Kino made in Ebersberg:Die Heimat als Filmkulisse

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Pause bei den Dreharbeiten in Wasserburg: Die beiden Hauptdarsteller Luise Kinseher und Sigi Zimmerschied ratschen mit dem Regisseur Christian Lerch aus Steinhöring (links). (Foto: Eckhard Kuchenbecker/oh)

Christian Lerch aus Steinhöring führt Regie bei der bayerischen Roadmovie-Komödie „Karli und Marie“ und hat dafür auch Drehorte im Landkreis Ebersberg gefunden.

Von Anja Blum, Ebersberg

Der Weg ist das Ziel. Und so fahren Luise Kinseher und Sigi Zimmerschied immer wieder durch die Landschaft des Ebersberger Landkreises. Mit dem Zug, in einem blauen Opel Admiral, auf dem Traktor. „Karli und Marie“ heißt der neue Film mit den beiden bekannten Kabarett-Stars als Titelfiguren, angekündigt ist eine bayerische Roadmovie-Komödie. Es geht also ums Unterwegssein, äußerlich wie innerlich, und Regisseur Christian Lerch, der auf einem Hof bei Tulling zu Hause ist, hat dafür einige Orte seiner Heimat als Filmkulisse auserkoren.

In den historischen Räumlichkeiten der Ebersberger Schlossbrauerei etwa hat die Filmcrew kurzerhand eine Polizeistation installiert, in Sensau, nahe der alten Schmiede, landen Karli und Marie in einer Autowerkstatt, auch eine explosive Actionszene wurde laut Lerch in dieser Umgebung gedreht. Am Steinhöringer Bahnhof müssen sich die beiden Protagonisten zwischen zwei Zügen entscheiden. Welche Richtung ist wohl die bessere? Und in Wasserburg haben die Filmemacher mehrere stimmungsvolle Flussmotive eingefangen.

Das Ebersberger "Schloss" - eigentlich ein ehemaliges Kloster - wird im Film zur Polizeistation... (Foto: Peter Hinz-Rosin)
... schließlich war dort schon mal eine Behörde ansässig: Das Finanzamt hatte einige Büros im Gebäude. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Freilich versuche man immer, unnötig weite Wege für das Filmteam zu vermeiden, erklärt Christian Lerch, deswegen lägen Drehorte oft nahe beieinander. Doch für ihn persönlich sei die Arbeit in der Heimat auch von ideellem Wert. „Es ist ja schon eine Art Überfall, wenn ein Team mit rund 30 Leuten und mehreren Lastern irgendwo ankommt, aber wir stoßen eigentlich immer auf aufgeschlossenes Interesse“, sagt der Steinhöringer. Filmmenschen und Landbevölkerung im Austausch zu sehen, das sei ihm eine große Freude – und ganz besonders daheim. „Ah, das macht der Lerch also den ganzen Tag!“: Diesen Einblick wolle er seinen Nachbarn und Bekannten sehr gerne ermöglichen.

Auch ein Rasthaus wurde in einem Film von Lerch schon einmal zum Protagonisten

Dazu muss man wissen: Christian Lerch arbeitet vor und hinter den Kulissen. Als Schauspieler in Theater und Film, als Regisseur und Drehbuchautor. Bekannt ist der 58-Jährige zum Beispiel für „Wer früher stirbt, ist länger tot“, „Das Glaszimmer“ oder „Der Kaiser von Schexing“, 2018 widmete er einem Rasthaus an der B12 einen ganz besonderen Dokumentarfilm: „Gestorben wird im nächsten Leben“. Doch welche Rolle ist dem Steinhöringer am liebsten? „Die Mischung macht’s“, sagt er und lacht. Am Theater zum Beispiel lerne man viel fürs Schreiben, und das eigene Spiel komme einem als Regisseur zugute, weil man als solcher freilich ein Gespür brauche für die andere Seite.

Der Bahnhof in Lerchs Heimatgemeinde Steinhöring kommt auch im Film vor, natürlich geht es in der Szene um die Frage nach der richtigen Richtung. (Foto: Christian Endt)

Und weil Lerch in der Münchner Szene eben sehr aktiv ist, kannte er auch schon die Gesichter am Set von Karli und Marie, allen voran die beiden Hauptdarsteller Luise Kinseher und Sigi Zimmerschied sowie den Drehbuchautor Ulrich Limmer („Ein ganzes Leben“, „Der Boandlkramer und die ewige Liebe“). Diese Komödie sei eine sehr freudvolle Zusammenarbeit, sagt Lerch, der sich mit Blick auf das fremde Drehbuch vor allem als Dienstleister begreift: „Ich habe das Gefühl, das ist eine sehr persönliche Geschichte von Uli – und ich setze sie um, ohne groß einzugreifen.“

Limmer erzählt in „Karli und Marie“ auf absurd-heitere Weise von zwei verlorenen Seelen jenseits der Lebensmitte, die zusammen eine abenteuerliche Reise erleben. Beide hätten „schon einige Packerl dabei“, sagt Lerch, weswegen es ihnen nicht leicht falle, sich zu öffnen. In einer Pressemitteilung heißt es: „Karli gibt sich gerne als ausgebildeter Einzelkämpfer und Bombenentschärfer aus. Marie war mal die Schönheitskönigin von Mingkofen in Niederbayern, was ihr immerhin einen wohlhabenden Ehemann eingebracht hat.“ Doch nach einem Scheidungskrieg seien ihr nur eine verrottete Villa, ein alter Opel und ein beinahe bankrottes Betonwerk geblieben.

Sigi Zimmerschied, Christian Lerch und Luise Kinseher mit dem blauen Opel, der im Film "Karli und Marie" eine tragende Rolle spielt. (Foto: Nila Thiel)

Als Karli und Marie nun aufeinandertreffen, „lernen wir zwei Igel kennen, die sehr vorsichtig sein müssen, wenn sie sich einander annähern möchten“. Ob einige Explosionen, Ladendiebstähle und versuchte Erpressungen daran etwas ändern werden? Laut dem Regisseur gibt es zum Schluss einen „völlig unerwarteten Paukenschlag“ – doch keine Sorge, die Botschaft des Films sei durchaus positiv. „Das ist eine Geschichte, die Mut macht, sich auf jemand anderen einzulassen“, sagt Lerch, „und sich ins Abenteuer Leben zu stürzen.“

Die Dreharbeiten wurden nun gerade abgeschlossen, der weitere Zeitplan ist laut Lerch recht straff: Der Film solle noch in diesem Jahr fertiggestellt werden und bereits 2025 im Kino zu sehen sein. Und wer das Glück hat, im Ebersberger Landkreis zu leben, kann sich dann freuen nicht nur über eine bayerische Feel-Good-Komödie mit Tiefgang, sondern auch über viele schöne Aufnahmen aus seiner Heimat.

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