Süddeutsche Zeitung

Kritik:Zerstörung auf Zeit

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Zukunft Markt Schwaben kritisiert Baumaßnahmen des "Kums"

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Am Erlberg in Markt Schwaben wird gerade ein neues Blockheizkraftwerk gebaut. Mit dem Projekt "Kums" (Kommunalunternehmen Markt Schwaben) will die Gemeinde umweltfreundlich Strom und Wärme erzeugen. Ganz unumstritten ist Kums allerdings nicht. Hauptkritiker ist die kleinste Fraktion im Gemeinderat, die Zukunft Markt Schwaben (ZMS). Von dort kommen jetzt Einwände: In einem Facebook-Posting moniert die ZMS einen "Umweltfrevel". Die von Kums beauftragte Firma zum Bau der Gasleitung habe "das Biotop hinter dem Feuerwehrhaus zerstört". Ein Foto zeigt den aufgeschütteten Kieshaufen.

In dem Graben, wo jetzt auf etwa zehn Metern Quarzkies liegt, fließt normalerweise Regenwasser Richtung Hennigbach ab. Verantwortlich für die Maßnahme ist Kums-Chef Bernhard Wagner, er sieht die Sache grundlegend anders als die ZMS. Demnach handele es sich bei dem betroffenen Graben nicht um ein "Biotop", sondern um eine "Eingrünung", also ein gestalterisches Element. Gut 70 Meter lange Stahlrohre sollen dort verlegt werden. "Die Alternative wäre, unter dem Hennigbach durchzubohren und die Rohre dort zu verlegen", sagte Wagner der SZ am Montag. "Dann wäre ein echtes Biotop betroffen gewesen."

ZMS-Fraktionschef Sascha Hertel ist von dieser Erklärung nicht überzeugt. "Es ist unverständlich, warum man den Kies nicht fünf Meter weiter auf der Wiese unterbringen kann", so Hertel. Selbst wenn man das Biotop hinterher wiederherstelle, sei die Aktion für ihn fragwürdig. "Der Storchenhorst am alten Schulgebäude wurde nach der Zerstörung auch wieder hergerichtet", so Hertel. Seither habe er beobachtet, dass dort keine Storchenpärchen mehr hinkommen. Es sei zu befürchten, dass die Kiesaufschüttung hinter dem Feuerwehrhaus ähnliche Folgen haben könnte.

Die ZMS hat zuletzt öfter Kritik an Kums geäußert. Einen Tag vor der Markt Schwabener Gemeinderatssitzung erklärt die Fraktion weitere Zweifel. In einem "Schnellantrag" an den Gemeinderat stellt die ZMS die Satzung des Unternehmens in Frage. Es geht um einen Tagesordnungspunkt für die Sitzung am Dienstagabend (19 Uhr im Feuerwehrhaus). Der Gemeinderat soll ein neues Mitglied für den Kums-Verwaltungsrat wählen, die ZMS sieht das problematisch. "Die Satzung beinhaltet nach unserer Auffassung keine, jedenfalls keine eindeutige Regelung für ein unterjähriges Ausscheiden von einem Mitglied des Verwaltungsrates", heißt es.

Hintergrund: Gemeinderätin Rita Stiegler will zum 1. Juli den SPD-Fraktionsvorsitz und ihr Amt als Kums-Verwaltungsrätin abgeben, es braucht Ersatz. Im Kums-Verwaltungsrat gab es so einen Fall bereits, 2015 legte Hans-Ludwig Haushofer (FW) sein Gemeinderatsmandat und Kums-Amt nieder, der Gemeinderat wählte seinen Fraktionskollegen Manfred Hoser zum Nachfolger. Dieses Verfahren sieht die ZMS kritisch, weil es in der Satzung nicht klar vorgegeben sei. Hertel fordert, "dass die Satzung geschärft wird". Ob es dazu kommt, dürfte am Dienstag geklärt werden.

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Quelle:
SZ vom 27.06.2017
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