Kultur unter Bäumen:Solo mit Botschaft

Kultur unter Bäumen: Ohne Ablenkung Lieder und Natur wahrnehmen: Das ermöglichen die neuen "Waldkonzerte" von Edeltraud Rey.

Ohne Ablenkung Lieder und Natur wahrnehmen: Das ermöglichen die neuen "Waldkonzerte" von Edeltraud Rey.

(Foto: Christian Endt)

Die bayerische Liedermacherin Edeltraud Rey gibt in Ebersberg ihr erstes "Waldkonzert" - ein Erfolg

Von Anja Blum, Ebersberg

Ein Traum wird wahr für Edeltraud Rey am Dienstagabend: ein Konzert unter freiem Himmel, mitten in der schönen bayerischen Natur. Vor dem Waldmuseum in Ebersberg spielt und singt sie, ganz spontan, ganz reduziert, für ein andächtig lauschendes Publikum. "Waldkonzerte" nennt Rey dieses neue Format, Überschrift: "eine Stimme für die Bäume". Wer die Ausgabe am Museum verpasst hat, kann an diesem Donnerstag, 13. August, um 19 Uhr zum Forsthaus Diana kommen, dort wird Rey erneut auftreten.

Es könnte sogar sein, dass dieser Abend der emotional intensivste für die Liedermacherin aus Jakobneuharting wird, denn genau dort, am Forsthaus, hat sie einen großen Teil ihrer Jugend verbracht. Hier, im Haus der Großeltern, wurde der Grundstein gelegt für Reys Verbindung zur Natur im allgemeinen und zum Wald im besonderen. Außerdem wurde im Forsthaus, das weder über fließend Wasser, noch über einen Stromanschluss verfügte, früher sehr viel gesungen, erzählt Rey. Volkslieder, Schlager: die "Diana-Hitliste" von Enzian bis Haselnuss, von Capri bis zum Lenz, scheint kein Ende nehmen zu wollen.

Und natürlich lässt es sich die Liedermacherin nicht nehmen, eine Kostprobe zu geben, "da bin ich jetzt ganz gnadenlos", sagt sie und grinst. Den "weißen Mond von Maratonga" von Lolita hat sie auserwählt, eine Schnulze vor dem Herrn, die Rey zuckersüß präsentiert, aber natürlich nicht ohne die ihr eigene Variation im Text: "Der weiße Mond von Diana - erhört, was die Herzen erfleh'n - der weiße Mond von Diana - lässt Märchen und Wunder gescheh'n!"

Ja, magisch ist auch dieser laue Sommerabend am Waldmuseum. Das angekündigte Gewitter bleibt fern, hinter Edeltraud Rey erstreckt sich sattes Grün, Obstbäume, Wald, Wiesen, im Hintergrund spitzt der Ebersberger Kirchturm hervor. Nur das Gerüst um das abgebrannte Museumsgebäude stört die idyllische Kulisse ein wenig. Die Gäste, etwa 40 an der Zahl, haben sich Klappstühle, Picknickdecken und Getränke mitgebracht, jeder findet ein schönes Plätzchen in gebotenem Abstand. Im Verlauf der guten Stunde Konzert verstummen auch die Hintergrundgeräusche von Straße und Parkplatz immer mehr, die Atmosphäre ist absolut friedlich. Da stören selbst ein paar Vögel nicht, die irgendwann beschließen, die Darbietung akustisch zu bereichern. Die Künstlerin steht im schwarzen Kleid, barfuß, die Gitarre umgehängt, vor ihrem Publikum, sie musiziert unverstärkt. Die Akustik aber ist gut, man versteht selbst hinten jedes Wort.

Das ist auch wichtig, denn Edeltraud Rey ist eine Musikerin mit Botschaft. Nicht um Virtuosität geht es hier, sondern vor allem um Inhalte, um Kritik und Humor. Rey legt den Finger in so manche Wunde, gerade der Naturschutz ist an diesem Abend immer wieder Thema, doch dazwischen gibt es so viel zum Lachen, dass die Leichtigkeit nie verloren geht. Wenn Protest so sympathisch und unaufgeregt daherkommt, kann man fast nicht anders, als zuzustimmen. Zuletzt habe sie oft das Gefühl gehabt, so Rey, dass die Menschen nur mehr auf schnelle Lacher aus seien, aber nun scheine sich das erfreulicher Weise wieder geändert zu haben. "Zuhören und nachdenken geht wieder, oder wie seht's ihr des?"

Das Publikum ist einverstanden - die Menschen wissen offenbar, was sie von Rey wollen und bekommen. Ein altes "Waldlied" zum Beispiel, das durch die Eiche bei Nettelkofen wieder brandaktuell geworden ist: "I bitt eich recht schee - lossts doch den Bam do steh". Voller Ironie steckt Reys Lied über den "Schachtlwirt", das Fastfood-Restaurant, dank dessen selbst die Feldmaus dick und fett wird. Und sogar eine "Beichte" legt Rey ab, ganz nach dem Motto: "A jeder hot a Laster, des is ganz a hoaßes Pflaster". Das der Liedermacherin besteht in einem Jeep, den sie aber niemals missen wollen würde. Denn darin ließen sich sowohl Instrumente als auch Omas sehr gut transportieren. Fernreisen, Kaffeebecher oder Pflanzengift seien für sie hingegen völlig tabu. Ins Reich des Absurden entführt Rey schließlich mit dem Thema Handarbeit: Wie gern würde sie "alle Deppen einhäkeln", Politiker, Showsternchen, Fitnesscoaches, um sie unschädlich zu machen. "Nur beim Finanzamt, da ist ma leider d' Woll ausganga!"

Zum Repertoire gehört aber auch eine boarisch-italienische Ode an die Heimat, denn der Liedermacherin sind - trotz aller Offenheit - Tradition und Dialekt sehr wichtig. "Sono una bavarese vera, i bin a boarisch G'wachs!" In eine ähnliche Richtung geht das Lied "Genau richtig", hier beschreibt Rey das Gefühl, angekommen zu sein am passenden Platz, den freilich jeder nach seiner Fasson finden müsse: "Do geht's ma guad, do kehr i hi." Sehr gerne vertont Rey auch boarische Schimpftiraden, "reine Fiktion", wie sie betont. Von der Bixlmadam bis zum Dipferlscheissa, vom Gschoikopf bis zur Schnepfa: Hier kriegen alle ihr Fett weg. Wie schön!

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