Süddeutsche Zeitung

Biergärten im Landkreis Ebersberg:Schaum unterm Baum

Endlich sind die Biergärten wieder offen und das Wetter passt auch dazu. Eine kleine Auswahl der Ausflugsorte für eine Einkehr am Wochenende

Fotos von Christian Endt und Peter Hinz-Rosin

Gasthof Grub: Schatten

Praktischer zu erreichen geht es wohl kaum: Auf der einen Seite befindet sich nur einen Steinwurf entfernt die S-Bahnstation Grub, auf der gegenüberliegenden Seite liegt die Bushaltestelle "Grub Nord". Und wer Fahrtwind mag, ist mit dem Radl vom Landkreiswesten aus auch gleich da: im Biergarten des Gasthof Grub.

Ist es beim Genuss der Mass Hofbräuhellen für 7,20 Euro dann nicht recht laut, so zwischen Bus und S-Bahn? Nein, absolut nicht. Denn unter den vielen üppigen Kastanienbäumen, der dichten Hecke in Richtung S-Bahn und dem alten roten Gasthaus-Gebäude vor der Bushaltestelle bekommen Biergarten-Besucherinnen und -Besucher kaum etwas mit von ein- und aussteigenden Fahrgästen.

Es gibt einen weiteren positiven Effekt der vielen Kastanienbäume: Sie bringen Schatten und zwar beinahe an jeder Biertischgarnitur. Da lässt es sich auch bei Temperaturen jenseits der 30 Grad problemlos aushalten.

Ein Blick auf die Speisekarte verrät: Fleischlos ist hier fast nichts, aber wer eine typisch deftige bayerische Küche mag, wird hier glücklich. Schweinshaxe, Rinder- oder Schweinsbraten mit Knödel gibt es da zum Beispiel, und den Kleinen mangelt es zwischen Schnitzel, Pommes und allerlei anderem auch nicht an Auswahl. Und wenn den Kindern das Sitzfleisch irgendwann ausgeht: Zwei große Trampoline sollten da für genug Ausgleich sorgen. FEJO

Geöffnet ist bei schönem Wetter von Dienstag bis Sonntag von 11 Uhr bis 23 Uhr, Montag ist Ruhetag.

Forsthaus St. Hubertus: Im Familienparadies

Unweit der Stadtgrenzen von Ebersberg findet man ungestört von Motoren- oder Baulärm ein regelrechtes Naturparadies vor. Besonders Familien dürften hier auf ihre Kosten kommen, da der gut einsehbare Spielplatz und der lichte Wald Idealbedingungen fürs Herumtoben bieten. Auf einem Kiesareal unter Bäumen haben 500 Gäste Platz, in aller Regel ist es einfacher ein Schatten- als ein Sonnenplatzerl zu ergattern.

Bei schönem Wetter kann man hier fast nur ins Schwärmen geraten. Und je wärmer die Tage werden, desto mehr regt das den Durst an. Hier offenbart sich der einzige Nachteil dieses Standorts: Kein öffentliches Verkehrsmittel weit und breit kann einen bierdurstigen Besucher bringen und vor allem abholen.

Umso mehr sollte die Konzentration der Biergarten-Mahlzeit gelten. Wirt Frank Danisch betont stets, dass "Regionalität und Saisonalität die Grundlage unserer Arbeit" sei. Die Liste seiner Lieferanten reicht von Anzing bis Unterschleißheim, sein Bier bezieht er von der Markt Schwabener Privatbrauerein Schweiger. Lediglich der Kaffee kommt von außerhalb Bayerns aus Osnabrück.

Vor etwas mehr als einem Jahr hat Danisch den Biergarten am Forsthaus übernommen. Seither ist unter den Baumwipfeln des Forsts wenig verzehrt und gelacht worden. Im Sommer 2021 soll sich das jetzt ändern. Die neue Ära im Waldbiergarten St. Hubertus fängt erst jetzt so richtig an. koei

Geöffnet ist von Mittwoch bis Sonntag und an Feiertagen (bei schönem Wetter) von 11 Uhr an.

