Süddeutsche Zeitung

Lärmschutz am Gleis:Bahn spricht von Konsenslösung

Beim ersten Dialogtreffen zur Brenner-Zulaufstrecke machen die Bürgermeister aus dem Landkreis ihre Forderungen deutlich - bis hin zu einer Einhausung der Bahngleise

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Mit übergroßen Erwartungen ist Angelika Obermayr (Grüne), Bürgermeisterin in Grafing, am Dienstag nicht ins Ebersberger Landratsamt gefahren: Die Bahn hatte eingeladen, um mit den betroffenen Bürgermeistern erstmals über die Pläne für die Brenner-Zulaufstrecke durch den Landkreis zu sprechen. Bisher sind die Positionen hier ja sehr klar: Die Gemeinden wollen guten Lärmschutz, wie er auch an einer Neubaustrecke gebaut würde - die Bahn lehnt das ab. Große Zugeständnisse gab es von dem Unternehmen auch am Dienstag nicht, das hatte auch keiner erwartet. Doch eine Aussage ließ Obermayr immerhin aufhorchen: Die Bahn-Vertreter kündigten an, einen Konsens anzustreben. "Das Wort ist in diesem Zusammenhang schon spannend", so die Grafinger Bürgermeisterin.

Denn auf einen billigen Kompromiss werden sich die Bürgermeister entlang der Bahnstrecke sicher nicht einlassen, das haben sie in den vergangenen Monaten immer wieder deutlich gemacht - sie können also in großer Einigkeit vorgehen und wollen nicht auf Einzelinteressen beharren. Auch der Kreistag hat in einer Petition, die Landrat Robert Niedergesäß (CSU) bei dem Termin auch überreichte, die Forderungen der Anliegergemeinden und der dort aktiven Bürgerinitiativen unterstützt. Beim Auftakt zum Dialogverfahren seien die Forderungen sehr klar formuliert worden, wie der Landrat berichtet: "Die Bürger lassen sich nicht mit minimalistischen Lösungen wie Schienenstegdämpfern abspeisen." Als beste Lösung für Lärmschutz seien Einhausungen genannt worden, dabei würden die Gleise ähnlich wie bei einem Tunnel umschlossen.

Doch der Weg bis zu einer Lösung, wie auch immer diese dann aussehen wird, ist noch lang. Im kommenden Jahr soll das Dialogverfahren erst so richtig in Gang kommen, dann werden auch die Bürger am Planungsprozess beteiligt. "Es werden noch einige Gespräche geführt werden müssen", so die Einschätzung von Georg Reitsberger (FW), Bürgermeister von Vaterstetten. Und die Bürger hätten zu Recht hohe Erwartungen. Die Grafinger Bürgermeisterin rechnet damit, dass Maßnahmen wohl erst in den Dreißigerjahren realisiert werden können. Auch diese Kritik verbindet alle Bürgermeister: Viel zu spät sei mit den Planungen für den Brennerzulauf angefangen worden, obwohl der Brenner-Basistunnel voraussichtlich 2026 oder 2027 eröffnet wird und dann auch der Bahnverkehr rasant zunehmen wird.

Immerhin, so konstatiert Piet Mayr (CSU), Bürgermeister von Zorneding, trete man jetzt in einen richtigen Dialog ein. Bisher sei die Kommunikation mit der Bahn recht einseitig verlaufen: Die Gemeinden hätten meist schriftlich ihre Wünsche formuliert, die Bahn habe immer nur darauf reagiert. Gespannt ist Mayr darauf, wie die Bürger in den Dialog eingebunden werden, auch der Landrat hat bereits in einem ersten Treffen deutlich gemacht, dass man Transparenz und Bürgerfreundlichkeit erwarte. In der Vergangenheit habe es bereits einmal eine Informationsveranstaltung für die Bürger in der Grafinger Stadthalle gegeben, erinnert Niedergesäß: an einem Wochentag nachmittags, als kaum jemand Zeit hatte. So jedenfalls dürfe das in Zukunft nicht ablaufen, unterstreicht der Landrat.

Bereits am 16. November gibt es einen weiteren Dialogtermin von Gemeinden und Bahn, dann sind die Bürgermeister auf dem südlichen Abschnitt zwischen Grafing und Großkarolinenfeld eingeladen. Hier geht es nicht nur um Lärmschutz, sondern voraussichtlich auch um ein weiteres Gleispaar - so jedenfalls die aktuellen Ankündigungen der Bahn. Dies beträfe auch Grafinger und Aßlinger Gemeindegebiet, insofern dürfte auch dieser Termin, der dann im Grafinger Rathaus stattfindet, durchaus spannend werden.

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Quelle:
SZ vom 08.11.2018
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