Süddeutsche Zeitung

Kunstpfad Markt Schwaben:Kultureller Schaufensterbummel

An diesem Wochenende wird der Kunstpfad in der Gemeinde Markt Schwaben eröffnet. Kreative zeigen an vorerst 16 Stationen ihre Werke

Von Nathalie Stenger, Markt Schwaben

Wenn eine Kulturpädagogin, ein Bürgermeister und einige Ladenbesitzer zusammenarbeiten, dann kann es gut sein, dass ein besonderes Kunstprojekt zustande kommt. Wie im Falle von Anja Birnkraut und Michael Stolze aus Markt Schwaben: An diesem Wochenende wird der Kunstpfad in der Marktgemeinde eröffnet.

Seit elf Jahren lebt Anja Birnkraut in Markt Schwaben. Immer dachte sie, dem Ort fehle es an Kunst, an Ausstellungen. Sie sei dann einfach immer in andere Gemeinden gefahren, oder nach München, erzählt sie. Jetzt nicht mehr. Einmal aufgrund der Pandemie, außerdem, weil sie jetzt ihr ganz eigenes Projekt am Ort auf die Beine gestellt hat: Den "Kunstpfad Markt Schwaben". 16 Stationen in Form von Schaufenstern in der Gemeinde, in denen Arbeiten von ansässigen Künstlern zu bestaunen sein werden.

"Die Idee ist mir kurz vorm Schlafengehen im Kopf herumgespukt", erinnert sich Birnkraut. Mitte Januar war das. Zuvor hatte sie viel von kreativen Projekten in München gelesen. Doch allein um die Kunst geht es der Pädagogin nicht: "Auch um den Unternehmen zu helfen. Damit sie nicht vergessen werden." Tatsächlich ging dann alles ganz schnell: Birnkraut schrieb eine E-Mail an Bürgermeister Michael Stolze, zwei Tage später gab es ein erstes gemeinsames Telefonat. Das sei eine tolle Zusammenarbeit gewesen, so Birnkraut. "Ich weiß nicht, ob das mit jedem Bürgermeister so schnell funktioniert hätte."

Stolze kümmerte sich um die Akquisition von Schaufenstern und sprach mit verschiedenen Ladenbesitzern und Unternehmen aus der Marktgemeinde, Birnkraut nahm sich der Künstlersuche an. "Ich hatte bis dahin nur zwei Kreativlinge aus dem Ort, die in Frage kamen", so Birnkraut. Die Rede ist von Rebecca Winhart und Stefan Pillokat aus dem Atelier in der alten Trödlerei, in der auch Birnkraut seit November arbeitet. "Ich habe einfach querbeet bei den Eltern meiner Kinder oder beim Sportverein gefragt." Es wurden von Woche zu Woche mehr. Zuletzt sei sogar jemand auf sie zugekommen, den sie gar nicht kannte. Anja Birnkraut ist sich sicher: "Ich habe damit offene Türen eingerannt." Auch wegen der Pandemie. Einer der Künstler, so die Pädagogin, habe gesagt: "Auf genau so etwas habe ich gewartet!" Sie habe ihn aus dem Dornröschenschlaf geweckt. "Es gibt also doch Künstler in Markt Schwaben!", so Birnkraut.

Mehr als 20 Kunstschaffende sind es nun, die beim Start am Samstag ihre Werke für die Öffentlichkeit ausstellen. Es gibt Holzarbeiten, Gemälde, Zeichnungen, Schweißarbeiten und Keramik. Schmuckstücke und Flüssigharzbilder. Ebenfalls mit dabei: Die Gewinnerbilder des Fotowettbewerbs des Jugendzentrums Blues. Und es gibt noch Potenzial nach oben: Wer mitmachen will, das heißt Bilder ausstellen oder ein leeres Schaufenster anbieten möchte, der kann sich über ein Formular auf der Website der Marktgemeinde melden. Dort sind auch die Stationen einsehbar, beginnend bei der ersten am Gewächshaus in der Erdinger Straße bis zur Nummer 16 beim Jugendzentrum Blues. Die Cyanotypie von Anja Birnkraut - das ist eine besondere Fototechnik - ist übrigens im Schaufenster der vhs zu sehen. Auch werden Kunstwerke eigens für den Kunstpfad angefertigt: eine Motorhaube mit Graffiti, die nachts mit UV-Licht angestrahlt werden soll - diese wird in einem der drei Fenster im Kreillers zu sehen sein.

Anja Birnkraut, die als Heilerzieherin und Kulturpädagogin hauptberuflich in der Jugendhilfe tätig ist, gibt auch Fotografie-Workshops für Kinder. "Ich will anderen eine Freude bereiten", sagt sie. Und im Prinzip, so die Künstlerin weiter, gehe es bei dem Kunstpfad um nichts Anderes. "Es bringt Abwechslung und inspiriert", so Birnkraut.

Ein fixes Ende für das Projekt ist nicht festgelegt. Mit dem Bürgermeister vereinbart sei Ostern, so die Künstlerin, dann könne man weiterschauen. Auch Vorgaben, wie ein Schaufenster auszusehen hat, gibt es keine. "Das ist und war ein dynamischer Prozess", so Birnkraut, "ich vermute, dass ein paar ihre Bilder nach einem Monat wechseln wollen." Die aufgrund der geltenden Corona-Schutzmaßnahmen nicht stattfindende Eröffnungsfeier will man nachholen.

Eine Karte zu den Standorten und Informationen zu den Künstlern gibt es unter www.markt-schwaben.de/de/kulturell-aktiv/Veranstaltungen/Kunstpfad-Markt-Schwaben

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Quelle:
SZ vom 25.02.2021
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