Lustige Magnete, Postkarten, eine besonders schöne Muschel vom Lieblingsstrand – das alles wird gerne als Erinnerung an den Urlaub wieder mit zurück nach Hause genommen. Invasive Pflanzenarten jedoch lieber nicht. Ob aus Japan, Nordamerika, dem Kaukasus oder Indien, sie alle verdrängen die heimische Flora. Einmal eingeschleppt sind sie schwer wieder loszubekommen. „Da sind uns einfach die Hände gebunden“, sagt Heinz Utschig, Leiter der Bayerischen Staatsforsten in Wasserburg und damit auch zuständig für den Ebersberger Forst.
Die Pflanze, über die er hier spricht, ist eine der sechs Arten, die die Wälder im Landkreis Ebersberg besonders bevölkern: der Sachalin-Knöterich, der bis zu einer Höhe von vier Metern wachsen kann. Dabei ist die Rodung der japanischen Pflanze sehr aufwendig – vollständig verschwindet das Gewächs trotzdem nicht mehr. „Der wuchert uferlos“, so formuliert es Utschig. Die Wurzeln des Sachalin-Knöterich, die auch mal drei Meter lang werden können, wachsen unter Straßen und sind nur schwer zu entfernen. Fährt man auf der Staatsstraße 2080 Richtung Schwaberwegen, kann man die Pflanze entdecken, so Utschig.
„Der Bambus ist ein Novum bei uns im Landkreis“, heißt es von der aus der Naturschutzbehörde
Ebenfalls zur Familie der Knöterichgewächse zählt der Japanknöterich. Laut Christoph Schwer, Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Ebersberg und München-Ost, ist eben jener auch ein Problem. Auch Philipp Mühlbacher von der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) im Landkreis Ebersberg sagt über die Pflanze: „Der japanische Staudenknöterich ist wirklich, wirklich hartnäckig.“

Der Japanknöterich kommt aus dem gleichen Herkunftsgebiet wie eine weitere Pflanze, die in der hiesigen Region eigentlich nicht vorkommt. „Der Bambus ist ein Novum bei uns im Landkreis“, erklärt Mühlbacher weiter. Die einzige Stelle, wo er bisher vorkommt, sei in der Frauenneuhartinger Filze, rechts oberhalb des Almerbaches.
Bambus mag schön ausschauen und für vieles toll sein, doch laut Mühlbacher kommt er mit einem großen Problem einher: Die Pflanze verbreitet sich durch seine Wurzelausläufer. Deshalb müssten er und sein Team nun das „komplette Erdreich abbaggern“. Man überlege momentan, ob es auch möglich wäre, den Bambus direkt vor Ort zu kompostieren. Es handele sich hierbei um einen Präzedenzfall.

Doch woher kommt der Bambus, der zwischen den heimischen Pflanzen wächst? Experte Mühlbacher ist sich recht sicher: von Gartenabfällen. Dabei wäre die Entsorgung auf einem Komposthof kostenlos. Seine Vermutung: Die Menschen wissen nicht, welche ökologischen Schäden sie mit ihren nicht fachgerecht entsorgten Abfällen anrichten können.
Berühren verboten – beim Anfassen des Riesen-Bärenklau kann es zu Verbrennungen kommen
Für Menschen harmlose Wildpflanzen werden des Öfteren mit dem Riesen-Bärenklau verwechselt, sagt Waldbesitzervereinigungs-Chef Christoph Schwer. Das sei problematisch, da Letzterer nicht nur die heimische Flora verdrängt, sondern auch eine gesundheitliche Gefahr für den Menschen darstellt. Utschig stimmt zu: „Man muss höllisch aufpassen.“ Der Pflanzensaft sei ätzend und sehr schmerzhaft. Die Folgen: Rötungen, schwere Verbrennungen und sogar Narben.
Die Pflanze kommt ursprünglich aus dem Kaukasus und kann über zwei Meter hoch wachsen. Nach zwei bis drei Aktionen mit Schutzanzug und allem Drum und Dran haben die Bayerischen Staatsforsten im Ebersberger Forst den Riesen-Bärenklau allerdings relativ kleinbekommen, wie Utschig sagt. Doch man solle immer Ausschau halten. Denn „trotz mühsamer Entfernung schafft man es nie, ihn auszumerzen“, sagt Expertenkollege Schwer. Eingeschleppt wurde die Pflanze in Ebersberg vor zwanzig bis dreißig Jahren. Sie galt als Zierpflanze und schmückte Gärten. Genau wie Mühlbacher von der Unteren Naturschutzbehörde sagt auch Schwer: „Es ist ein großes Problem, wenn Menschen dann ihre Gartenabfälle einfach so in den Wald werfen.“

Es gibt noch ein weiteres invasives Gewächs, das ebenfalls erstmals über falsch entsorgte Gartenabfälle in die hiesigen Wälder gelangte: die „Spätblühende Traubenkirsche“. Die Pflanzenart ist ein Halbbaum, ursprünglich stammt sie aus Nordamerika und kann zwischen zwanzig und dreißig Metern hoch werden. Zwar können die Früchte bedenkenlos verzehrt werden, die Samen hingegen sind giftig für Mensch und Tier.
Gartenabfälle gehören nicht in den Wald, warnen die Experten
Seit etwa dreißig Jahren beschäftige auch das „Indische Springkraut“ die Förster im Landkreis Ebersberg, sagt Utschig. Mit seiner stattlichen Höhe von etwa zwei Metern nimmt es jungen Pflanzen Licht und verdrängt sie dadurch, wie Schwer erklärt. Für Utschig ist das Indische Springkraut dennoch das geringste Übel. Das sieht auch Mühlbauer so – das Gewächs lasse sich gut ausreißen, das sei zwar lästig, aber im Grunde doch eine recht einfache Bekämpfungsmethode mit Erfolg. Utschig erzählt, dass einst Imker das Kraut eingeführt hätten, weil es im Herbst noch blüht und das wiederum für Bienen gut ist. Mit einer solch starken Verbreitung haben sie damals aber nicht gerechnet.
Alles in allem ist die Lage im Landkreis Ebersberg noch in Ordnung, wie Schwer versichert. Außer dem Riesen-Bärenklau seien die anderen invasiven Pflanzen zwar aufwendig zu entfernen, aber immerhin nicht gesundheitsschädigend. Dennoch vermehren sie sich rekordverdächtig und können unbehandelt die heimische Pflanzenwelt bedrohen. Also doch lieber weiter Postkarten und Co. vom nächsten Urlaub mit nach Hause bringen anstatt Samen oder Pflanzen. Und der Gartenabfall gehört auf jeden Fall nicht in den Wald, wie alle drei Experten immer wieder betonen.