Süddeutsche Zeitung

Landkreis Ebersberg:Ärger und Freude

Der feuchte Sommer stößt auf unterschiedliche Reaktionen

Von Florian Kappelsberger, Ebersberg

Seit Wochen ist man im Landkreis Ebersberg gut beraten, das Haus nicht ohne den Regenschirm zu verlassen. Kurz vor dem offiziellen Sommeranfang ist der Juni nicht nur kalt, sondern vor allem sehr feucht. Das macht insbesondere den Gastronomen Sorgen. "Aktuell ist es schwierig", sagt Dennis Mara, der im Eiscafé Gelato e Fantasia am Ebersberger Marienplatz arbeitet. In den vergangenen Wochen seien wegen der Coronakrise deutlich weniger Kunden gekommen; mit der Lockerung der Auflagen und dem warmen Wetter hatte sich die Situation eigentlich zunächst entspannt. "Im Sommer hat jeder Lust auf Eis!", sagt er und lacht. Wegen des aktuellen Regenwetters bleibe es an einigen Tagen jedoch sehr ruhig in der Eisdiele. Ähnlich sieht es Danijel Babic, Besitzer der Ebersberger Bar Artesano. Zwar sei schlechtes Wetter an sich kein Nachteil für die Gastronomie, weil der Andrang damit oft steige: "Wenn's regnet, ist es immer gut für Bars." Allerdings blieben die Menschen bei starkem Regen wie in den vergangenen Wochen meistens schlicht zu Hause.

Doch es gibt nicht wenige Menschen im Landkreis, die sich über den anhaltenden Regen freuen. "Für die Landwirtschaft ist das momentan ein Segen", sagt Franz Lenz, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes. Der Niederschlag sei gerade sehr wichtig für Felder, Früchte und Wald; vor allem, weil im Frühjahr eine Dürre gedroht habe. Auch Georg Kasberger, Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg, sieht das verregnete Wetter positiv. Zwar werden etwa die Grasernte und das Trocknen von Heu erschwert; insgesamt profitierten aber nahezu alle Bereiche der Landwirtschaft.

So sei beispielsweise bei den Kartoffeln keine Bewässerung nötig, und auch der niedrige Grundwasserspiegel könne sich erholen. Für den Wald sei der Regen ebenfalls vorteilhaft, da die tiefen Grundwasserschichten aufgefüllt würden und besonders Neupflanzungen, die unter der Trockenheit der letzten Monate gelitten haben, sich erholen könnten. Darüber hinaus schränke das feuchte und kühle Klima die Massenvermehrung des Borkenkäfers ein, der in den vergangenen Jahren massive Probleme für die Forstwirtschaft verursacht hat. In der kommenden Woche allerdings soll die Regenphase ein Ende haben: Die Meteorologen kündigen hochsommerliche Temperaturen an - dann haben die Gastronomen wieder Grund, sich zu freuen.

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Quelle:
SZ vom 19.06.2020
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