Kultur in Haar:Spielen und chatten

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Das Kleine Theater setzt weiter auf Streaming-Angebote

Von Udo Watter, Haar

Die Redewendung "Hätte, hätte, Fahrradkette" hat der einstige Weltfußballer und Aphoristiker Lothar Matthäus als TV-Experte einmal umgewandelt in "Wäre, wäre, Fahrradkette." Abgesehen von der Frage, welche Version die genialere ist, bedeuten beide das Gleiche: Es ist die Absage an ein retrospektives Lamentieren, das Beenden spekulativer Diskussionen über einen anderen Verlauf der Vergangenheit. Der Konjunktiv quasi als Modus der Verlierer, die ihre Niederlage mit einem Pfostenschuss begründen: "Wär' der reingegangen...".

Auch als spekulative Variante über mögliche Verläufe der Zukunft, stellt der Konjunktiv nicht immer alle zufrieden: "Ich kann bisher nicht erkennen, unter welchen Bedingungen Kultureinrichtungen wieder öffnen sollen", erklärt Matthias Riedel-Rüppel, Chef des Kleinen Theaters Haar angesichts der jüngsten politischen Beschlüsse, die theoretisch eine Theateröffnung vom 22. März an ermöglichen würden. "Auf eine Pandemie wie dieser ist aus meiner Sicht mit Konjunktiven nicht zu begegnen. Es fehlt nach wie vor die Planungssicherheit." Die logische Konsequenz: Auch der April wird in Haar ein "Streaming-Monat". Die sechs geplanten Vorstellungen wie das Konzert der Singphoniker am 10. April, die das Gefühl "Heimat" klangvoll umsetzen mit Arrangements von Klassik über Volksmusik bis zu Pop, oder der Auftritt des Ensemble La Vie mit seiner Tanz- und Schauspiel-Collage "Outburn" am 18. April werden im digitalen Theater zu sehen sein. Wenn es unwahrscheinlicherweise möglich sein sollte, "auch leibhaftige Personen in den Saal einzuladen, werden wir dies natürlich tun und die Termine als Hybrid-Veranstaltungen durchführen", so Riedel-Rüppel. Zunächst gibt es aber noch zwei Online-Veranstaltungen im März. Das Fastfood-Theater (das am 16. April erneut in Haar gastiert) tritt an diesem Samstag, 20. März auf, Beginn ist um 19 Uhr. Unter dem Motto "Chat 'n' Play" wird ein coronakonformes Format inszeniert. "Sie chatten, wir spielen", lautet die Maxime der Impro-Künstler. Heißt: Das Publikum an den Bildschirmen schreibt während der Show seine Vorgaben per Messenger-Chat, und die Schauspieler setzen diese Impulse sofort auf der Bühne um - ein Tanz mit dem Zufall.

Überdies wird Riedel-Rüppel in der Reihe "Dienstalk" am Dienstag, 23. März, mit Peter Brieger, dem Ärztlichen Direktor des Isar-Amper-Klinikums in Haar sprechen. Er arbeitet seit 2016 intensiv die Geschichte der Klinik auf. Der Talk geht daher auf die Thematik "Erinnerungskultur - Bedeutung für heute" ein. Zu sehen ist das Gespräch, Beginn 19 Uhr, live auf dem Youtube-Kanal kth.digital, Facebook und der Homepage des Theaters www.kleinestheaterhaar.de. Weitere Infos und Tickets gibt es ebenfalls auf der Homepage. Da die Streaming-Abende unabhängig von Inzidenzwerten stattfinden, werden sie dort natürlich im Indikativ vorgestellt - dem Modus, der für die Darstellung des Tatsächlichen verwendet wird.

© SZ vom 20.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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