Bundesweiter Warnstreik an kommunalen Kliniken:Wo möglich, bleibt das Skalpell liegen

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Bereits im März 2022 hat der Marburger Bund bundesweit Ärztinnen und Ärzte in kommunalen Kliniken zum Warnstreik aufgerufen. Damals fand die zentrale Kundgebung in Frankfurt statt, genauso wie auch dieses Mal. (Foto: Arne Dedert/dpa)

Nach einem Aufruf der Ärztegewerkschaft beteiligt sich auch ärztliches Personal der Ebersberger Kreisklinik an dem Warnstreik am Montag. Die Notfallversorgung bleibt jedoch sichergestellt.

Von Johanna Feckl, Ebersberg

An der Kreisklinik könnte es am Montag für Patientinnen und Patienten zu Wartezeiten kommen, Grund ist eine Tarifauseinandersetzung des Marburger Bundes mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA). In dem Zusammenhang hat Deutschlands größter Ärzteverband und einzige Ärztegewerkschaft, für Montag, 16. September, bundesweit 60.000 Ärztinnen und Ärzte an den kommunalen Kliniken zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen – auch ärztliches Personal der Ebersberger Kreisklinik wird sich am Streik beteiligen, wie eine Kliniksprecherin mitteilte.

Laut einer Pressemitteilung hat sich der Marburger Bund nach zwei erfolglosen Verhandlungsrunden mit der VKA nun zu diesem Schritt entschlossen. Demnach zeige die VKA „keine Bereitschaft zu konstruktiven Verhandlungen“, stattdessen würde sie „jede Forderungen nach einer Verbesserung der Regelungen zu Schicht- und Wechselschichtdiensten“ ablehnen.

Gefordert wird eine lineare Erhöhung der Gehälter um 8,5 Prozent bezogen auf ein Jahr, bei der angestrebten Reform der Schicht- und Wechselschichtarbeit sollen „die schwer zu kontrollierenden und teilweise manipulationsanfälligen Tarifregelungen“ durch ein deutlich vereinfachtes System ersetzt werden, und auch die Regelungen zur rechtzeitigen Dienstplanung sollen auf die Arbeit in Schichten ausgeweitet werden. Daneben stehen Verbesserungen für Ärztinnen und Ärzte, die regelmäßig Rufbereitschaft leisten, und eine deutliche Anhebung der Bereitschaftsdienstentgelte auf dem Plan.

Bei geplanten OPs an der Kreisklinik kann es zu Verzögerungen oder Verschiebungen kommen

„Die destruktive und respektlose Haltung der VKA erfordert (...) ein klares Stoppsignal“, heißt in der Pressemitteilung. Es ist die Rede von einer „Hinhaltetaktik, die jede Form von Wertschätzung vermissen lässt“. Aus diesem Grund hat die Gewerkschaft ihre Mitglieder in den tarifgebundenen kommunalen Kliniken zu dem Streik aufgerufen, um der VKA „gemeinsam und lautstark“ zu zeigen, „dass wir nicht nur für das Wohlergehen unserer Patientinnen und Patienten, sondern auch für unser eigenes Wohlergehen einstehen – und dazu gehören vernünftige Arbeitsbedingungen und eine faire Bezahlung“, wird Andreas Botzlar, Landesverbandsvorsitzender des Marburger Bundes Bayern, zitiert.

Der Warnstreik der Ärztinnen und Ärzte findet unmittelbar vor der nächsten Verhandlungsrunde am 17. und 18. September in Berlin statt. Der Streikaufruf bezieht sich auch auf mehrere hundert kommunale Krankenhäuser in Bayern. Dazu zählt die Ebersberger Kreisklinik.

„Die Notfallversorgung von Patientinnen und Patienten ist an diesem Tag jedoch sichergestellt“, sagt Martin Ellmaurer, Personalleiter und stellvertretender Geschäftsführer der Klinik. Allerdings könne es bei geplanten Eingriffen zu Verzögerungen oder Verschiebungen kommen.

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