Kreisjugendring:Bandcontest als Solo-Leistung

Mangels Anmeldungen muss der KJR seinen Wettbewerb absagen

Von Victor Sattler, Ebersberg

Einen "Lord of the Boars", also einen Herr der Eber, wird der Kreisjugendring (KJR) Ebersberg mit seinem gleichnamigen Bandcontest vorerst nicht küren können. Die musikalischen Jugendlichen unter 27 Jahren im Landkreis haben sich einfach nicht aus dem Unterholz herausgetraut. Mangels Anmeldungen musste der Wettbewerb nun nach langen Anstrengungen und viel Engagement des Jugendrings abgesagt werden.

"Wir bedauern das sehr", sagt Organisatorin Blandine Ehrl und sucht die Ursachen auch beim KJR selbst. Diese sollen bald auf einer Tagung genauer beleuchtet werden, es sei nicht auszuschließen, dass ein Personalwechsel im KJR mit Kommunikationsproblemen die Vermarktung des Contests erschwert habe. "Das Projekt lag nicht von Anfang bis Ende in ein- und derselben Hand", sagt Ehrl. Trotzdem haben alle Verantwortlichen mit viel Optimismus und Leidenschaft auf allen Kanälen, inklusive Social Media, seit Juni für den Wettbewerb die Werbetrommel gerührt.

Reichlich Geduld hatten sie beim KJR mit den Nachwuchstalenten, immerhin braucht es zum Schritt auf die Bühne eine ordentliche Portion Mut. Nach verlängerter Anmeldefrist und angepassten Vorstellungen fanden sich endlich drei Bands, mit deren Siegeswillen es leider nicht weit her war: Zwei sprangen wieder ab und "mit einer Band kann man beim besten Willen kein Finale veranstalten", fasst Ehrl das Problem zusammen. Warum sich die anderen nicht getraut haben? Einer potenziellen Teilnehmer-Band sei es unangenehm gewesen, dass sie nur Cover-Songs und keine eigenen Lieder spielen könnte. Der große Respekt vor der Konkurrenz ließ den Contest dann konkurrenzlos zurück.

Mit diesen Herausforderungen bei der Talentförderung steht der Landkreis freilich nicht allein: Auch der Münchner Landkreis muss um die Gunst der Newcomer-Bands regelrecht kämpfen. Der eingefleischte Ebersberger Gitarrist Jakob Greithanner, der sich für "Lord of the Boars" als Juror gemeldet hatte, sieht darin einen Wandel der Mentalität: Probenräume in Jugendzentren seien vielerorts verwaist, die Amateurmusikszene nicht mehr das, was sie mal war. "Wir dürfen uns nicht entmutigen lassen, den jungen Musikern unter die Arme zu greifen", konstatiert Greithanner.

Und tatsächlich, von Entmutigung kann keine Rede sein: Die Sponsoren der Hauptpreise, darunter eine professionelle Aufnahmesession im Tonstudio, haben laut Blandine Ehrl "cool auf die Nachricht reagiert" und ihre Prämien weiter in Aussicht gestellt. Den Bands, die beim Contest die Stange gehalten hätten, bietet der KJR die Teilnahme an anderen Ausschreibungen an, um den guten Wettbewerbsgeist weiter hochzuhalten, sowie einen Auftritt beim Festival "KULT8", um die Messlatte, von der sich manch einer heutzutage vielleicht verunsichern lässt, auch mal locker beiseite zu lassen.

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