Landlust: Spielwiese für Große und Kleine

Die Gäste der "Landlust" im Vaterstettener Ortsteil Baldham können drei auf einen Schlag erledigen: Gut essen und trinken, Kinder bespaßen, Sport treiben. Die Wirtsleute Anna und Christoph Link beschreiben ihr Triple mit etwas anderen Schlagwörtern: Familiär, regional, saisonal. So oder so, am Ende passt alles wunderbar zusammen. Was die Qualität betrifft: Die Landlust ist für ihre bayerische Küche mit drei Rauten ausgezeichnet worden. Einen Preis hätte sie auch für ihre Kinderfreundlichkeit verdient, denn vor dem Biergarten immer im Blick von Mama und Papa befindet sich ein schöner Spielplatz, auf dem sich die Kleinen austoben dürfen. Und wenn gerade nicht Corona ist, baut Alt-Landwirt und Alt-Bürgermeister Georg Reitsberger auch eine Heuburg auf - zum Klettern, Hüpfen und Verstecken. Am dazugehörigen Erlebnisbauernhof beginnt am kommenden Montag, 21. Juni, auch das Ponyreiten wieder. Ebenfalls wieder geöffnet sind die Stallungen mit den Bauernhoftieren. Hier können die Kleinen Kuh und Esel, Gans und Schaf streichelnah kennenlernen. Die Sportlichen buchen sich derweil in Isabelle Reitsbergers Reitschule nebenan eine Stunde auf dem Pferd.

Aber zurück zum Biergarten: 200 Gäste können unter Kastanienbäumen bewirtet werden. Es gibt eine täglich wechselnde Speisekarte mit regional-saisonalem Angebot. Kenner schwärmen von den Kasspatzen und der hausgemachten BBQ-Soße zu Spare Ribs vom Grill. kmp

Geöffnet ist von Donnerstags bis Montag von 11 bis 23 Uhr, Dienstag und Mittwoch ist Ruhetag.

Schlossgaststätte Falkenberg: Urige Oase

Manchmal bleibt dem, der zu schnell dran ist, das Schöne vorenthalten. So etwa auch im Ortsteil Falkenberg in Moosach: Nimmt man die doch recht steile Kurve zu schnell, übersieht man vielleicht die Einfahrt zu einem Biergarten, wie es ihn heute selten noch gibt. Die Schlossgaststätte Falkenberg liegt idyllisch eingeparkt mit Ausblick auf Felder und Wälder, dicke alte Bäume säumen den Außenbereich, Fahrradfahrer und Biker sind hier willkommen, es gibt etwa eine Ladestation für E-Bikes. Ein abwechslungsreicher Spielplatz mit Klettermöglichkeiten und Schaukeln für Kinder grenzt direkt an die Bierbänke an, so dass man die Kleinen unbesorgt laufen lassen kann. Die Auswahl an Speisen ist nicht sonderlich groß, doch das stört nicht: Neben typischen bayerischen Schmankerln wie Brezenknödel oder Obatzda stehen auf der täglich variierenden Tageskarte auch mal ausgefallenere Gerichte wie Wildkräuter-Tagliatelle mit Bergkäse. Manche Gäste kommen nur, um den legendären Entenbraten zu bestellen; sonntags hat zusätzlich die Grillhütte geöffnet. Zwar kann es manchmal etwas länger dauern, bis man das Essen serviert bekommt, doch das rustikale Ambiente und der sagenhafte Ausblick lohnen sich allemal für einen Ausflug in diese urige, wenig überlaufene Oase. Tipp für die Kleinen: Steckerleis steht zwar nicht auf der Karte, aber wer an der Ausschank-Hütte nachfragt, wird bestimmt fündig. fla

Der Wirtsgarten ist bis September bei schönem Wetter täglich von 11 Uhr an geöffnet.

Ausgewählte Außengastro

Anzing:

Zum Wilderer im Anzinger Forsthof, Am Sportzentrum 16. Dienstag bis Samstag 11.30 bis 14 Uhr und 17 bis 21 Uhr, Sonntag 11.30 bis 21 Uhr. Montag ist Ruhetag.

Grafing:

Taverna Orfeas, Hauptstraße 32. Täglich von 11.30 bis 14.30 Uhr und 17.30 bis 23.30 Uhr. An Sonn- und Feiertagen durchgehend geöffnet.

Ebersberg:

Restaurant Dinos, Gsprait 5. Montag bis Samstag von 11 bis 14 Uhr und 17 bis 23 Uhr geöffnet, am Dienstag nur abends von 17 bis 23 Uhr. An Sonn- und Feiertagen durchgehend von 11 bis 23 Uhr offen.

Wirtshaus zur Gass, Egglsee 3. Dienstag bis Samstag von 10 bis 22 Uhr geöffnet, Montag ist Ruhetag. Sonntag von 10 bis 17 Uhr.

Egmating:

Haflhof, Killistraße 6. Donnerstag und Freitag von 18 Uhr an geöffnet, Samstag und Sonntag von 11.30 Uhr an.

Forstinning:

Wolfmühle, Wolfmühle 1. Gartencafé bei schönem Wetter an Sonn- und Feiertagen geöffnet von 12 bis 18 Uhr.

Moosach:

Restaurant am Steinsee, Niederseeon 17. Montag bis Sonntag von 11.30 Uhr an.

Poing:

Afrodite, Gruber Straße 46A. Täglich von 11.30 bis 14 Uhr und 17.30 bis 22 Uhr. Montag ist Ruhetag.

Vaterstetten:

Hotel-Gutsgasthof Stangl, Münchener Straße 1. Montag bis Samstag von 12 bis 14 Uhr und 17.30 bis 21 Uhr. Sonn- und Feiertage durchgehend von 12 bis 21 Uhr geöffnet.

Zorneding:

Gasthaus Schlammerl, Wolfesing 3. Montag bis Samstag 11 bis 23 Uhr, Mittwoch und Donnerstag sind Ruhetage. Sonntags geöffnet von 10 bis 22 Uhr.

Alte Posthalterei, Anton-Grandauer-Straße 9. Mittwoch bis Sonntag von 12 bis 14.30 Uhr und 17.30 bis 22 Uhr aju

Höherwirt: Idylle für Ruheliebende

Bis heute besteht der gesamte Frauenneuhartinger Ortsteil Höhenberg aus der Familie Weigl: ein älteres Wohnhaus, in dem Rosi Weigl sowie die 46-jährige Tochter Rosi Lemke und deren Familie leben, ein Neubau, in dem eine der Schwestern Lemkes wohnt, und ein altes Landwirtschaftsgebäude, in dem sich heute Biergarten und Gaststube des Höherwirts befinden. Seit 2019 ist Rosi Lemke die Wirtin in der gemütlichen und beliebten Einkehr - benannt übrigens nach dem Ortsteil Höhenberg und nicht nach dem Nachnamen der ersten Wirtsleute Hans und Rosi Weigl.

Eigentlich betrieben die Eheleute einen Viehbetrieb. Gerne war der mittlerweile verstorbene Hans Weigl aber nie Landwirt. Und so kam es, dass die Weigls vor gut 20 Jahren ihre Landwirtschaft aufgaben und umsattelten - die Geburtsstunde von Biergarten und Gaststube.

Die Küche ist kalt, aber der bayerische Gourmet wird deshalb nicht weniger glücklich: Von Wurstsalat, Presssack, gemischtem Brotzeitteller hin zu belegten Broten oder einer Portion kalten Braten - an Auswahl mangelt es nicht. Hinzu kommen Kaffee und selbst gemachte Kuchen von Rosi Lemke. Oft kommt der Belag dafür aus dem eigenen Garten, etwa beim Zwetschgendatschi oder Apfelkuchen.

Wer das alles in der ruhigen und idyllischen Umgebung Höhenbergs genießen möchte, der sollte nicht trödeln, denn bei acht Biertischgarnituren ist der letzte Platz schnell besetzt. FEJO

Geöffnet ist bis auf weiteres samstags und sonntags von 14 Uhr an.

Hohenlindener Sauschütt: Den Tieren so nah

Der wahrscheinlich prominenteste und größte Biergarten im Landkreis steht im Ebersberger Forst an der Hohenlindener Sauschütt, gut erreichbar über B 12 und ST 2086. Nach fast zweijähriger Pause ist dort seit kurzem wieder geöffnet - samt neuer Anreize.

Die Wirtsleute haben den Selbstbedienungsbereich und die Biergartenküche im Nebengebäude der Sauschütt generalsaniert. Vollständig modernisiert ist zudem der angrenzende Spielplatz, dem sich die Bayerischen Staatsforsten angenommen haben. Flankiert vom Walderlebnispfad, wo man gute Chancen hat, winzige Wildschweinchen aus der Nähe zu sehen, erstrahlt der zuletzt angestaubte Erlebnisort an der Sauschütt in neuem Flair.

Kulinarisch erwartet die Biergartengäste bei Veronika und Werner Schmidt ein Mix aus Tradition und Kreativität. "Bayerische Hausmannskost mit einem modernen Touch", sagt Werner Schmidt, der für sein neues Projekt einen Hotelkoch engagiert hat. Schweinsbraten, Hendl, Pasta, Burger, Würstl, Pommes sind Teil des Angebots. Beim Bierausschank steht zweierlei zur Wahl: Schweiger Bräu aus Markt Schwaben und Benediktiner aus Ettal.

