Landgasthof platzt aus allen Nähten:Teuer, unnötig, schädlich

In Emmering protestieren Hunderte Bürger gegen Pläne für eine neue Trasse

Georg Reinthaler

Viel zu teuer, unnötig und obendrein schädlich für Mensch und Natur. Der Tenor auf der Informationsveranstaltung zu den Plänen hinsichtlich der "B 15 neu" war eindeutig. Und angesichts der mehr als 300 erschienenen Besucher, unter ihnen zum allergrößten Teil Gegner der neuen Trasse, schien der Saal im Landgasthof Bruckhof aus allen Nähten zu platzen. Referentin Rosi Steinberger, Kreisrätin in Landshut und Mitarbeiterin des Grünen-Bundestagsabgeordneten Anton Hofreiter, stieß daher mit ihren Ausführungen auf offene Ohren.

"Meine Tochter ist kürzlich in Tränen ausgebrochen, als sie erfahren hat, dass hier in Emmering möglicherweise eine Autobahn gebaut werden soll", berichtete ein Zuhörer. Die jungen Familien seien jetzt mehr denn je gefordert, es ihren Eltern in Sachen Widerstand gegen die neue Bundesstraße 15 gleichzutun. Ein anderer Besucher echauffierte sich darüber, dass in Deutschland immer mehr neue Straßen gebaut würden, ohne das bestehende, teils marode Netz zu sanieren. Diesen Gedanken spann ein weiterer Gast weiter und forderte statt einer neuen Trasse den Ausbau der bestehenden B 15.

Rosi Steinberger wies darauf hin, dass ein erster Abschnitt der geplanten Trasse zwischen Regensburg und Rosenheim in ihrem Landkreis bereits gebaut worden sei. "Diese Maßnahme lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Aber gerade in eurer Region würden die Kosten aufgrund der Topografie der Landschaft explodieren", rief sie den Zuhörern aus den Landkreisen Ebersberg und Rosenheim zu. Unter ihnen befanden sich auch auffallend viele junge Leute. Verkehrspolitik auf Bundesebene habe oftmals nichts mit logischem Denken zu tun, sondern sei vielmehr durch persönliche Interessen oder die Wirtschaftslobby beeinflusst.

Noch dazu ignorierten die beteiligten Ministerien einfach die zahlreichen Einwände seitens der Bürger. Und bei den Berechnungen einer Notwendigkeit der neuen, vierspurigen und autobahnartigen B 15 ständen Faktoren wie der Zeitgewinn für Auto- und LKW-Fahrer im Mittelpunkt. "Über die Schäden für die Umwelt spricht aber niemand, und wo der angebliche zusätzliche Verkehr herkommen soll, mit dem die neue Trasse sehr zweifelhaft begründet wird, ist mir ein Rätsel", erklärte Rosi Steinberger. Von vereinzelten Zwischenrufen der wenigen Befürworter im Saal, die auf Nachteile für die Industrie oder die hohe Anzahl der Verkehrstoten hinwiesen, ließ sich die Referentin nicht von ihrem Konzept abbringen.

Stattdessen kritisierte sie die Interessenverbände der Wirtschaft, welche mit einer breiten Anzeigenkampagne versuchten, das Wohl weniger Unternehmer über das Recht der Bevölkerung auf eine intakte Umwelt zu stellen. Bis September laufe ein Bewertungsprozess der vielen in der gesamten Bundesrepublik angedachten Straßenbaumaßnahmen. Entscheidend sei dabei, ob die B 15 neu dann als besonders dringlicher Bedarf eingestuft werde oder einmal mehr in der Schublade verschwinde. "Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um Einfluss zu nehmen, und Ihr habt es selbst in der Hand, wie es mit dem Bundesverkehrswegeplan für 2015 weitergeht." Rosi Steinberger rief die Anwesenden dazu auf, im Rahmen ihres Protests beispielsweise auch gezielt die Naturschutzverbände mit ins Boot zu holen.

Abschließend warb die Vorsitzende der Gemeinschaft der Betroffenen und Gegner der Autobahntrasse Regensburg-Rosenheim, Gisela Floegel aus Vilsbiburg, bei den Anwesenden um tatkräftige Unterstützung für das Anliegen. Landrat Robert Niedergesäß (CSU) kündigte an, sich für eine gemeinsame Resolution der Landkreise Ebersberg und Rosenheim gegen die B 15 neu einzusetzen.

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