Brenner -Nordzulauf:Konstruktiv kritisch

Brenner -Nordzulauf: Mehr Güterverkehr soll in einigen Jahren durch den Landkreis rollen. Der zuständige Ausschuss des Kreistages hat nun einen Forderungskatalog an die Bahn beschlossen.

Mehr Güterverkehr soll in einigen Jahren durch den Landkreis rollen. Der zuständige Ausschuss des Kreistages hat nun einen Forderungskatalog an die Bahn beschlossen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mit großer Mehrheit verabschiedet der Kreis- und Strategieausschuss eine Resolution mit Forderungen für den Ausbau der Bahnstrecke bei Aßling.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Ja - aber. So lässt sich kurz zusammenfassen, wie die Mehrheit im Ebersberger Kreistag zum Ausbau der Bahnstrecke südlich von Grafing-Bahnhof steht. Zwar betont man, wie wichtig die Stärkung des Schienenverkehrs ist, mit der Art und Weise, wie die Bahn dies im Landkreis Ebersberg umsetzen möchte, ist man allerdings unzufrieden. Mit großer Mehrheit verabschiedete daher nun der zuständige Ausschuss des Kreistages einen Forderungskatalog an die Bahn.

Fünf Varianten sind derzeit in der Prüfung

Dessen Inhalt ist weitgehend bekannt, nicht zuletzt, weil im Februar bereits ein erster Entwurf dafür im Kreis- und Strategieausschuss diskutiert wurde. Auch entsprechen viele der Forderungen jenen, die im Bereich Grafing-Bahnhof und Aßling bis zur südlichen Landkreisgrenze zu hören sind, seit die Bahn im vergangenen Herbst ihre Grobtrassenplanung vorstellte. Vier mögliche Varianten hatte der Schienenkonzern dabei präsentiert - keine davon stieß auf besonders viel Zustimmung in der Region.

Brenner -Nordzulauf: Bei mehreren Kundgebungen, hier im vergangenen Dezember, wurde ein Ausbau der Bestandsstrecke gefordert.

Bei mehreren Kundgebungen, hier im vergangenen Dezember, wurde ein Ausbau der Bestandsstrecke gefordert.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Alle vier verlaufen westlich der Bestandsstrecke in einer teilweise weit davon entfernten Schleife. Etwa auf Höhe Oberelkofen im Norden und kurz vor der südlichen Landkreisgrenze träfe die neue wieder auf die alte Strecke. Schnell gab es darum seitens der potenziell Betroffenen die Forderung, die Bestandsstrecke zu ertüchtigen - einen entsprechenden Entwurf hat die Bahn inzwischen als fünfte Variante in ihre Planungen aufgenommen. Doch die Anlieger der Bestandsstrecke sind nicht unbedingt davon begeistert.

Gefordert werden möglichst viele Tunnel

Diesem Konflikt trägt auch der Resolutionstext Rechnung. Gefordert wird "eine Trasse, (die) den kleinsten Eingriff in unsere Landschaft, den Erhalt unserer Siedlungsstruktur und somit maximale Schonung von Mensch und Natur als Ziel hat". Dies soll durch "eine unterirdische Führung" erreicht werden, also den Bau möglichst vieler Tunnelabschnitte. Außerdem soll bei Elkofen nicht die von der Bahn genannte Höchstgeschwindigkeit von 230 Kilometern pro Stunde gelten, damit wäre ein weniger aufwändiger Ausbau möglich.

Brenner -Nordzulauf: Der Lärmschutz auf der Bestandsstrecke Richtung München, hier am Bahnhof Kirchseeon, soll verbessert werden.

Der Lärmschutz auf der Bestandsstrecke Richtung München, hier am Bahnhof Kirchseeon, soll verbessert werden.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Lärmschutz - hier werden Forderungen erneuert, die das Gremium bereits Ende 2018 gestellt hatte: Auf allen Strecken, egal ob Bestand oder Neubau, soll der höchstmögliche Lärmschutz-Standard gelten und zwar sowohl südlich von Grafing-Bahnhof, als auch auf dem Abschnitt Richtung Trudering.

Die S-Bahn-Gleise sollen tabu sein

Auch mit dem Nahverkehr beschäftigt sich die Resolution. So sollen auf keinen Fall die S-Bahn-Gleise zwischen Grafing-Bahnhof und Trudering für den Fernverkehr genutzt werden. Der Bahnhof in Aßling soll erhalten und barrierefrei umgebaut werden. Des weiteren wird auch die Forderung nach einer "Umgehung" für den Landkreis gestellt: "Der so genannte Ostkorridor muss im Bereich Mühldorf-Rosenheim weitergeplant werden, um den Knotenpunkt München mittel- und langfristig zu entlasten."

Brenner -Nordzulauf: Der Bahnhof Aßling soll auch nach einem Ausbau der Strecke erhalten bleiben.

Der Bahnhof Aßling soll auch nach einem Ausbau der Strecke erhalten bleiben.

(Foto: Christian Endt)

Die in der Resolution gestellten Kernforderungen "müssen im Rahmen der parlamentarischen Befassung durch den Bundestag behandelt werden", so der Text, und zwar sowohl für die Neubaustrecke Richtung Ostermünchen als auch für den Bestand Richtung Trudering.

Der AfD ist die Resolution nicht resolut genug

Viel Redebedarf gab es im Gremium dazu nicht mehr, Landrat Robert Niedergesäß (CSU) lobte das Ende März abgehaltene Hearing - eine Art Bürgerversammlung mit Bahnvertretern. Dort habe es einen guten Austausch von Argumenten gegeben. Waltraud Gruber (Grüne) bedankte sich bei den an der Resolution beteiligten Fraktionen. Dies sind alle außer der AfD, von deren Ausschussmitglied Manfred Schmidt kam dann auch die einzige Gegenstimme. Zwar erklärte er, grundsätzlich die Forderungen der Mehrheit zu teilen - die Resolution erschien ihm aber zu wenig resolut: Diese erwecke "den Eindruck von Weich-Ei-Politik". Die Abstimmung über Schmidts Forderung, den Forderungskatalog an einigen Stellen schärfer zu formulieren, ging dann genau umgekehrt aus, wie jene zum Mehrheitsentwurf.

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