Künstlerin aus Glonn:Frische Farben

Johanna Schneider restauriert die Schilder vom Maibaum beim Wirtshaus "Zur Gass". Darauf sind besondere Motive abgebildet mit Impressionen rund um Ebersberg

Von Franziska Langhammer, Glonn

Wer jeder Witterung ausgesetzt ist, dem kann nach ein paar stürmischen Wintern schon mal etwas Farbe abbröckeln. Kein Wunder also, dass die Schilder, die normalerweise am Maibaum beim Wirtshaus "Zur Gass" hängen, alle zehn Jahre abgenommen und restauriert werden müssen. 18 Schilder sind es, die dort angebracht sind und Wanderer wie Wirtshausbesucher erfreuen. Dieses Jahr kümmert sich die Glonnerin Johanna Schneider darum, sie wieder fit für die nächste Dekade zu machen.

Maibaum 'zur Gass' Schilder

Einen neuen Anstrich verleiht Johanna Schneider den Schildern des Maibaums am Wirtshaus "Zur Gass".

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Im Gegensatz zu vielen anderen Maibäumen sind an diesem keine Zunftschilder vom örtlichen Handwerk zu sehen, sondern Impressionen aus Ebersberg in Akryl. "Am besten gefällt mir das mit dem Waldmuseum", sagt Schneider und zeigt ein Bild davon, "deswegen habe ich es auch gleich als erstes bearbeitet." Neben dem damals noch unbeschädigten Museum sind auf den Schildern etwa die evangelische und die katholische Kirche von Ebersberg, das Wirtshaus "Zur Gass", der Egglburger See oder ein urtümlicher Bauernhof aus dem Landkreis zu sehen. Landschaften und Bauwerke sind in realistischer Manier auf verzinktem Blech fest gehalten, in fröhlichen Farben und mit einem deftigen Anstrich von Heimatliebe.

Maibaum 'zur Gass' Schilder

Auf diesem Schild zu sehen die Kirche St. Michael.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Das hier gefällt mir zum Beispiel gar nicht", sagt Johanna Schneider, "das ist naive Malerei." Sie deutet auf eine Szene auf dem zugefrorenen Egglburger See: Männer mit Mützen stehen zum Eisstockschießen auf dem Eis, und tatsächlich könnte dieses Bild auch aus einem Kinderbuch aus den 60ern stammen. Die Konturen der Menschen sind durch die vergangenen Restaurierungsarbeiten etwas verschwommen, hier ist nichts Verspieltes zu erkennen, nichts Filigranes. Dass die Bilder wieder stimmig in sich werden, das sei die größte Herausforderung an dieser Arbeit, so Schneider. Nachdem die Schilder vom Maibaum abgenommen worden sind, wurden erst einmal die bröckelig gewordenen Farbpartien abgeschliffen und mit grauer Farbe abgedeckt. Schneider zeichnet in die Grauflächen nun die Grundrisse des fehlenden Bildstücks wieder nach, bevor sie diese in mehreren Schichten mit Farbe bepinselt. Es ist ein bisschen wie Malen nach Zahlen - nur ohne Zahlen.

Maibaum 'zur Gass' Schilder

Auch Motive wie der Egglburger See sind abgebildet.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Zum ersten Mal ist Schneider mit der Restaurierung von Bildern betraut, diese Arbeit macht sie unentgeltlich. Die ausgebildete Modegrafikerin kümmert sich momentan hauptsächlich um den Weiglhof in Glonn, den sie 2003 Jahren übernommen hat. Nebenbei malt sie, mit Vorliebe plakativ, Tiere und Porträts von Menschen. Über eine Bekannte kam der Kontakt zum Ebersberger Verein "Maibaumfreunde Zur Gass".

"Wir sind Nachbarn, Freunde, kennen uns vom Stammtisch und von Vereinen", sagt der Vorsitzende Reinhard Huber über die Gründung des Vereins. 1995 habe man sich überlegt, einen Maibaum nahe am Egglsee aufzustellen. "Anfangs war's ein Jux", so Huber, "dann ist's zur Tradition geworden." Gemeinsam mit den damaligen Wirtsleuten habe man sich zusammengesetzt und überlegt, dass Motive aus der Heimat doch recht schön wären. Die Schilder wurden bei einem Künstler aus Niederbayern in Auftrag gegeben. Er erhielt Fotos von Motiven aus Ebersberg und Umgebung und setzte diese dann um. 2010 wurden die Schilder dann zum ersten Mal von einer älteren Dame aus Steinhöring wieder in Stand gesetzt. Nun, zehn Jahre später, ist Johanna Schneider am Pinsel.

Wenn die Bilder alle überarbeitet sind, werden sie noch mit Klarlack überzogen. Zum Einsatz kommen sie dann Mitte April, wenn der Maibaum aufgestellt wird. Um die Schilder am Baum zu befestigen, wird man die Hilfe der Feuerwehr brauchen, so Huber: Die höchsten von ihnen werden auf 20 Metern Höhe angebracht.

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