Wichtiger Hinweis für alle Besucher, die nicht selten von weit herkommen: Wer Abfälle aus Plastik oder Essensreste mit sich führt, möge diese den Waldtieren ersparen. Die Empfehlung lautet daher: Den Müll wieder mitnehmen - oder erst gar nicht produzieren und im Biergarten einkehren. koei

Geöffnet ist von Mittwoch bis Freitag, 14 bis 22 Uhr, am Wochenende von 10 bis 22 Uhr.

Wiesmühle: Baden und Genießen

Natürlich kann man hier auch nur zum Essen vorbeischauen, das lohnt sich auf jeden Fall. Wer kann, sollte aber einen ganzen Sommertag an der Glonner Wiesmühle verbringen, sich im kalten Wasser des vom Kupferbach gespeisten Naturbads erfrischen, im Schatten der Bäume lesen oder dösen. Im besten Sinne wie aus der Zeit gefallen wirkt der Badeplatz, herrlich nostalgisch mit seinen geschwungenen Handläufen an den Treppen zum Wasser. Seit 1936 gibt es die "Schwimmbadeanstalt", zeitweise wurden Münchner Kinder mit Bussen hierher gebracht, um schwimmen zu lernen.

Die Wasserfläche hat man auch von der von mächtigen Kastanien beschatteten Terrasse aus im Blick, es fühlt sich an wie Urlaub, oder eher: Sommerfrische. Vor lauter Staunen über das Idyll sollte man aber den Blick auf die Karte nicht vergessen, die Auswahl fällt schwer, die Kinder - und bestimmt auch viele Erwachsene - freuen sich nach dem Badetag über Currywurst und Pommes, doch die Familie Gruber, die die Wirtschaft in dritter Generation führt und 2019 behutsam umgebaut hat, hat auch Feineres im Angebot: Zürcher Geschnetzeltes etwa, Rinderlende oder Spargelrisotto. Beliebt ist der Steckerlfisch, der oft donnerstags oder freitags auf der Karte steht. Vieles, was hier auf den Tisch kommt, stammt aus der Region. Serviert wird es mit großer Freundlichkeit, schon nach dem ersten Besuch wünscht man sich, hier Stammgast zu werden. moo

Geöffnet ist der Biergarten von Mittwoch bis Samstag, bei Badewetter von 11 Uhr an, bei Regen von 17 Uhr an, sowie sonntags von 11 Uhr an.

Kugler Alm: Pferdekoppel und Alpenpanorama

Der Blick wandert über die hügeligen Wiesen des Voralpenlandes und bleibt erst an den fernen Alpen hängen: Wer "in der ersten Reihe" der Kugler Alm Platz nimmt, dürfte den vielleicht schönsten Biergarten-Blick im Landkreis genießen. Etwa 20 Gehminuten liegt die Kugler Alm vom Ebersberger Bahnhof entfernt, der Weg führt an den äußersten Stadtrand im Ebersberger Westen. Die Kugler Alm ist ein Familienbetrieb.

Kein Wunder also, dass sie besonders für Familien geeignet ist. Direkt vorm Biergarten ist ein kleiner Sandspielplatz, auf dem Kinder schaukeln, klettern und Sandkuchen "backen" können. Das Gute: Von einigen Tischen haben Eltern ihre Kinder auch im Sitzen gut im Blick. Und so kommt man auch nicht in die Versuchung vom Sandkuchen zu naschen, sondern bestellt sich das Essen doch von der Karte. Dort finden sich vor allem Fleischgerichte: vom Schweinebraten in Dunkelbiersoße zum "Kugler Alm Burger". Vegetarier haben nicht so eine breite Auswahl. Dafür zeigt sich die Kugler Alm auch bei den Speisen besonders kinderfreundlich: Die "kleinen Gäste" können sich unter anderem zwischen Fischstäbchen, Wiener und Reiberdatschi entscheiden.

Wenn man die Kleinen überhaupt zum Essen bekommt. Denn wird der Spielplatz langweilig, locken Pferde auf einer Koppel auf der anderen Biergartenseite. Da muss der "große Gast" schon aufpassen, dass er überhaupt noch zum Trinken des Maxlrainer Hellen kommt. kors

Geöffnet ist donnerstags bis montags, 10 bis 23 Uhr. Dienstag und Mittwoch sind Ruhetage.

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Quelle:
SZ vom 19.06.2021/van
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