Verkehr im Landkreis Ebersberg:Reden und Radeln

Lesezeit: 2 min

Fünf Jahre ist es her, da erkundeten einige Kreistagsmitglieder den alten Bahndamm zwischen Grafing und Glonn. Das bleibt ein exklusives Vergnügen, eine im Frühjahr vorgelegte Stellungnahme des Umweltministeriums schließt die Umnutzung zum Radelweg aus. (Foto: Norbert Neugebauer/oh)

Landkreis und Regierung von Oberbayern wollen eine einvernehmliche Lösung für die Nutzung des alten Bahndamms bei Glonn finden.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

In der Kontroverse, ob und wie der alte Bahndamm zwischen Grafing und Glonn auch zum Radeln genutzt werden kann, setzt man im Landratsamt Ebersberg nun auf einen Dialog mit der Regierung von Oberbayern. Die beiden Naturschutzbehörden sollen dazu einen Kompromiss ausarbeiten, wie am ehemaligen Gleisbett Naherholung möglich ist, ohne die Schutzvorschriften zu verletzen.

Diese gibt es seit Mitte der 1990er Jahre, denn auf den Resten der 1971 stillgelegten Bahnstrecke haben sich zahlreiche, auch seltene Tier- und Pflanzenarten angesiedelt. Der Bund Naturschutz Ebersberg bezeichnete das alte Schotterbett in einer Stellungnahme einmal als "das längste Biotop, das wir im Landkreis haben", das zudem eine Brückenfunktion zwischen verschiedenen Lebensräumen habe. Die Umweltschutzverbände sprechen sich daher seit Bekanntwerden der Pläne für einen Radweg auf dem alten Bahndamm vor fast zehn Jahren gegen dieses Projekt aus.

Die Regierung von Oberbayern hat bereits 2021 auf ein Befahrungsverbot hingewiesen

Ebenso übrigens wie die Regierung von Oberbayern in ihrer Funktion als höhere Naturschutzbehörde. In einer Stellungnahme aus dem vorvergangenen Jahr weist die Behörde ausdrücklich auf einen Passus in der Verordnung aus dem Jahr 1994 hin, demnach "ist es verboten, im Landschaftsbestandteil mit Fahrzeugen aller Art zu fahren, ausgenommen landwirtschaftliche Anlieger". Die Stellungnahme erfolgte damals auf eine Anfrage des AfD-Kreisrats Manfred Schmidt, ein erklärter Gegner des Radweg-Projekts.

Radweg zwischen Grafing und Glonn
:Tour de Farce

Jüngst sah es noch so aus, als könne auf dem ehemaligen Glonner Bahndamm doch kein Fahrradweg eingerichtet werden. Das stimmt wohl auch - geradelt werden soll dort aber trotzdem. Dafür will sich das Ebersberger Landratsamt eines kleinen Tricks bedienen.

Von Andreas Junkmann

Auf diesen geht zumindest indirekt auch die neueste Entwicklung in der Radweg-Frage zurück. Denn einen definitiven Ausschluss für Radeln auf dem alten Bahndamm mochte die Mehrheit im Kreistag auch nach der Rechtsbelehrung aus München nicht erkennen. Schließlich seien auf dem Schotterbett bereits jetzt Fahrräder unterwegs. Man könne also von einem Gewohnheitsrecht sprechen, so Landrat Robert Niedergesäß (CSU) in der April-Sitzung des Kreis-Umweltausschusses, und das Radeln zumindest tolerieren.

Das bayerische Umweltministerium fordert die Bezirksregierung zum Handeln auf

Zu erfahren war auch, dass die Radelei dort seit einiger Zeit wieder etwas leichter geht, nachdem rund um den alten Bahndamm etwas ausgeholzt wurde. Eine Pflegemaßnahme für das Biotop sei das, so die Verwaltung - ein unzulässiger Ausbau eines ohnehin illegalen Fahrradweges, so sieht das Schmidt. Der sich darum prompt beim bayerischen Umweltministerium beschwert hat, von wo eine Antwort kam, von welcher sich der AfD-Mann durchaus bestätigt fühlen kann: Das Ministerium habe Schmidts Eingabe an die zuständige Regierung von Oberbayern weitergeleitet mit der Bitte, "beim Landratsamt Ebersberg auf einen ordnungsgemäßen Vollzug der Verordnung über den Landschaftsbestandteil ,Alter Bahndamm zwischen der Stadt Grafing und dem Markt Glonn' hinzuwirken".

Dieses Schreiben ist laut Pressestelle der Regierung von Oberbayern auch mittlerweile eingegangen - eine Hinwirkung auf den Landkreis Ebersberg sei aber noch nicht erfolgt: "Die Prüfung und Entscheidung über das weitere Vorgehen wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen und wir können diesem Ergebnis nicht vorgreifen." Ein solches wollen nun Kreis und Regierung von Oberbayern einvernehmlich erreichen, sagt Michael Ottl, Büroleiter des Landrats, man stehe in Kontakt "um eine tragfähige Lösung zu finden, die auch für die Naherholung einen Nutzwert hat".

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusNaturschutz
:Wo Spatz und Specht noch willkommen sind

Wildes Idyll statt Mähroboter und Vertikutierer: Schon kleine Dinge helfen, einen Garten vogelfreundlich zu machen. Ein Rundgang mit zwei Fachleuten in einem Plieninger Garten.

Von Barbara Mooser

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: