Digitalisierung im Landkreis Ebersberg:Langes Warten auf schnelle Daten

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Endlich schneller ins Netz wollen viele, doch der dafür notwendige Glasfaserausbau kommt im Landkreis oft nicht voran. (Foto: Fabian Sommer/dpa)

Der Ausbau des Glasfasernetzes kommt im Landkreis teilweise nur schleppend voran. Dafür gibt es verschiedene Ursachen – eine davon möchte man in Vaterstetten jetzt angehen.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Dass Konkurrenz das Geschäft belebe, behauptet eine bekannte Redensart – manchmal ist jedoch auch das Gegenteil der Fall. So etwa in Vaterstetten, wo der Glasfaserausbau im vergangenen Jahr gleich von zwei Firmen in Angriff genommen wurde. Inzwischen sind die Bauarbeiten nahezu zum Erliegen gekommen, und auch in anderen Landkreiskommunen kommt der Netzausbau nur schleppend voran.

So teilte das Rathaus Ebersberg erst kürzlich mit, dass der seit Jahren in mehreren Abschnitten laufende Glasfaserausbau in den Außenbereichen ins Stocken geraten ist. Zwar konnte einer von drei Bauabschnitten fertiggestellt werden, bei den verbliebenen zwei „findet vorerst keine Bauaktivität statt“, so heißt es in der Pressemitteilung. Wie Hauptamtsleiter Erik Ipsen erklärt, liegt das zum einen an Problemen bei der Abstimmung mit der Deutschen Bahn, unter deren Gleisen die Leitung hindurch muss. Außerdem zögen sich die Verhandlungen mit dem Eigentümer eines Grundstückes, das ebenfalls für den Leitungsverlauf wichtig ist – der Hauptanschluss ist in Steinhöring. Offenbar ist man sich uneinig darüber, wie viel der Transit des Glasfaserkabels wert ist.

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Für alle, die nicht in einem der geförderten Ausbaugebiete wohnen, und bisher noch keinen Glasfaseranschluss haben – die Firma Vodafone hat einzelne Bereiche in der Kreisstadt in den vergangenen Jahren erschlossen –, kann der Abschied vom Kupferkabel sogar noch länger dauern: Laut Ipsen plant zwar die Telekom einen Ausbau im Innenstadtgebiet, aber der soll nicht vor dem Jahr 2026 beginnen.

In Kirchseeon hat die Telekom nun ihre Ausbaupläne nach hinten verschoben

Diesen Zeitplan verkündete der Konzern auch kürzlich in der Nachbargemeinde: Vor sichtlich verärgerten Gemeinderatsmitgliedern verkündete die Telekom, dass es wohl so schnell nichts wird mit dem schnellen Internet in Kirchseeon: Als frühester Starttermin wurde Ende 2026 genannt – und das, obwohl man mit der Marktgemeinde bereits seit dem Jahr 2022 über einen Glasfaserausbau im Gespräch ist. Im selben Jahr gab der Konzern auch bekannt, in der Gemeinde Poing aktiv werden zu wollen, auch hier wird ein Ausbau des Glasfasernetzes wohl nicht vor 2027 kommen.

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Etwas früher könnte es in Grafing der Fall sein, dort wurde Anfang des Jahres eine sogenannte Nachfragebündelung abgehalten, also eine Abfrage bei den Haushalten, wer einen Glasfaseranschluss haben möchte. Ausbauen möchte hier nicht die Telekom, sondern die Firma Deutsche Glasfaser, als wirtschaftlich gilt eine Anschlussquote von mindestens einem Drittel der Haushalte. Diese 33 Prozent seien – wenn auch knapp – erreicht worden, teilte das Unternehmen mit.

Wann die Grafinger dann allerdings mit deutlich höheren Internet-Geschwindigkeiten rechnen können, steht noch nicht definitiv fest. Zwar hat die Glasfaser bereits einen Baubeginn im kommenden Jahr genannt – allerdings unter Vorbehalt, nämlich „in Abhängigkeit eines verfügbaren Baupartners“, wie die Firma mitteilte.

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Lange schien es, als würde die Nachfragebündelung für flächendeckend schnelles Internet in Grafing die nötige Quote von 33 Prozent knapp verfehlen. Offenbar kamen noch ein paar Anschlüsse hinzu.

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Wie schwierig auch ein Ausbau sein kann, der bereits läuft, zeigt sich derzeit in Vaterstetten, wo zwar in der Kerngemeinde entlang der S-Bahn Anfang dieses Jahres mit dem Verlegen der Kabel begonnen worden ist, dies inzwischen aber so gut wie stillsteht. Was nicht zuletzt daran liegt, dass sich in der Großgemeinde gleich zwei Firmen um den Glasfaserausbau bemühen: die Deutsche Telekom und das Unternehmen Avacomm. Im Frühjahr hatten beide mit großem Aufwand den Ausbau begonnen – und beide im gleichen Gebiet.

Vaterstettens Bürgermeister stellt den Firmen nun ein Ultimatum bis zum Herbst

Für die Anwohner bedeutete dies einige Beeinträchtigungen, aber auch für die Firmen selbst: Anfang April hatte Avacomm angekündigt, nicht mehr weiter auszubauen. Deren Geschäftsführer Helmut Gallitscher hatte dem größeren Konkurrenten eine Blockade-Strategie vorgeworfen: Dieser baue immer genau dort, wo man selber bereits am Arbeiten sei und werbe auch die Kundschaft gezielt ab, sodass sich die wirtschaftlich tragfähige Quote nicht ergebe. Bei der Telekom nannte man als Ursache für das von der Konkurrenz kritisierte Vorgehen, dass man „vor Ort kurzfristig nach der Verfügbarkeit von Manpower, Maschinen und Material“ entscheiden müsse, so Pressesprecher Markus Jodl damals. Mittlerweile baut auch die Telekom nicht mehr in der Gemeinde – die vor einigen Wochen noch vorhandenen zahlreichen Baustellen sind verschwunden.

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Das hat nun die Gemeinde Vaterstetten auf den Plan gerufen. Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) erklärt, man habe bereits mit den beiden Firmen Kontakt aufgenommen, „die sollen sich einigen und uns bis zum Herbst sagen, wie es jetzt weitergehen soll“. Ziel soll sein, dass die beiden Firmen besser zusammenarbeiten, beispielsweise für den Konkurrenten die Kabel mitverlegen oder sogar das Netz gemeinsam nutzen. Zumindest seitens der Telekom scheint man dazu bereit zu sein. Man sei mit Avacomm über eine Kooperation im Gespräch, teilte der Konzern kürzlich der Gemeinde mit.

Falls das aber nicht geschieht und die ungute Konkurrenz den Glasfaserausbau in Vaterstetten weiter verzögert, hält Spitzauer es mittlerweile für nicht mehr ausgeschlossen, dass die Gemeinde selbst aktiv wird: „Wenn ich das Gefühl haben, dass da nichts vorangeht, werde ich dem Gemeinderat vorschlagen, dass wir in den geförderten Ausbau gehen.“

Das würde bedeuten, dass die Gemeinde mithilfe eines Förderprogramms den Glasfaserausbau selbst übernimmt. Dieses Vorgehen war bereits einmal Beschlusslage, dann aber erklärten die Firmen Telekom und Avacomm 2022, ohne öffentliches Geld das Netz ausbauen zu wollen und legten sich letztlich gegenseitig lahm. Gut möglich also, dass noch in diesem Jahr die Politik das Ausbaugeschäft wieder belebt – indem sie der Konkurrenz ein Ende setzt.

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