Kunst in Ebersberg:Das zweite Leben

Eine Skulptur aus Abfall wirbt für Ausstellung im Museum Wald und Umwelt in Ebersberg.

Von Mariel Müller, Ebersberg

Kunst in Ebersberg: Wer bisher nicht wusste, was "Bereifungsbänder" sind, kann sich auf dem Ebersberger Marienplatz anschauen, was Leonhard Krebsn aus Plastimüll macht.

Wer bisher nicht wusste, was "Bereifungsbänder" sind, kann sich auf dem Ebersberger Marienplatz anschauen, was Leonhard Krebsn aus Plastimüll macht.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Leonhard Krebs hat gleich vier Berufe: Er ist Holzbildhauer, Land-Art-Künstler, Modellbaumeister und Berufsschullehrer. Als Künstler hat er vergangenen Freitag eine Skulptur auf dem Marienplatz in Ebersberg aufgestellt: "'s zweite Leben" heißt sie, und der Titel ist ganz wörtlich gemeint. Denn die Arbeit besteht aus einem Holzgerüst und sogenannten "Umreifungsbändern", die es bedecken.

Letztere sind Bänder, die man benutzt, um beispielsweise Supermarktware auf Paletten zu befestigen. "Die haben nur eine ganz kurze Lebensdauer und sind nur für den Transport gedacht, danach werden sie entsorgt. Deshalb ''s zweite Leben', weil sie noch mal recycelt werden", erklärt Krebs. 80 Stunden Arbeit stecken in der Skulptur - von der Idee über die Materialsammlung bis zur Umsetzung. Das mehrteilige Werk in Blau- und Grüntönen sollte einer natürlichen Form entsprechen, einer Art Baum.

Zwei Wochen wird das Werk auf dem Marienplatz stehen und auf die Ausstellung "Abfall - Rohstoff von morgen" im Museum Wald und Umwelt Ebersberg hinweisen, die nächsten Freitag, 26. Juni, eröffnet wird. Eine neuartige Ausstellung, erzählt Jochen Carl. Er ist seit 2006 Mitglied im Förderkreis Museum Wald und Umwelt und der Umweltstation Ebersberger Forst (FöK) und hat die Ausstellung zusammen mit Astrid Geweke, ebenfalls Mitglied, kuratiert.

"Wir arbeiten sehr viel mit Installationen aus recycelten Materialien, um den Hinweis zu geben, nicht so viel neu zu produzieren, sondern Altes wieder zu benutzen", so Geweke. Auch Werke von ehemaligen Ausstellungen würden mitverwendet werden. Ein Teil der Ausstellung beschäftigt sich mit dem "schönen Abfall", der mit Hilfe des "Upcycling" hergestellt wird: Aus ausgedienten Autofußmatten entstehen zum Beispiel neue Taschen, aus alten Kaffeesäcken werden kreative Al Capone-Hüte.

Das Problem Plastikmüll bildet einen weiteren Schwerpunkt. Unterstützt von Videos der Umweltschutzorganisation "Greenpeace" werden die Auswirkungen des Plastikmülls auf die Umwelt sichtbar gemacht. "Plastikberge in den Ozeanen, Mikroplastik in Flüssen und Fischmägen - "wir wollen ein Bewusstsein dafür schaffen. Viel weiß man ja schon darüber, aber wir wollen es wieder an die Oberfläche holen", betont Kuratorin Astrid Geweke.

"Und dafür haben wir jetzt sogar den Segen des Papstes bekommen", freut sich Jochen Carl. Er spielt auf die nun veröffentlichte erste Enzyklika von Papst Franziskus an, in der dieser die enorme Umweltzerstörung anprangert und vor einer Verwandlung der Erde in eine Mülldeponie warnt. "Er hat Recht, wir haben einen Lebensstil, der das übertrifft, was die Erde hergeben kann. Wir greifen auf Ressourcen zurück, als hätten wir zwei Erden. Deshalb wollen wir dem Bürger die Augen öffnen und ihn dazu bewegen, über seinen Lebensstil nachzudenken", sagt Carl.

Unsichtbares sichtbar machen, das war auch das Anliegen von Leonhard Krebs. Seine Skulptur ist aus einem Material gefertigt, das der Verbraucher normalerweise niemals zu Gesicht bekommt. Die Umreifungsbänder sind im Supermarkt ja schon längst runter von den ausliegenden Waren. "Wir produzieren Müll, den wir gar nicht mehr sehen. Deswegen die Bänder - sie sollen daran erinnern, dass es einen Bereich des Mülls gibt, den wir gar nicht mitkriegen, für den wir aber trotzdem mit verantwortlich sind."

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