Wirtschaft im Landkreis Ebersberg:Solide trotz Dauerkrise

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Die Baufirmen im Landkreis Ebersberg haben trotz Krise gut zu tun, der Umsatz ist zuletzt sogar wieder etwas gestiegen. (Foto: Christian Endt)

Das Baugewerbe im Landkreis Ebersberg zeigt sich robust. Im vergangenen Jahrzehnt ist sowohl die Zahl der Betriebe als auch jene der Beschäftigten stetig gewachsen – genau wie die Umsätze.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Baufirmen im Landkreis Ebersberg scheinen mit der Dauerkrise vergleichsweise gut zurechtzukommen. Zumindest legen das aktuelle Zahlen des Statistischen Landesamtes nahe. Demnach stieg sowohl die Zahl der in der Branche tätigen Firmen als auch jene der am Bau beschäftigten Personen. Die Umsätze sind ebenfalls deutlich mehr geworden – allerdings mit einer Ausnahme.

Untersucht wurde der Zeitraum der Jahre 2013 bis 2023, demnach ist die Zahl der dem Bauhauptgewerbe zugeordneten Firmen im Landkreis Ebersberg von 161 auf 195 gestiegen. Unter diese Definition fallen sowohl der Bau von Gebäuden sowie jener von Straßen, Eisenbahnen und Sport- und Freizeitanlagen. Ebenfalls dem Bauhauptgewerbe zugerechnet werden Dachdeckereien, Zimmereien und Ingenieurholzbauer, genau wie Gerüstbauer und Fassadenreiniger. Nicht zum klassischen Bauhauptgewerbe gehören Bereiche wie Installateure, Heizungsbauer oder etwa Glaser.

Die Corona-Krise hat sich auf den Umsatz des Baugewerbes im Landkreis ausgewirkt

In den Firmen des Bauhauptgewerbes arbeiteten landkreisweit im Jahr 2013 noch 1052 Personen, 2023 waren es bereits 1369. Auch die Umsätze haben in den vergangenen Jahren gut zugelegt, allerdings gibt es hier nur Daten der komplett abgerechneten Geschäftsjahre 2016 bis 2022. Im ersteren lag der Umsatz landkreisweit noch bei 175,85 Millionen Euro, im letzteren bereits bei 282,84 Millionen. Allerdings gab es dazwischen einen wohl durch die Corona-Pandemie ausgelösten Knick: Setzte die Baubranche im Landkreis 2020 noch insgesamt 290,95 Millionen Euro um, waren es 2021 nur noch 258,43.

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Diese Trends entsprechen im Wesentlichen jenen im Bezirk und im Freistaat insgesamt. So stieg zwischen 2013 und 2023 in Oberbayern die Zahl der Firmen des Bauhauptgewerbes von 5197 auf 5804, bayernweit von 14 105 auf 15 256. Die Zahl der in der Branche beschäftigten Personen nahm bezirksweit von 40 693 auf 54 986 zu, im Freistaat von 143 898 auf 178 223.

Auch bei den Umsätzen – hier wieder die Jahre 2016 bis 2022 – verläuft die Entwicklung ähnlich: In Oberbayern stiegen sie von knapp 6,1 auf 9,2 Milliarden Euro, ebenfalls mit einem Einbruch von 9,1 Milliarden im Jahr 2020 auf 8,7 Milliarden Euro dann 2021. Im Freistaat legten die Umsätze von 21,7 auf 31,4 Milliarden Euro zu, auch hier sanken sie von 29,7 Milliarden 2020 auf 28,4 im Jahr darauf.

In mancher kleinen Gemeinde gibt es mehr Baufirmen als in den großen Kommunen

Die meisten Betriebe der Branche gibt es im Landkreis in dessen größter Gemeinde, 2023 zählten die Statistiker in Vaterstetten insgesamt 24 Stück, sechs mehr als zehn Jahre zuvor. Die Zahl der dort im Bauhauptgewerbe beschäftigten Personen ist allerdings zurückgegangen: 2013 waren es noch 219, zehn Jahre später nur noch 188, wobei der niedrigste Stand im Jahr 2016 mit 127 Personen erreicht war. Den höchsten Umsatz erzielten Vaterstettener Bauunternehmen im Jahr 2020 mit 41,2 Millionen Euro. Das waren zwar 16,3 mehr als noch 2016, allerdings lief es auch in den vergangenen beiden Jahren offenbar nicht mehr so gut, die Umsätze sanken auf 37 Millionen im Jahr 2021 und sogar nur noch knapp 35,1 im Jahr darauf.

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Einen wahren Boom des Baugewerbes verzeichnet die Statistik dagegen für Kirchseeon. Hier zählte man 2013 gerade einmal sechs entsprechende Firmen mit lediglich 17 Mitarbeitern. Zehn Jahre später waren es bereits 15 Firmen, bei denen 203 Leute beschäftigt waren. Umsätze aus der Marktgemeinde liegen zwar nur für die Jahre 2020 bis 2022 vor, diese sind indes beachtlich: Von 82 Millionen Euro sanken sie in der Corona-Krise zunächst auf 69,5, um im Jahr 2022 dann auf rekordverdächtige 91 Millionen Euro zu klettern.

Die Auftragsbücher scheinen trotz Krise gut gefüllt, teilweise besser als vor einem Jahr

Übrigens ist die Größe einer Gemeinde nicht ausschlaggebend für deren Baugewerbe. So lag etwa im kleinen Baiern der Umsatz im Jahr 2023 bei rund zehn Millionen, in Glonn bei 11,9 und in Forstinning sogar bei 22,8 Millionen Euro. Das ist mehr als in so mancher S-Bahn-Kommune: Am höchsten lag er 2023 noch in Zorneding mit 15,5 Millionen Euro, 12,8 waren es in Markt Schwaben und 12,1 in Ebersberg sowie 9,7 in Poing und 8,9 in Grafing.

Wie sich die aktuelle Wirtschaftskrise auf das Bauhauptgewerbe im Landkreis Ebersberg auswirken wird, lässt sich aus diesen Zahlen natürlich nicht sagen, aber es gibt aktuelle Daten des Statistischen Landesamtes, die zumindest ein Stück weit Optimismus verbreiten. Untersucht wurde – allerdings nur auf Landes- und Bezirksebene – die Entwicklung der Aufträge, welche die Firmen des Bauhauptgewerbes in ihren Büchern stehen haben.

Demnach ist der Auftragsbestand zwischen September 2023 und 2024 bayernweit um 8,9 Prozent gestiegen, in Oberbayern sind es mit 7,4 Prozent etwas weniger. Dafür legt dort als einziger Bezirk der Wohnungsbau zu, 4,3 Prozent mehr Aufträge wurden im Jahresvergleich gezählt, in Zahlen 966 102 Stück. Auch das Gewerbe lässt kräftig bauen, aktuell stehen 697 792 Hochbauten in den oberbayerischen Auftragsbüchern, 17,6 Prozent mehr als vor einem Jahr.

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