Kreisklinik:Randale in der Ebersberger Notaufnahme werden mehr

Kreisklinik: Die Ebersberger Kreisklinik.

Die Ebersberger Kreisklinik.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Die Kreisklinik klagt über immer mehr Patienten, die in der Ambulanz ausfällig und teils handgreiflich werden. Die einen sind ungeduldig, andere betrunken.

Von Daniela Gorgs, Ebersberg

Freitagnacht in der Kreisklinik. Ein 44-jähriger Mann zieht in der Notaufnahme plötzlich ein Messer. Das Pflegepersonal ist geschockt und ruft die Polizei. Der Vorfall ging glimpflich aus. Rettungssanitäter konnten den Mann rasch überwältigen. Ein Sprecher der Polizeiinspektion Ebersberg sagt, die Sache habe schlimmer ausgesehen, als sie tatsächlich gewesen sei. Der 44-Jährige sei stark betrunken gewesen und habe in seinem Rausch ein Teppichmesser aus der Hosentasche geholt. Damit habe er den Infusionsschlauch durchschneiden und heimgehen wollen, berichtet der Polizist.

Randale in der Notaufnahme - immer häufiger gibt es verbale und körperliche Übergriffe in Kliniken, auch in Ebersberg. Der Leiter der Notaufnahme, Artur Klaiber, sagt: "Die Gewaltbereitschaft von Patienten nimmt zu." Vor allem am Wochenende hätte das Personal nachts oft mit aggressiven Patienten zu tun. "Sie gehen unsere Pflegekräfte an, schimpfen, werden auch mal handgreiflich." Soweit, dass man einen Sicherheitsdienst brauche, gehe es in Ebersberg jedoch nicht, sagt Klaiber.

Dennoch, den Vorfall neulich mit dem Betrunkenen, habe das Personal als sehr bedrohlich erlebt. Klaiber sagt, es sei immer gut, wenn ein paar kräftige Wesen im Dienst seien, die ausfällig werdende Patienten auch mal in Schach halten könnten. Eine 50-Kilo-Person, wie sie der Chefarzt der Unfallchirurgie auch in seinem Team hat, würde sich in einer bedrohlichen Lage schwerer tun.

"Zum Glück sind die Wege in Ebersberg kurz."

Leider erlaube es der Personalstand nicht, nur die kompakteren Kräfte im Nachtdienst einzusetzen, die im Ernstfall auch mal zupacken könnten. "Zum Glück", sagt Klaiber, "sind die Wege in Ebersberg kurz". Die Polizeistation ist um die Ecke der Klinik. Die Mitarbeiter scheuten sich nicht, Hilfe zu holen, wenn sie bedroht würden und das Team erhalte zudem Deeskalationsschulungen.

Zirka 25 000 ambulante Notfallpatienten verzeichnete das Ebersberger Krankenhaus im vergangenen Jahr. Fälle, in denen Personal körperlich angegriffen wird, sind laut Klaiber selten. Mit Zahlen kann er nicht aufwarten, doch sagt er, im Laufe seines Berufslebens sei ein Anstieg von Gewalt klar erkennbar. Übergriffe gebe es vor allem dann, wenn Patienten unter Alkohol oder Drogen stünden oder die Notaufnahme überfüllt sei.

Das Problem sei, sagt der Ebersberger Chefarzt, dass Patienten keine Geduld mehr hätten. "Das Anspruchsdenken nimmt zu." Medizinische Hilfe müsse zu jeder Tages- und Nachtzeit abrufbar sein, auch für Patienten, die eigentlich keine Notfallpatienten sind. Leider suggeriere die Werbung im Gesundheitswesen mitunter, dass Sofortbehandlung garantiert sei. "Wir sind also nicht ganz unschuldig an der Erwartungshaltung", sagt der Chefarzt. Medizin brauche aber manchmal Zeit.

Um unschöne Diskussionen mit aggressiven Patienten zu vermeiden, entschloss sich die Kreisklinik Ebersberg, ein Anzeigensystem einzuführen, dass die Wartenden über die Auslastung der Ambulanz informiert. Eine erfahrene Pflegekraft sieht sich die Patienten kurz an und schätzt den Schweregrad der Erkrankung beziehungsweise der Verletzung ein.

Muss der Patient sofort auf den OP-Tisch? Hat er einen Herzinfarkt? Nach Dringlichkeit werden die Wartenden organisiert, die schweren Fälle kommen zuerst dran. Die Patienten werden über einen Monitor in der Notaufnahme informiert, wo sie selbst in der Warteliste stehen. Wenn ein Patient weiß, warum und wie lange er warten muss, kann er die Situation wohl besser ertragen - und ruhig bleiben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: