MeinungKommentar zum offenen Brief afghanischer Geflüchteter:Mutig und beängstigend zugleich

Kommentar von Johanna Feckl, Ebersberg

Lesezeit: 1 Min.

Das Schild eines Teilnehmers bei einer Demonstration in der Gemeinde Emmering wegen einer AfD-Veranstaltung spricht klare Worte: „Warum soviel Hass“ ist darauf zu lesen.
Das Schild eines Teilnehmers bei einer Demonstration in der Gemeinde Emmering wegen einer AfD-Veranstaltung spricht klare Worte: „Warum soviel Hass“ ist darauf zu lesen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Dass sich afghanische Geflüchtete nach dem Anschlag in München vorwurfsfrei an die Öffentlichkeit wenden und aufklären, ist bewundernswert. Doch der Mechanismus, der sie dazu führt, ist Rassismus – und das ist besorgniserregend.

Man stelle sich vor, der eigene Nachbar ist in Bielefeld geboren und schaut gerne Fußball – ein völlig gewöhnlicher Mann. Bis zu jenem Tag, an dem er seine Ehefrau auf brutale Weise tötet. Die Preisfrage: Wie viele andere völlig gewöhnliche Männer, die in Bielefeld geboren sind und gerne Fußball schauen, hätten nun das dringende Bedürfnis, den Mord öffentlich zu verurteilen und klarzumachen, dass man nicht so ist wie der Mann, der seine Frau ermordet hat? Vermutlich kein einziger. Warum auch. Es ist absolut klar, dass Männer, nur weil sie zufällig wie eben jener Mörder auch Fußballfans sind und Bielefeld ihre Geburtsstadt ist, keine Gefahr für ihre Ehefrauen darstellen. Es scheint so klar, dass jede andere Annahme einem grotesken Hirngespinst gleichkommen würde.

Zur SZ-Startseite

Offener Brief nach Anschlag in München
:„Ein Täter ist nicht der Vertreter für uns alle“

In einem offenen Brief verurteilen drei junge Männer den Täter des islamistisch motivierten Anschlags in München – wie er sind auch sie einst aus Afghanistan geflohen. Warum ihnen der Schritt in die Öffentlichkeit so wichtig ist.

SZ PlusVon Johanna Feckl

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: