Gemeinsam und gänzlich unabhängig von einer Galerie oder Jury eine inspirierende, vielschichtige Ausstellung auf die Beine zu stellen, die zum Austausch anregt: Das war und ist die Idee jener Künstlergruppe, die bisher einmal jährlich auf Gut Georgenberg bei Glonn zu den „Kunsttagen“ eingeladen hat. Nun aber ist das Projekt umgezogen: Die Schau findet diesmal statt in der Galerie des Ebersberger Kunstvereins im Klosterbauhof. Ansonsten aber ist das Konzept unverändert, man darf sich freuen auf gewohnte Qualität: Die Schau wirkt homogen – und bietet doch die Lebendigkeit diverser künstlerischer Positionen.
Zehn in ihrem Schaffen ganz unterschiedliche Künstlerinnen und Künstler präsentieren in der Alten Brennerei an diesem Wochenende, 22./23. Februar, ihre Werke: Lola Beneitez, Susanne Kiesewetter, Vasco Kintzel, Stefan Kleinhanns, Erika Prabst, Heidi Schmidinger, Michaela Schulte, Gertraud Viktor, Daniel Wimmer und Helga Zellner. Zu sehen gibt es natürlich viel Malerei, aber auch Skulpturen, Fotografie, Holzobjekte und Keramik.

Gleich nach dem Eintreten begrüßen den Besucher großformatige, höchst ästhetische Ölbilder. Sie stammen von Daniel Wimmer, einem jungen Künstler aus dem Salzburger Land, der fasziniert ist von „besonderen Lichtsituationen und den Schattierungen menschlicher Haut“. Kein Wunder also, dass er vor allem Frauen in sportlichen Posen zeigt, beim Schwimmen oder Turnen in der Natur. Die andere Seite des Raumes gehört Lola Beneitez, einer Münchner Malerin mit spanischen Wurzeln. Ihr Überthema ist die „Muttererde“: Anhand abstrahierter Darstellungen von Korn, Lehm, Wurzeln oder Keimen will sie sichtbar machen, was sich Wertvolles unter der Oberfläche einer Landschaft verbirgt.

Auch Michaela Schulte aus Reichertsheim malt gerne Landschaften, wobei diese bei ihr vor allem dazu dienen, bestimmte Stimmungen zu transportieren. Mit gedeckten Farben entstehen tiefe, magische Momente, teils kommen zur Natur sogar noch Porträts schöner, meist nachdenklicher Frauen hinzu. Die Aßlinger Malerin Gertraud Viktor, die diese Kunsttage zusammen mit Schulte organisiert, bezeichnet sich selbst als „intuitive Malerin“. Als Impulsgeber für ihre großformatigen Bilder fungiere stets die Farbe, das jeweilige Motiv – häufig üppige florale Stillleben – ergebe sich dann von selbst.

Zwischen der Malerei von Schulte und Viktor haben allerhand figürliche Plastiken aus Keramik Platz gefunden, sie stammen aus der Werkstatt von Helga Zellner aus Rosenheim. Jede Figur sei ein von Hand modelliertes Unikat, erklärt sie, und dass all diese Frauen keine Vorlage hätten, sondern ihrer Fantasie entstammten. Unter den Damen sind einige sommerliche Badenixen, aber auch eine Freche mit Kaugummi oder eine Hundeliebhaberin hat Zellner gestaltet.
Die figürliche Ölmalerei von Stefan Kleinhanns aus Reichertsheim ist erzählerisch, poetisch und zugleich rätselhaft. Oft sind seinen menschlichen Protagonisten Tiere beigestellt. Aus solchen gestalterischen Kontrapunkten entstehen kleine Parabeln, Szenen, die der Betrachter sinnierend bestaunen kann. Warum malt dieser Junge nicht auf dem Block, sondern kritzelt nur am Rand herum? Und was ist mit dem anderen da, schläft oder liest der?

Als zeitgenössischen Impressionismus bezeichnet Susanne Kiesewetter aus München ihre Malerei, konkreter geht es um Licht, und wie es auf Landschaften fällt. Ihre Ölgemälde sind sehr pastos und teils sogar collagiert, besitzen also eine fast dreidimensionale Struktur. Waldweg, Wurzeln und Wasser wachsen hier schier in den Raum hinein.

Wahrlich malerische Fotografie ist das Metier von Heidi Schmiedinger aus Wasserburg. Mit experimentellen Langzeitbelichtungen erforscht sie die Übergänge zwischen fester Form, Bewegung und Auflösung. Verwelkende Tulpen erinnern an die Vergänglichkeit, andere Motive sind eher rätselhaft. Ist das schon Eis, oder noch ein Wasserlauf? Man erahnt hölzerne Strukturen und flauschige Federn, eine wohlige Melancholie macht sich breit.

Die Grafingerin Erika Prabst präsentiert sich als Malerin und subtile Handarbeiterin: Sie zeigt abstrahierend-leuchtende Pflanzen- und Landschaftsbilder voller spontaner Dynamik einerseits – und andererseits fragile Strickbilder, die sehr viel Zeit, Präzision und Geduld erfordern. So entsteht ein facettenreicher Dialog zwischen Freiheit und Disziplin.

Vasco Kintzel hingegen setzt oft auf Humor. Der Glonner hat „Relikte aus der Zukunft“ geschaffen: künstlich gealterte Objekte, die an okkulte Gegenstände oder Götzenbilder erinnern, aber einen futuristischen Touch aufweisen. Hinzu kommen eher kritische Werke, eines zum Thema „deutsche Erinnerungskultur“ und eines zum Thema Familie: Hier hat Kintzel auf weicher, weißer Schafswolle einen alten, eisernen Haltering fürs Vieh befestigt.
„Kunsttage“ in Ebersberg, Alte Brennerei im Klosterbauhof, zu sehen am Samstag und Sonntag, 22./23. Februar, 11 bis 19 Uhr.