Fitnessboom:Viel Übermotivation sorgt für wenig Durchhaltevermögen

Fitnessboom: Das erste Neujahr ohne Corona-Beschränkungen seit Beginn der Pandemie sorgt wieder für volle Fitnessstudios.

Das erste Neujahr ohne Corona-Beschränkungen seit Beginn der Pandemie sorgt wieder für volle Fitnessstudios.

(Foto: Robert Haas)

Im neuen Jahr herrscht großer Andrang an den Geräten in Fitnessstudios im Landkreis Ebersberg. Doch bei vielen ist nach nur wenigen Wochen schon wieder Schluss mit dem Training - obwohl für die Gesundheit das Gegenteil wichtig wäre. Wie sich die sportlichen Neujahrsvorsätze langfristig umsetzen lassen.

Von Karlotta Hohmann, Ebersberg

Pünktlich zum neuen Jahr ist jedes Mal aufs Neue das gleiche Bild zu beobachten: Egal ob Joggingrouten, Trimm-dich-Pfade oder Fitnessstudios - überall ist es voller als noch zu Ende des alten Jahres. Das Schlemmen von Braten, Plätzchen und noch einmal Braten an den Festtagen geht eben oft mit einem schlechten Gewissen über eben jene Völlerei einher - und die Tradition der Neujahrsvorsätze tut ihr Übriges, um für diesen Fitnessboom zu sorgen. Die Menschen aus dem Landkreis Ebersberg bilden da keine Ausnahme.

So kann Lukas Schabmair in seinem Speedfitness-Studio in Grafing schon deutlich mehr Kundschaft verzeichnen. Ob es mehr sind als früher zu Jahresbeginn? "Auf jeden Fall mehr als in den vergangenen Jahren, weil da Corona war", sagt der Geschäftsleiter der Filiale. "Ansonsten würde ich sagen, sind wir ungefähr auf dem gleichen Niveau, das wir vor Corona hatten."

Online dauert die Anmeldung für ein Fitnessstudio nur ein paar Klicks

Auch dem Fitnexx in Markt Schwaben lässt der Neujahrshype mehr Kunden zulaufen, "vor allem aber welche, die man lange nicht mehr gesehen hat", sagt Mitarbeiter Sven Walbrunn. Aber auch neue Gesichter sind zu sehen. Die Möglichkeit, online Mitgliedschaften abzuschließen, sorgt für einen großen Anteil der Neuanmeldungen. Von der gleichen Erfahrung erzählt auch ein Mitarbeiter des Clever Fit Studios in Baldham: Ein schneller Klick im Internet, schon ist man Mitglied und kann im Studio sein Training starten.

Doch der Fitnessboom zum Jahresbeginn hält oft nicht lange an. Die meisten Neukunden schaffen es nur auf kurzfristige Ergebnisse, so Karl Schmitt, der Inhaber des Body Investment in Grafing. Langfristige Ziele würden oft ausbleiben. Der Inhaber des Stromstüberls in Zorneding, Andreas Mayr, sieht das ähnlich. Oft sei das Problem eine anfängliche Übermotivation: "Die Kunden kommen fünfmal die Woche, das geht zwei bis drei Wochen gut und dann sieht man sie nie wieder", sagt er. Dann nämlich würden erste Müdigkeitserscheinungen einsetzen oder Verletzungen entstehen durch ein Übertraining, "dann ist es wieder rum mit dem Schwung".

Nur rund ein Viertel der Bevölkerung treibt genügend Sport

Dabei wäre es eigentlich wichtig, dranzubleiben. So empfiehlt die WHO Erwachsenen, mindestens 150 Minuten pro Woche einem moderaten Ausdauersport nachzugehen und zweimal pro Woche ein intensiveres Muskeltraining. Die "Gesundheit in Deutschland aktuell", kurz GEDA, eine Studie des Robert Koch-Instituts, zeigte in den Jahren 2014 bis 2015, dass nur etwa 23 Prozent der erwachsenen Bevölkerung den Empfehlungen bezüglich Ausdauer- und Muskelkräftigungsaktivitäten nachkommen.

Das beobachtet auch Jeffrey Nass aus dem Bodystreet in Vaterstetten. Er ist dualer Student, macht gerade seinen Bachelor und ist als Trainer in dem Vaterstettener Studio tätig - und er sagt: "Es gibt einfach viele, die etwas machen müssen." Einige Kunden kämen, um beispielsweise durch Krafttrainings langfristig Bandscheibenvorfälle und Rückenprobleme zu behandeln, die sie im Leben oft zu sehr einschränkten. Er erklärt auch, was Neukunden berücksichtigen sollten, zum Beispiel das Trinkverhalten: "Wenn man Sport macht, sollte man mindestens drei Liter Wasser trinken beziehungsweise einen Liter pro 20 Kilogramm Körpergewicht am Tag." Die meisten Kunden würden jedoch angeben, gerade einmal einen bis zwei Liter Wasser am Tag zu trinken - viel zu wenig also.

Die Ernährung ist ein wichtiger Faktor für ein erfolgreiches Training

Auch die Ernährung spielt laut Jeffrey Nass eine wichtige Rolle. "Die wenigsten achten auf ihren Proteinhaushalt, aber die Proteine sorgen eben für das Muskelwachstum." Wie wichtig der Fokus auf eine ausgewogene, gesunde und proteinreiche, aber auch kohlenhydratreiche Ernährung ist, bestätigen alle Fitnessstudios aus dem Landkreis Ebersberg. "Ernährung spielt die wirklich wichtigere Rolle als das Training - man steuert seinen Erfolg quasi nur über die Ernährung", erklärt Sven Walbrunn.

Lukas Schabmair vom Speedfitness in Grafing hält zudem noch einige andere Tipps für Fitness-Anfänger bereit: Er empfiehlt, zwei- bis dreimal pro Woche trainieren zu gehen. "Außerdem sollte man darauf achten, dass man eine anständige Einweisung bekommt und nicht selbständig etwas aus dem Internet umzusetzen versucht."

Aber wie lässt sich nun ein treues und regelmäßiges Verhältnis zum Sport aufbauen? Darauf weiß Andreas Mayr vom Stromstüberl in Zorneding eine Antwort: "Es ist echt wichtig, dass man sich einen Trainer sucht, um das Training wirklich zu planen." Oftmals brauche man jemanden, der einen einbremst, sodass nicht gleich das ganze Pulver in den ersten Wochen verschossen wird. "In dem Zusammenhang ist es auch wichtig, dass man sich etwas sucht, bei dem man sich vorstellen kann, dass es einem bestenfalls jahrelang Freude bereitet", sagt Mayr weiter. Das sei wie bei der Ernährung: Lieber wenige Abstriche machen, damit man nach einiger Zeit nicht wieder dort stehe, wo man am Anfang war.

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