Manchmal braucht es einfach eine Tippgeberin. Im Falle von Jana Lux war es eine Lehrerin an der Fachakademie für Sozialpädagogik in München. „Sie hat uns davon erzählt, dass es im ‚Erasmus‘-Programm auch Möglichkeiten für Leute in Ausbildungsberufen gibt“, erzählt die 23-Jährige. „Für viele von uns war das schon eine überraschende Info, weil die meisten – auch ich – Erasmus eher mit einem klassischen Austauschsemester an der Uni verbunden haben.“
Nach der Schule hat die Ebersbergerin zuerst die Ausbildung zur Kinderpflegerin abgeschlossen, dann an der Fachakademie die Erzieherinnenausbildung draufgesetzt. „In den Sommerferien vor zwei Jahren habe ich sechs Wochen in Indonesien an einer Schule gearbeitet“, erzählt Jana Lux. „Das hat mir sehr gefallen – aber ich war immer ein bisschen unglücklich darüber, dass es so eine Möglichkeit nicht auch in der Ausbildung gibt.“ Dachte sie. Da sei der Tipp mit der weniger bekannten Erasmus-Option gerade recht gekommen.

EU-Wahlen am 9. Juni:"Gerade für Deutschland ist die EU ein Riesenglücksfall"
Luftlinie 610 Kilometer sind es von der Nordwestspitze des Landkreises Ebersberg zum Europäischen Parlament nach Brüssel. Die EU sei trotzdem näher, als viele glauben, findet die Europaabgeordnete Angelika Niebler.
Sie ist Teil des Programms, seitdem die Europäische Union „Erasmus“ vor ein paar Jahren zum „Erasmus+“ erweitert hat. Mit dem Plus am Ende des Namens seien nun alle Bereiche der Bildung abgedeckt, ein Programm für lebenslanges Lernen aufgestellt, wirbt die Nationale Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung (NA beim Bibb): Erasmus (Hochschulbildung), Leonardo da Vinci (berufliche Bildung), Comenius (Schulbildung) und Grundtvig (Erwachsenenbildung). In Jana Lux‘ Fall heißt „Erasmus“ nun also „da Vinci“. Die „NA beim Bibb“ zeichnet deutschlandweit für die Koordination der Sparte Berufsausbildung verantwortlich.
„Wo genau man hin möchte, da ist man relativ frei“, sagt Lux. Zwei Regeln seien zu beachten: Der Ausbildungsbetrieb müsse in der Europäischen Union liegen, „und man muss sich dort selbst um die Stelle kümmern“. In ihrem Fall sei alles ganz unkompliziert gelaufen. Nach Barcelona habe sie schon immer mal gewollt. „Über die Stadt hab ich einfach viel Positives im Freundeskreis gehört.“ Und internationale Kitas, auf die sie abzielte, gibt es zahlreich. „Ich habe also ein bisschen recherchiert, einige Einrichtungen angeschrieben – und von einer eine positive Antwort erhalten.“
Unterkunft und Anreise hat die 23-Jährige selbst bezahlen müssen, aber es gab einen Zuschuss
Dass sie zu dem Zeitpunkt nur wenig Spanisch sprach, sei kein Problem gewesen. „Egal, wo man hinkommt, soziale Einrichtungen haben immer zu wenig Personal. Was ich gleich gemerkt habe: Erasmus hatte bei denen echt ein gutes Image.“ Außerdem: „Auf die Sprache kommt’s bei der Arbeit mit kleineren Kindern gar nicht so an. Da läuft sehr viel über Gestik und Mimik.“
Wie groß der Anteil ist, den Auszubildende für ihren Auslandsaufenthalt selbst beisteuern müssen? „Die WG muss man selbst bezahlen, die Anreise auch“, sagt Lux. Manche Träger würden ein kleines Taschengeld beisteuern, andere nicht. Merken sollten sich Interessierte in jedem Fall „Arbeit und Leben in Bayern“, eine Einrichtung zur politischen Bildung für Erwachsene und Jugendliche mit Sitz in Weiden in der Oberpfalz. „Dort kann man einen Zuschuss beantragen.“
Vier Monate arbeitete Lux, von September bis Dezember, in Barcelona. Die genaue Dauer hänge immer auch etwas vom Ausbildungsplan in der deutschen Ausbildungseinrichtung ab. Zurückgekommen sei sie jedenfalls mit ganz tollen Eindrücken, privat wie beruflich. „Es ist einfach spannend, mal anderswo so richtig in den Alltag einzutauchen und dadurch ein anderes Land aus der Innenperspektive kennenzulernen.“ Und das Spanisch? „Das ist jetzt natürlich auch viel besser.“