Kommentar:Dann halt selber

Die Probleme des potenziellen Windpark-Investors wecken Zweifel an der Umsetzbarkeit des Projekts. Vielleicht liegt darin aber auch eine große Chance.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Dass das chinesische Schriftzeichen für Krise aus jenen beiden für Gefahr und für Gelegenheit gebildet würde, ist bekanntlich ein Übersetzungsfehler. Dass eine Krise indes sowohl Elemente von Gefahr als auch neue Gelegenheiten enthält, kann man getrost so stehen lassen. Für das möglicherweise in unruhiges Fahrwasser geratene Windradprojekt im Forst gilt dies auf jeden Fall: Die finanziellen Schwierigkeiten des Investors Green City müssen nicht nur nicht das Aus für das Vorhaben bedeuten, vielleicht bietet sich die Gelegenheit für einen neuen Ansatz.

Wobei es derzeit eindeutig zu früh wäre, definitive Schlüsse über den Fortgang des Projektes zu ziehen. Denn dieses wurde von Komplikationen begleitet, seit seinem Beginn vor über zehn Jahren. Es gab Probleme mit der Flugsicherung und dem Wetterradar, mit Wasserschutzgebieten, Mindestabständen und dem Landschaftsschutz. Letzteres wurde erst im vergangenen Mai durch den Bürgerentscheid gelöst, noch ausstehend sind mögliche Implikationen mit dem Artenschutz - und zum Jahresende nun meldete der Investor finanzielle Probleme. Was nichts bedeuten muss. Schwierigkeiten aller Art sind gewissermaßen die Begleitmusik von Großprojekten - um so mehr, wenn es um eines geht, für das es keine reproduzierbaren Vorbilder gibt. Auch der finanzielle Engpass bei der Green City AG muss sich nicht zwangsläufig auf das Windkraft-Projekt im Forst auswirken. Schon alleine aufgrund des zeitlichen Abstandes. Bis hier die ersten wirklich großen Investitionen anstehen, werden noch einige Jahre vergehen. Selbst Optimisten rechnen nicht mit einer Baugenehmigung in dieser Hälfte des Jahrzehnts - realistischer ist, dass es erst in den 2030ern losgeht.

Bis dahin kann die Bilanz des Investors längst wieder in die tiefschwarzen Zahlen gerutscht sein - aber auch das Gegenteil wäre kein Drama. Dass Green City trotz aller Widrigkeiten so lange an dem Vorhaben festgehalten hat, legt den Schluss nahe, dass man sich dort einen Profit aus dem Projekt erwartet. Und wo Profit zu erwarten ist, ließe sich im Notfall auch ein anderer Projektpartner finden. Vielleicht könnte sogar - hier kommt die Chance in der Krise - der Landkreis selbst aktiv werden und mit Kapital in den Windpark einsteigen, etwa in Form eines Kredites für das Eberwerk. Man hatte im Forst ja schon einmal ein kreiseigenes Gewerbegebiet - bei einem Windpark stünden die Chancen auch besser, das eingenommene Geld am Ende behalten zu können.

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