Krankenhausfinanzierung:"Die Lage ist wirtschaftlich so schwierig wie noch nie"
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Stefan Huber, der Geschäftsführer der Ebersberger Kreisklinik, war bei der Großdemo für eine bessere Klinikfinanzierung in Berlin dabei. Er fordert ein Inflationspaket vom Bund.
Von Barbara Mooser, Ebersberg/Berlin
Wenn andere Kliniken in den vergangenen Jahren finanziell taumelten, ging es der Kreisklinik Ebersberg immer noch vergleichsweise gut. In manchen Jahren gelang der Einrichtung sogar das Kunststück, schwarze Zahlen zu schreiben. In diesem Jahr hingegen, wird die Kreisklinik tief in den roten Bereich rutschen - wie tief, dazu äußert sich Geschäftsführer Stefan Huber vorerst noch nicht öffentlich, zuerst will er am Montag dem Aufsichtsrat die Zahlen vorlegen. Dass die Situation ernst ist, das sagt er jedoch ganz offen: "Die Lage ist wirtschaftlich so schwierig wie noch nie."
Huber war deshalb am Mittwoch auch in Berlin dabei, als Vertreter des Gesundheitswesens bei einer Demonstration vor einem ungeordneten Klinik-Sterben warnten und eine bessere finanzielle Ausstattung vom Bund forderten. Auch in der Kreisklinik machten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Situation aufmerksam - durch Aufkleber auf der Kleidung und Flyer, die die Patientinnen und Patienten mit dem Frühstück erhielten. An der Patientenversorgung habe es hingegen keine Abstriche gegeben, erläutert eine Klinik-Sprecherin, schließlich habe es sich um eine Demonstration, keinen Streik gehandelt.
Die schwierige Situation der Kliniken ist laut Huber "ganz klar systembedingt". Denn die Erlöse basierten auf Kostenrechnungen von vor zwei Jahren - seitdem seien die Energiekosten enorm gestiegen, ebenso wie die Inflation. Auch die höheren Gehaltsabschlüsse machen sich bemerkbar. "Die Erlöse reichen bei weitem nicht aus, um die Betriebskosten zu decken", erläutert Huber. Er und viele andere Verantwortliche im Gesundheitswesen fordern daher, dass der Bund ein Inflationspaket für die Kliniken schnürt, um die Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben auszugleichen.
Andernfalls drohten noch mehr Kliniken, in die Schieflage zu geraten. Sogar wichtige Häuser wie etwa das Rotkreuzklinikum in München haben bereits Insolvenz angemeldet. Laut Huber werden in diesem Jahr bis zu 50 Klinikinsolvenzen prognostiziert: "Es ist ein Wahnsinn, was da gerade passiert."
Trotz der schwierigen Situation rechnet Huber aber weiterhin nicht damit, dass auch die Kreisklinik in ihrem Bestand bedroht sein könnte. "Die Kreisklinik ist bedarfsnotwendig", so Huber. Sie sei für 250 000 Menschen im weiteren Umland wichtige Anlaufstelle.
Allerdings haben rote Zahlen bei der Kreisklinik auch Auswirkungen auf das Finanzgefüge des Landkreises insgesamt. Der Kreistag hat sich nämlich verpflichtet, Betriebsdefizite auszugleichen, sofern es der Kreisklinik in den fünf Jahren nach dem Defizit nicht selbst gelingt, das finanzielle Loch zu stopfen. Er rechne derzeit nicht damit, das aktuelle Defizit in den kommenden Jahren ausgleichen zu können, sagt Huber, "wir werden also 2028 wahrscheinlich einen Ausgleich vom Landkreis brauchen".