Kreistag Ebersberg:Ausgleich für Klima-Sünden

Der Landkreis denkt über die Einführung der Zukunftsaktie nach

Wer im Mittelalter gesündigt hatte, musste nicht zwangsläufig Höllenqualen nach dem Tod fürchten: Denn es gab ja den Ablasshandel, für eine gewisse Summe konnte man sich von der Bestrafung für die Sünde freikaufen. An diese Praxis fühlte sich Kreisrätin Bianka Poschenrieder (SPD) erinnert, als es nun im Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreistags um die sogenannte Zukunftsaktie ging. Vereinfacht gesagt, kann man durch den Kauf von Zukunftsaktien, wie sie der Nachbarlandkreis München bereits eingeführt hat, eigene Umweltsünden etwas kompensieren. Mit dem Geld, das hereinkommt, werden Klimaschutzprojekte auf regionaler Ebene und in Entwicklungs- und Schwellenländern unterstützt.

Angesiedelt ist das Projekt bei der Energieagentur Ebersberg-München. Im Landkreis München sieht man diese Zukunftsaktie als eine Art Sofortmaßnahme, um neben den langfristigen Maßnahmen auch kurzfristig etwas für den Klimaschutz zu tun. Kaufen können die Aktien zum Preis von zehn Euro pro Stück Unternehmen ebenso wie Privatleute, aber auch die Kreisverwaltung wird in Aktien investieren. Die Dividende sei, so ein Vertreter aus dem Münchner Landratsamt bei der Sitzung in Ebersberg "eine enkeltaugliche Zukunft".

Doch die große Begeisterung brach im Gremium spontan nicht aus. Den Bürgern werde das Gefühl vermittelt, sie könnten sich "freikaufen", sagte Bianka Poschenrieder, sie kritisierte außerdem die hohen Verwaltungskosten, die 16 Prozent der Einnahmen verschlingen werden. Auch ihre Fraktionskollegin Uschi Bittner unterstrich, sie habe große Zweifel, ob dies eine sinnvolle Lösung sei, sie sei bei diesem Projekt "außerordentlich skeptisch". Klimaschutzmanager Hans Gröbmayr bekannte, er habe ähnlich reagiert, als er vor etwa einem Jahr zum ersten Mal von dieser Idee gehört habe. Inzwischen sehe er das anders, denn mit Hilfe der Zukunftsaktien könnten auch im Landkreis Klimaschutzprojekte realisiert werden, die sonst aus Gründen der Wirtschaftlichkeit keine Chance hätten. Die Unterstützung globaler Projekte durch die Einnahmen sei ebenfalls sinnvoll, da man hier mit geringem finanziellen Einsatz sehr große Effekte erzielen könne. Auch Ilke Ackstaller (Grüne) sagte, ihr fielen "massenhaft Dinge ein, die man damit finanzieren könnte", für die aber sonst kein Geld da wäre.

Eine Entscheidung darüber, ob auch der Landkreis Ebersberg die Zukunftsaktie einführt, wurde aber ohnehin noch nicht gefällt. In einigen Wochen soll das Thema erneut auf die Tagesordnung.

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