man neben den Spendenaktionen noch einen Schritt weiter gehen. Geplant sind ein Spendenlauf und mehr Kooperationen mit Schulen und Kitas. "Wir können hier noch vieles besser machen!"
Die nächste größere Spendenaktion ist im Herbst geplant, passenderweise soll sie am Sankt Martinstag stattfinden.