Bauen im Landkreis Ebersberg:Die Baubranche wächst - ihre Probleme auch

Bauen im Landkreis Ebersberg: Zwar ist der Zuzug in den Landkreis Ebersberg stark, im Vergleich zum übrigen Umland werden aber eher wenige Wohnungen gebaut. Eine Ausnahme ist die Gemeinde Poing.

Zwar ist der Zuzug in den Landkreis Ebersberg stark, im Vergleich zum übrigen Umland werden aber eher wenige Wohnungen gebaut. Eine Ausnahme ist die Gemeinde Poing.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Laut dem Bayerischen Landesamt für Statistik ist der Bausektor 2020 und 2021 stark gewachsen. Firmen im Landkreis Ebersberg relativieren die positiven Nachrichten.

Von Merlin Wassermann, Ebersberg

Die Baubranche wächst, sowohl in Bayern wie auch im Landkreis Ebersberg. Doch das heißt nicht automatisch, dass es dort keine Probleme gäbe. Andreas Wolfbauer, von der K. Wolfbauer GmbH und der Bauinnung Ebersberg, spricht zwar davon, dass die Auftragslage "ungebrochen sehr gut ist". Markus Huber, von der Huma GmbH weiß dies zu bestätigen. Wilhelm Schuhböck, Geschäftsführer der österreichischen Swietelsky AG, die auch eine Niederlassung im Landkreis hat, differenziert das Bild allerdings etwas. Im Hochbau sei die Auftragslage "nach wie vor gut", im Tief- und Straßenbau hingegen nur "befriedigend bis schlecht". "Speziell im Asphaltstraßenbau, der überwiegend von öffentlichen Auftraggebern abhängig ist, ist sie schlecht", lässt er wissen.

Rohstoffe und Materialien werden immer teurer

Die Wartezeit, bis ein neuer Auftrag übernommen werden kann, beträgt hier deswegen nur zwei bis vier Wochen. Im Hochbau kann es schon mal zwölf Monate dauern, bestätigen auch die anderen Firmen. Unabhängig von der Auftragslage verweist auch Markus Huber darauf, dass zwar der Umsatz steigen mag, dies sich jedoch nicht automatisch in höheren Gewinnen niederschlägt. Insbesondere hohe Rohstoffpreise machen seiner Firma diesbezüglich zu schaffen.

Bauen im Landkreis Ebersberg: Beim Straßenbau, das Bild zeigt die Erweiterung der Kreisstraße EBE 8 im Herbst 2020, ist die Auftragslage weniger gut. Die öffentlichen Auftraggeber halten sich zurück.

Beim Straßenbau, das Bild zeigt die Erweiterung der Kreisstraße EBE 8 im Herbst 2020, ist die Auftragslage weniger gut. Die öffentlichen Auftraggeber halten sich zurück.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Da trösten auch die jüngsten Zahlen des Bayerischen Landesamtes für Statistik nur wenig. Ende September 2021 verzeichnete das Bauhauptgewerbe Auftragsbestände im Wert von 13,6 Milliarden Euro, 8,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Alle Bauhauptgewerbe-Betriebe haben 2020 zusammen knapp 30 Milliarden Euro Umsatz erzielt, was einem Plus von 12,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Im Juni diesen Jahres, als Vergleichswert, ging das Wachstum weiter: 2,5 Milliarden Euro wurden umgesetzt, was ein Wachstum von 1,8 Prozent bedeutet.

Es werden mehr Arbeiter gesucht, als gefunden

In Oberbayern lag das Wachstum 2020 mit 9,4 Prozent etwas unter dem Durchschnitt, was einem Umsatz von etwa neun Milliarden Euro entspricht. Doch nicht nur der Umsatz, auch die Beschäftigungszahlen stiegen in den vergangenen anderthalb Jahren. Ende Juni diesen Jahres betrug die Anzahl der bayerischen Bau-Betriebe 14 132, mit 173 576 tätigen Personen. Dies entspricht einem Plus von 4,6 Prozent mehr Betrieben und 2,8 Prozent mehr Beschäftigten als noch 2020. Wachstum also, so weit das Auge reicht.

Doch dass nicht alles Beton ist, was glänzt, zeigt sich beim vielbeklagten Fachkräftemangel, der auch den Landkreis betrifft. Der relativ kleine Betrieb von Markus Huber könnte ein bis zwei neue Mitarbeiter gebrauchen, Wilhelm Schuhböck spricht von einem "gravierenden" Mangel an gut ausgebildeten Arbeitskräften. Andreas Wolfbauer gibt noch zusätzlich zu bedenken, dass die Situation durch Quarantäneauflagen nach Grenzübertritt noch verschärft wird und viel Bautätigkeit herrscht.

Bauen im Landkreis Ebersberg: Große Baustellen, hier 2015 in Grafing am ehemaligen Brauereigrundstück, brauchen viele Fachkräfte, doch die sind rar.

Große Baustellen, hier 2015 in Grafing am ehemaligen Brauereigrundstück, brauchen viele Fachkräfte, doch die sind rar.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Alle drei gehen davon aus, dass der Bauboom und der Fachkräftemangel 2022 ungebrochen weitergehen werden. Die Nachfrage nach Einfamilienhäusern wird dabei geringer, große Nachfrage bestünde jedoch nach Wohnungen, vor allem in den Münchner Vororten, wie Andreas Wolfbauer wissen lässt. "Das liegt auch daran, dass der Preis für ein Haus zu hoch ist, die Grundstückspreise sind zu hoch", erklärt er.

Nachhaltiges Bauen liegt im Trend, kostet aber

Im Zeitalter des Klimawandels ist es zudem legitim zu fragen, ob Wachstum als einzige Metrik für den Gesundheitszustand eines Wirtschaftssystems nicht ausgesorgt hat. Laut Bundesregierung stammen 14 bis 28 Prozent (je nachdem, ob man die Herstellung von Strom und Fernwärme sowie Baustoffen mit einrechnet) der gesamten CO2-Emmissionen in Deutschland aus dem Gebäudesektor.

Bauen im Landkreis Ebersberg: Wärmedämmung, hier GWG-Wohnungen an der Zornedinger Straße in München, wird seit Jahren gefördert. In anderen Bereichen sehen die Baufirmen aber noch Bedarf.

Wärmedämmung, hier GWG-Wohnungen an der Zornedinger Straße in München, wird seit Jahren gefördert. In anderen Bereichen sehen die Baufirmen aber noch Bedarf.

(Foto: Florian Peljak)

Dementsprechend freut es zu hören, dass im Landkreis ein Trend hin zu nachhaltigerem Bauen spürbar ist. Markus Huber verweist darauf, dass nun Wärmedämmung vom Staat gefördert und dementsprechend öfter eingesetzt wird. "Bei Baustoffen ist das eher nicht der Fall", meint er jedoch. Auch Wilhelm Schuhböck kann feststellen, dass im Hochbau eine höhere Nachfrage nach Holz- und Holzhybridbauweisen besteht. Andreas Woflbauer sieht das ebenso, macht sich allerdings auch Sorgen: "Klar ist nachhaltiges Bauen ein großes Thema und wird auch angestrebt. Aber es ist halt auch wieder ein großer Kostentreiber, was die Immobilienpreise nochmals nach oben treibt."

Trotz schöner Wachstumszahlen bleibt also abzuwarten, ob der Beton, der die Welt bedeutet, bald mehr Brettern weicht.

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