Künstlerisch-kulturelle Förderung:Vom Trommeln zum Kickboxen

Internet für Senioren - VHS Vaterstetten

Dank der Kooperation von VHS und GMS in Vaterstetten werden Schüler auch mal Lehrer: Jugendliche bringen Senioren den Umgang mit Technik bei.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Seit nunmehr zehn Jahren arbeitet die Vaterstettener Grund- und Mittelschule mit der VHS zusammen - sehr erfolgreich

Von Valentina Antonucci

Musik, Gestalten, Bewegung: Künstlerisch-kulturelle Förderung, als Teil einer ganzheitlichen Bildung im "Lehrplan plus" verankert, ist an der Grund- und Mittelschule Vaterstetten (GMV) nicht nur eine Floskel. Bereits vor zehn Jahren nämlich hat man sich hier dafür einen kompetenten Partner ins Haus geholt: die VHS, unter deren Dach sich auch die Musikschule befindet. Angestoßen wurde die Kooperation damals von der Schule. Sie wollte im Zuge des Ganztagsbetriebs ihr Angebot ausweiten und den Schülern der Klassen fünf bis zehn hochwertige Kurse zur Verfügung stellen.

Angefangen hat damals alles mit der Bläserklasse von Ruth Vollert-Horch, die bis heute großen Anklang findet. Die Musikanten sind fest in das Schulgeschehen eingebunden: Sie spielen zur Begrüßung am ersten Schultag und treten bei Festen auf. Heute gibt es aber bereits eine Vielzahl an Kursen, so werden neben Kreativem wie Fotografie oder Latin-Percussion auch sportlichen Aktivitäten wie Schwimmen oder Kickboxen angeboten, für jeden ist etwas Passendes dabei. Zwei der Schüler, Luca und Maja, haben in diesem Schuljahr beispielsweise den EDV-Kurs belegt: "Wir haben Tastschreiben gelernt und einen Geburtstagskalender mit einer Tabelle erstellt - das hat Spaß gemacht!".

Bei der Auswahl der Angebote wird freilich darauf geachtet, dass sie in das Konzept der Schule passen beziehungsweise den Unterricht ergänzen - wie etwa der Kurs Business English, der vor allem für die Zehntklässler, die kurz vor dem Abschluss stehen, von Bedeutung ist. Allerdings sollen die Lehrangebote auch den aktuellen Bedürfnissen der Schüler entsprechen sowie die persönliche Entwicklung der Kinder fördern. Das sind hohe Ansprüche, denen gerecht zu werden nicht immer einfach ist. Alle Beteiligten investierten deswegen zusätzlich zum normalen Arbeitsalltag sehr viel Zeit in die Umsetzung der Lehrangebote, sagt Helmut Ertel, Geschäftsführer der VHS und zuständig für die Schulprojekte. Die Planung der Kurse unterliegt der Schulleitung und findet in den Sommermonaten statt. Das Angebot, das den Nachmittagsunterricht ergänzt, ist für alle Schüler verpflichtend.

"Der Fokus liegt hier, neben der Vermittlung von Wissen und dem Verfolgen von Zielen, vor allem darauf, dass die Schüler Spaß an der Sache haben", sagt Konrektorin Christine Eck. Deswegen könnten die Schüler die Kurse nach ihren eigenen Interessen selbst auswählen, außerdem gebe es hier keine Hausaufgaben. Dies spiegelt sich auch in den Aussagen der Jugendlichen wieder: Besonders gefällt ihnen, dass die Kursleiter stets freundlich und hilfsbereit sind, sowie das vermehrte selbständige Arbeiten und Lernen.

Dass hier die Förderung der Schüler im Mittelpunkt steht, wird auch dadurch deutlich, dass die Kosten für das externe Lehrangebot komplett durch Fördergelder des Staates gedeckt sind. So ist die Teilnahme jedes Schülers garantiert. Kein Wunder also, dass das Angebot in der Schulgemeinde auf eine sehr positive Resonanz stößt.

Generell ist die Zusammenarbeit der VHS und der Schule durch ein freundschaftliches Miteinander geprägt. "Die externen Lehrkräfte sind längst Teil der Schulfamilie geworden", sagt Konrektorin Eck, so nähmen sie zum Beispiel auch am Teamtag der Schule teil. Vor allem mit den Klassenleitern sei die Zusammenarbeit eng, man stimme sich immer wieder ab. Des Weiteren gebe es spezielle Konferenzen für die Lehrer der VHS, so Eck, "und sie können sie sich immer an mich wenden und auf Unterstützung vertrauen".

Beide Parteien profitieren von der Zusammenarbeit: Die Schule gewinnt professionelle externe Fachkräfte dazu und hat so die Möglichkeit, ihr Angebot zu erweitern und besser auf die Bedürfnisse der Schüler abzustimmen. Die VHS wiederum kann durch die Kooperation neue Projekte realisieren, die auch anderen Bevölkerungsgruppen zugute kommen. Wie zum Beispiel der Kurs "Schüler werden Lehrer": Hier bekommen Senioren Nachhilfe in Sachen neuester Technik, die Jugendlichen bringen ihnen den Umgang mit Computer, Smartphone und Tablet näher.

Außerdem gebe es an der VHS nun viele Projekte der politischen Bildung für junge Menschen, sagt Geschäftsführer Ertel. "Ich sehe uns als das, was wir ursprünglich sind: Bildungseinrichtungen der Kommunen." Diesem Auftrag komme man mit Aufklärungsarbeit in vielen Bereichen nach, etwa mit Kursen, die sich mit Extremismus, Rassismus, Gewalt oder anderen heiklen Themen beschäftigen. Letztlich hoffen also wohl alle Beteiligten, dass diese fruchtbare Zusammenarbeit noch lange fortbestehen wird. Mindestens noch einmal zehn Jahre.

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