Süddeutsche Zeitung

Landtagswahl im Landkreis Ebersberg:Der Deserteur

Knapp drei Wochen vor der Wahl bricht AfD-Kandidat Rainer Forster mit seiner Partei - auf dem Wahlzettel bleibt er dennoch.

Ein bisschen Schwund ist immer, sagt die Redewendung, aber dass kurz vor einer wichtige Wahl der Direktkandidat abhanden kommt, ist schon ein bisschen mehr Schwund. So ging es Mitte September dem AfD-Kreisverband Ebersberg, ihr Kandidat Rainer Forster erklärte dem Straubinger Tagblatt, er werde die Partei am 9. Oktober, also dem Montag nach der Wahl, verlassen.

Mit der Begründung, in der AfD gebe es zu viele "Populisten und Schreihälse, die nichts im parlamentarischen Betrieb verloren haben". Auch auf kommunaler Ebene - Forster lebt im Landkreis Erding, gehört dem dortigen Kreisverband an und war 2020 Landratskandidat der AfD - sei ein zunehmender Rechtskurs zu bemerken.

Aus der AfD-Fraktion im Erdinger Kreistag ist Forster bereits ausgetreten. Dieser war er beigetreten, als ihn die ÖDP 2018 wegen angeblicher "Kumpanei" mit der AfD aus ihrer Fraktion warf. 2017 hatte Forster seinen Job als Diözesansekretär bei der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) verloren. Der Vorwurf lautete damals, er habe immer wieder Verschwörungstheoretiker als Referenten zu Veranstaltungen der KAB eingeladen.

Gegen einen loyaleren Kandidaten austauschen können Forster seine bald ehemaligen Parteifreunde nicht mehr, laut Wahlgesetz lässt sich weder die Liste - Forster steht auf Platz 19 - noch der Stimmkreisbewerber so kurz vor dem Urnengang noch ändern. Die AfD ruft daher zur Wahl des Abtrünnigen auf, da dies Stimmen für die Gesamtpartei bringt. Auch auf der AfD-Website darf Forster weiter für sich werben - unter anderem mit dem Zitat, er wolle sich einsetzen "gegen die Spaltung der Gesellschaft".

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