Kriminalstatistik:Gesetzestreue Ebersberger

Im Landkreis passieren so wenige Straftaten wie kaum sonstwo in der Region. Dies zeigt eine aktuelle Statistik des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord. Betrügereien und Diebstähle sind die häufigsten Delikte

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Regionalkrimis sind zwar seit Jahren ein verlässlicher Teil des Unterhaltungswesens, falls es aber einmal eine Serie namens "Soko Ebersberg", wahlweise "Der Bulle vom Forst" oder "Die Ebersberg-Cops" geben sollte, hätte diese sehr wenig mit der Realität zu tun. Denn die Kriminalitätsrate im Landkreis ist niedrig wie selten, das belegt eine aktuelle Statistik des auch für Ebersberg zuständigen Polizeipräsidiums Oberbayern Nord in Ingolstadt. Demnach wurden 2019 im Landkreis 4398 Straftaten gemeldet, das entspricht in etwa dem Vorjahresniveau, damals waren es noch acht Fälle mehr.

Genau zweimal wurde 2019 eine sogenannte "Straftat gegen das Leben" begangen, darunter versteht man Tötungsdelikte und den Versuch davon. Ein Fall sorgte überregional für Aufsehen, ein vermutlich psychisch kranker Mann hatte Anfang des Jahres im Ebersberger Schwesternwohnheim drei Familienangehörige angegriffen und mit Messerstichen teilweise schwer verletzt. Er selbst nahm sich anschließend das Leben. Auch der zweite Fall hat einen familiären Hintergrund. Wie das Polizeipräsidium auf Nachfrage mitteilt, kam es zur Eskalation eines Ehestreites, eine Frau war mit dem Messer auf ihren Mann losgegangen. Im Nachhinein habe sich das eher als Notwehr herausgestellt, heißt es aus der Pressestelle, zumindest wurde keine Anklage wegen versuchten Mordes oder Totschlages erhoben. Streng genommen gehört der Fall ohnehin nicht in die aktuellen Zahlen, er ereignete sich bereits Ende Dezember 2018, allerdings so kurz vor Neujahr, dass er in die 2019er-Statistik wanderte.

Ein gutes Zehntel der im Ebersberger Landkreis begangenen Straftaten stammen aus dem Bereich der "Strafrechtlichen Nebengesetze", 424 derartige Fälle listet die Statistik auf. Der größte Teil sind Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, 341 Fälle nennt die Statistik von 2019, der überwiegende Teil dreht sich um Erwerb und Besitz, am häufigsten festgestellt würden Verstöße mit Cannabisprodukten. 34 Mal hatte jemand gegen Aufenthalts- und Asylgesetze verstoßen.

Sogenannte "Rohheitsdelikte" - das umfasst Raub, Körperverletzung und Freiheitsberaubung - wurden 2019 insgesamt 671 Mal registriert. Der überwiegende Teil, nämlich 516 davon, im Bereich Körperverletzung. 76 Fälle im Bereich "Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung" tauchen in der Statistik auf, 26 Fälle von Widerstand gegen und Angriff auf Vollstreckungsbeamte sowie 593 Fälle von Sachbeschädigung. Wie groß die entstandenen Schäden sind und was genau beschädigt wurde, ist in der Statistik nicht erfasst.

Der allergrößte Teil der im Landkreis Ebersberg begangenen Straftaten sind Eigentumsdelikte. 1120 Vermögens- und Fälschungsdelikte, davon 937 mal Betrug listet die Statistik auf. Wie hoch der Schaden für die Opfer ist, erfasst die Statistik ebensowenig wie die Art des Betruges. Diebstähle gab es 2019 insgesamt 1028 mal, auch hier sind keine Schadenshöhen bekannt. 593 Fälle davon sind einfacher Diebstahl, das bedeutet es wurden Gegenstände gestohlen, die nicht in verschlossenen Räumen oder Behältnissen gelagert oder sonstwie gesichert waren - der "Klassiker" des einfachen Diebstahls ist das unversperrte Fahrrad am Straßenrand. Musste der Dieb dagegen das Schloss knacken, über einen Zaun klettern oder sonst ein Hindernis überwinden, handelt es sich um einen schweren Diebstahl. 436 mal ist dies 2019 im Landkreis vorgekommen. Darunter fallen auch Wohnungseinbrüche, von denen für das vergangene Jahr insgesamt 70 registriert wurden.

Die meisten Straftaten entfielen auf den Landkreisnorden, die Poinger Polizeiinspektion registrierte 2703 der 4398 Fälle des Jahres 2019. Dies ist ein Anstieg im Vergleich zu 2018, als man in Poing noch 2566 wegen Straftaten zu ermitteln hatte. Kompensiert wird dies mit einem Rückgang im Landkreissüden, die Ebersberger Kollegen hatten es 2018 nämlich noch mit insgesamt 1840 Straftaten zu tun, knapp 140 mehr als im vergangenen Jahr.

Die Aufklärungsquote ist allerdings in beiden Polizeiinspektionen von 2018 auf 2019 leicht gesunken. In Ebersberg von 64,6 auf 63,3 Prozent, in Poing von 60,1 auf 56,9 Prozent. Insgesamt lag sie im vergangenen Jahr im Landkreis Ebersberg damit bei 59,4 Prozent, was der niedrigste Wert im Ingolstädter Zuständigkeitsbereich ist. Insgesamt wurden im Bereich Oberbayern 67,5 aller Straftaten aufgeklärt. Am geringsten sind die Chancen, am Flughafen München mit einer Straftat durchzukommen, dort liegt die Aufklärungsquote bei 88,4 Prozent. Allerdings entfällt ein nennenswerter Teil der dort begangenen Straftaten auf Widerstandshandlungen etwa bei Abschiebungen, wo der Täter nicht groß ermittelt werden muss.

Dafür ist die Wahrscheinlichkeit, im Landkreis Ebersberg in eine Straftat verwickelt zu werden, deutlich geringer als in den meisten anderen Landkreisen. Dies ergibt sich aus der sogenannten "Häufigkeitszahl", die Straftaten pro 100 000 Einwohner. Im Zuständigkeitsbereich des Präsidiums in Ingolstadt lag sie 2019 bei 3584 Fällen. Im Landkreis Ebersberg dagegen wurden im vergangenen Jahr lediglich 3094 Straftaten pro 100 000 Einwohner registriert. Am höchsten lag der Wert mit 6563 in der Stadt Ingolstadt, sicherer als in Ebersberg lebt es sich nur noch in Dachau mit 3033, in Erding mit 2939 und in Eichstätt mit 2529 Straftaten pro 100 000 Einwohner. Die übrigen fünf Landkreise im Zuständigkeitsbereich der Ingolstädter - Freising, Fürstenfeldbruck, Landsberg am Lech, Neuburg-Schrobenhausen, Pfaffenhofen an der Ilm und Starnberg - liegen etwas über dem Ebersberger Niveau, aber alle unter 3500.

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