Süddeutsche Zeitung

Landwirtschaft:Trotz Hitzephase: Gutes Erntejahr im Landkreis Ebersberg

Im Juni war es sehr heiß, dennoch fällt die Ernte im Landkreis relativ gut aus. Ein Risiko bleibt aber für die Landwirte.

Von Franziska Bohn, Ebersberg

Im vergangenen Jahr gab es erhebliche Einbußen bei der Ernte, die Dürre machte vielen Landwirten zu schaffen. Auch heuer stiegen die Temperaturen auf Rekordniveau. Der Juni war der heißeste Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Doch die Landwirte im Landkreis hatten Glück: "Von der großen Dürre im letzten Jahr sind wir weit entfernt", sagt Katharina Binsteiner, die am Ebersberger Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) für den Bereich Landwirtschaft zuständig ist. Überraschend früh sei die Ernte aller Mähdreschfrüchte wie Weizen, Raps und Sommergerste abgeschlossen. "Alle haben gleichzeitig den richtigen Reifegrad erlangt", erklärt Binsteiner.

Dieses Jahr können die Landwirte aufatmen: Die Ernte sei insgesamt durchschnittlich ausgefallen. Nur beim Raps sei das Ergebnis unterdurchschnittlich, "aber der wird im Landkreis ohnehin fast nicht mehr angebaut", erklärt Binsteiner. "Es muss ja nicht jedes Jahr ein Rekordjahr sein", sagt Franz Lenz, Kreisobmann des Bauernverbandes. Die Voraussetzungen seien deutlich besser gewesen als vergangenes Jahr. Es gebe aber durchaus Unterschiede im Landkreis, weil der Regen meist nur punktuell fiel. Ein Ernterekord sei aber ausgeblieben, bestätigt Binsteiner. Lenz ist dennoch erleichtert: "Wir haben Glück gehabt, dass der Regen zur rechten Zeit kam."

Auch bei Martin Lechner aus Straußdorf hat "alles gut gepasst", der Regen sei regelmäßig gekommen und sein Boden speichere das Wasser gut, im Gegensatz zu den Kiesböden der Schotterebene. Nach der Dürre im vergangenen Jahr sei er "schon erleichtert" über die gute Ernte, sagt Lechner, der auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Landwirtschaft der CSU im Landkreis ist. Seit zwei Wochen habe er die Winterweizenernte abgeschlossen, das Heu werde noch bis Ende Oktober eingefahren. Eine Menge Insekten gebe es allerdings bei ihm auf dem Grünland. "Das ist unangenehm für die Pferde", erklärt er, "aber gut für die Vögel." Abgesehen davon verlief "alles normal".

"Ich habe 15 Prozent mehr geerntet als erwartet"

Bei Robert Strobl, Zornedinger Ortsobmann des Bauernverbands, fielen die Erträge sehr unterschiedlich aus. Der Weizen, den er auf schweren Böden angebaut hat, gab eine gute Ernte her. Auf Kiesböden gedieht das Getreide hingegen nicht so recht. Zudem habe es oft nicht flächendeckend geregnet, einige Felder hätten keinen Tropfen abbekommen, während Felder nebenan gut bewässert worden seien. Die Qualität des Einzelkorns sei top, erzählt Strobl, mit dem Ertrag sei er aber nicht zufrieden. Im Frühjahr habe Regen gefehlt und so wurden weniger Ähren gebildet. Allerdings hätte er sogar mit einem noch schlechteren Ergebnis gerechnet: "Ich habe 15 Prozent mehr geerntet als erwartet."

Dank des trockenen Frühjahrs sank die Gefahr, dass die Pflanzen an Pilzen erkranken. "Das ist wie wenn man barfuß Gummistiefel anzieht, dann bekommt man auch Fußpilz", erklärt Binsteiner. Auch sie bestätigt, dass sich der geringe Niederschlag auf den Ertrag niederschlage: "Im Korn können sich dann weniger Nährstoffe einlagern." Durch die Kältephase im Mai konnte sich der Weizen aber gut vom trockenen Frühjahr erholen. Lenz musste zwar währen der Hitze im Juni um seine Ernte bangen, aber er habe Glück gehabt, sagt er: "Es lief dann doch alles gut." Allerdings habe der Regen am Schluss doch dazwischengefunkt: "Wir mussten dann die Ernte unterbrechen", erklärt Lenz. Seit Sonntag ist die Ernte bei ihm abgeschlossen.

Positiv für die Bauern im Landkreis laut Lenz: Große Unwetter seien ausgeblieben, im Landkreis gebe es keine Dürreschäden, und auch vom heftigen Hagel an Pfingstmontag ist der Großteil verschont geblieben. Lenz hofft jetzt auf einen schönen Altweibersommer. Dann sieht er auch einer guten Kartoffel- und Maisernte entgegen. "Das, was noch draußen steht, sieht gut aus!" Strobl ist noch skeptisch, was den Mais betrifft. Der habe Notkolben gebildet, "dann gibt es meistens keine Toperträge".

Eines ist jedenfalls immer gleich: Das Wetter spielt mit die größte Rolle, ob ein Erntejahr erfolgreich wird. "Es ist immer ein Ratespiel, wir können da nichts beeinflussen", sagt Strobl. Nun gilt es noch, die Produkte zu vermarkten. Lenz zeigt sich allerdings überrascht von den Preisen: "Die sind niedrig, obwohl es eine Dürreperiode gab und Futtermangel herrscht." Auch Strobl ist besorgt: "Der Preis für Getreide fällt aktuell und könnte weiter fallen, das ist ein Risiko für mich."

Alles in allem war es ein durchschnittliches Jahr. "Die Bäume wachsen nicht in den Himmel", wie Binsteiner die Lage beschreibt. "Ich kann nie zufrieden sein, es könnte immer besser sein", sagt Strobl. Auch laut Lenz ist die Ernte-Bilanz nicht spektakulär - eher "ein bisschen langweilig". Nach dem vergangenen Jahr ist das wohl beruhigend zu hören.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4571277
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 22.08.2019/koei
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.