Mitten in Ebersberg:Wieder was gelernt

Der Fasching hat bekanntlich viel zu bieten - manchmal auch sehr interessante Versuchsanordnungen.

Glosse von Wieland Bögel

Ein Subgenre des sogenannten Bildungsfernsehens ist die Rubrik: "Wie schlau ist eigentlich ...?" Dabei werden mehr oder weniger nah mit der den Planeten dominierenden Gattung der Trockennasenaffen verwandte Tiere mit mehr oder weniger komplexen Versuchsanordnungen konfrontiert. Klassisches Beispiel ist da etwa das Leckerli in der Röhre, vor dessen Genuss das betreffende Testtier ein kleines Rätsel lösen und dazu meist ein einfaches Werkzeug oder eine neue Verhaltensweise entwickeln muss. Interessant ist nun aber, dass die solcherlei Spielchen veranstaltende Spezies dies auch mit Artgenossen tut - wenn auch vielleicht nicht immer ganz absichtlich, wie sich nun am Rande des Ebersberger Faschingsumzuges zeigte.

Dort - also wirklich am Rand der Route, die der Zug durch die Kreisstadt nimmt - gibt es auch das übliche Straßenbegleitgrün, darunter einige Exemplare sogenannten raumübergreifenden Großgrüns. Diese umgangssprachlich auch als sogenannte Bäume bezeichnete Gewächse interagieren auf besondere Weise mit einem wohl dem Vorbild des Mardi Gras in New Orleans nachempfundenen Brauch: dem Werfen bunter Modeschmuck-Halsketten. Die dann in den kahlen Ästen des Straßenbegleitgrüns hängen bleiben - und dadurch sehr attraktiv auf manche im Publikum des Faschingszuges wirken.

Da das Objekt der Begehrlichkeiten deutlich außerhalb Armeslänge baumelt, sind - wie in den eingangs angeführten Versuchsanordnungen - auch hier Geschick und Hilfsmittel erforderlich. Der erste Versuch beinhaltet ein zusammengefaltetes Tuch. Dieses erreicht zwar das Glitzerding im Ast, ist aber nicht schwer genug, es auch herunter zu befördern. Was nach einigen Versuchen auch bemerkt wird, nun kommt eine kleine Tasche zum Einsatz. Die hätte zwar die richtige Masse, die nötige Wurftechnik will sich aber nicht einstellen.

Die nächsten Testkandidaten versuchen es mit einer Packung Taschentücher und einer Zigarettenschachtel - die mangels Gewicht das Ziel aber nicht ansatzweise erreichen. Das Publikum ist gespannt: Wird es doch noch gelingen, die Versuchsanordnung auszutricksen? Ganz wie in den TV-Formaten gelingt auch in der Folge "Wie schlau ist eigentlich der Ebersberger Faschingsbesucher?" schließlich der Durchbruch: Ein Stoffbeutel mit Textilien und im richtigen Winkel geschleudert liefert das gewünschte Ergebnis, die Faschingsketten werden unter Applaus aus den Ästen befreit - bis auf eine.

Die Gelegenheit für alle, welche die etwas andere Herausforderung suchen, sich die Frage zu beantworten: "Wie schlau ist eigentlich (hier Namen einfügen)?"

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