Die aus Mehlwürmern gefertigten Faschingskrapfen, die vor zwei Jahren im Landkreis Ebersberg für Aufsehen gesorgt hatten, sind längst wieder aus der Bäckerei-Auslage verschwunden. Ein anderer Wurm hingegen scheint unverwüstlich zu sein: der Gaudiwurm, der sich auch heuer wieder durch die Straßen der Stadt Ebersberg geschlängelt hat. Trotz der jüngsten Amokfahrt, bei der ein Mann in Mannheim durch eine Fußgängerzone gerast ist, haben sich die Verantwortlichen um Bürgermeister Ulrich Proske am Dienstagmorgen dazu entschieden, dass der beliebte Umzug stattfinden soll. Der Feierlaune in der Ebersberger Innenstadt tat das am Nachmittag keinen Abbruch, im Gegenteil: Die Besucher kamen wie gewohnt zahlreich, um die bunten Wagen zu bejubeln.

Dennoch galten in diesem Jahr besondere Sicherheitsvorkehrungen. Dass die zusätzlichen Sicherheitspoller am Rathaus so neu sind, dass der Beton noch nicht einmal richtig trocken ist, wie Bürgermeister Ulrich Proske am Dienstagmorgen sagte, war natürlich nur ein Scherz. Aber einer vor ernstem Hintergrund, schließlich hat es in jüngster Zeit zahlreiche Anschläge mit Autos auf Menschenmengen gegeben, zuletzt am Montag in Mannheim mit zwei Todesopfern. Das macht natürlich ein mulmiges Gefühl, wenn in Ebersberg die wohl größte Menschenansammlung des Jahres zusammenkommt.

Absagen wollten die Verantwortlichen den Faschingsumzug aber unter keinen Umständen. Auch seitens der Polizei kam am Dienstagmorgen keine entsprechende Empfehlung. Ein bisschen mehr Vorsicht ließen Stadt und Faschingsgesellschaft indes heuer schon walten, nicht erst seit der Amokfahrt am Montag wurde das Sicherheitskonzept überarbeitet. Neben mehr Betonblöcken auf den Straßen gab es auch mehr Rettungskräfte, das Rote Kreuz war mit einem eigenen Wagen vor Ort, erklärte BRK-Einsatzleiter und Zweiter Bürgermeister Günter Obergrusberger. Acht Einsatzkräfte in drei Teams waren beim Zug dabei.

Zu Zwischenfällen ist es glücklicherweise nicht gekommen, während der Gaudiwurm sich seinen Weg zum Marktplatz gebahnt hat. Dieser wurde standesgemäß angeführt vom Präsidenten der Ebersberger Faschingsgesellschaft, Robert Gockner, der gleich zwei Verkleidungen vereinte: Donald Trump, der im Darth-Vader-Kostüm die Welt „great again“ machen will. Ansonsten waren politische Späße jedoch eher Mangelware, wie auch schon in den Vorjahren stand das feuchtfröhliche Vergnügen beim Faschingsumzug im Mittelpunkt. Zumindest ein paar Spitzen gegen Lokalpolitiker konnten sich die Wagenbauer dann aber doch nicht verkneifen.

Etwa über Ebersbergs Bürgermeister Ulrich Proske, der mit Flinte, aber „ohne Pulver“ auf der Suche nach dem „goldenen Schuss“ ist, um die leere Stadtkasse zu füllen. Dabei müsste er sich doch nur an Kirchseeon orientieren, die mit ihrer neuen „Gelddruckmaschine“ am Spannleitenberg ordentlich Kasse machen. Auch dem Ebersberger Hallenbad, dem schon kurz nach der umfassenden Sanierung das Wasser ausging, war ein Wagen gewidmet. Dass Deutschland im Allgemeinen eher einem Affenhaus gleicht, prangerten die Firmen aus Steinhöring an, die auf ihrem Wagen eine detaillierte Miniatur-Nachbildung des Berliner Reichstagsgebäudes installiert haben.

Ganz und gar nicht von dieser Welt, sondern aus Grafing angereist waren unterdessen die Spacebären mit ihrem CSU-Sternchen Thomas Huber, die sich zusammen mit der Kindergruppe der Grafinger Faschingsbären in ihre Raumanzüge gezwängt haben. Und apropos CSU: Der Radfahrerverein Alxing und der Burschenverein Bruck demonstrierten eindrucksvoll, dass die von den Christsozialen so verteufelte Cannabis-Entkriminalisierung offenbar doch eine gute Idee war, denn auf deren Wagen stand zu lesen: „Seit Gras erlaubt in diesem Land, können auch Bruck und Alxing miteinand.“ Na dann!